fe, über 100. T[o]isen. Hineingeschüttetes Wasser fiel erst nach einer halben Minute hinab; 4. Pferde darneben trei- ben Tag und Nacht die Maschine; sie ist so eingerichtet, daß, indem an den Ketten ein Eimer heraufkömmt, sich der andre unten anfüllt. Die Eimer sind gros, und ha- ben im Boden 3. ausgeschnittene Kegel, wie an den Pum- pen, das Wasser stößt diese auf, dringt hinein und stößt sie selber zu. Kömmt der Eimer zum Behältnis herauf, so faßt ihn ein grosser eiserner Haken, hebt ihn ganz in die Höhe, daß alles bis auf den letzten Tropfen heraus- fällt. Das ist eine herrliche Einrichtung. Das Be- hältnis ist ein wahrer See, in einem prächtigen wieder- hallenden Gewölbe, worin aber das Wasser ganz grün aussieht. Aus diesem fliest es unten durch eine Röhre ins Haus, und vertheilt sich nach allen Gegenden des Schlos- ses, so daß es nirgends darf hingetragen werden. Die- se Einrichtung gefiel mir ungemein, auch wegen der vie- len Bösewichter und Narren etc. Tiefe, Maas, und alle Zahlen von dem Brunnen sind auf einem gedruck- ten Zettel, den ich aber von dem Kerl zu fordern unter dem wilden Geschrei der Kostgänger vergas.
Den 10ten Jun.
Le Cabinet des Medailles du Roi. In eben dem Gebäude, wo Bücher, Handschriften und Kupfer- stiche sind, steht auch in einem grossen Saal diese kostba- re Sammlung. Der jetzige Garde, der Abbe' Barthe- lemy, ist ein sehr belebter, höflicher Mann, der mich auf meines lieben D'Aubenton's vielgeltende Empfeh- lung allein zu seinen Münzen führte. Sie standen in 5. 6. gelb angestrichnen Kästen, die auf Tischen stehen,
die
fe, uͤber 100. T[o]iſen. Hineingeſchuͤttetes Waſſer fiel erſt nach einer halben Minute hinab; 4. Pferde darneben trei- ben Tag und Nacht die Maſchine; ſie iſt ſo eingerichtet, daß, indem an den Ketten ein Eimer heraufkoͤmmt, ſich der andre unten anfuͤllt. Die Eimer ſind gros, und ha- ben im Boden 3. ausgeſchnittene Kegel, wie an den Pum- pen, das Waſſer ſtoͤßt dieſe auf, dringt hinein und ſtoͤßt ſie ſelber zu. Koͤmmt der Eimer zum Behaͤltnis herauf, ſo faßt ihn ein groſſer eiſerner Haken, hebt ihn ganz in die Hoͤhe, daß alles bis auf den letzten Tropfen heraus- faͤllt. Das iſt eine herrliche Einrichtung. Das Be- haͤltnis iſt ein wahrer See, in einem praͤchtigen wieder- hallenden Gewoͤlbe, worin aber das Waſſer ganz gruͤn ausſieht. Aus dieſem flieſt es unten durch eine Roͤhre ins Haus, und vertheilt ſich nach allen Gegenden des Schloſ- ſes, ſo daß es nirgends darf hingetragen werden. Die- ſe Einrichtung gefiel mir ungemein, auch wegen der vie- len Boͤſewichter und Narren ꝛc. Tiefe, Maas, und alle Zahlen von dem Brunnen ſind auf einem gedruck- ten Zettel, den ich aber von dem Kerl zu fordern unter dem wilden Geſchrei der Koſtgaͤnger vergas.
Den 10ten Jun.
Le Cabinet des Medailles du Roi. In eben dem Gebaͤude, wo Buͤcher, Handſchriften und Kupfer- ſtiche ſind, ſteht auch in einem groſſen Saal dieſe koſtba- re Sammlung. Der jetzige Garde, der Abbe’ Barthe- lemy, iſt ein ſehr belebter, hoͤflicher Mann, der mich auf meines lieben D’Aubenton’s vielgeltende Empfeh- lung allein zu ſeinen Muͤnzen fuͤhrte. Sie ſtanden in 5. 6. gelb angeſtrichnen Kaͤſten, die auf Tiſchen ſtehen,
die
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fe, uͤber 100. Toiſen. Hineingeſchuͤttetes Waſſer fiel erſt
nach einer halben Minute hinab; 4. Pferde darneben trei-
ben Tag und Nacht die Maſchine; ſie iſt ſo eingerichtet,
daß, indem an den Ketten ein Eimer heraufkoͤmmt, ſich
der andre unten anfuͤllt. Die Eimer ſind gros, und ha-
ben im Boden 3. ausgeſchnittene Kegel, wie an den Pum-
pen, das Waſſer ſtoͤßt dieſe auf, dringt hinein und ſtoͤßt
ſie ſelber zu. Koͤmmt der Eimer zum Behaͤltnis herauf,
ſo faßt ihn ein groſſer eiſerner Haken, hebt ihn ganz in
die Hoͤhe, daß alles bis auf den letzten Tropfen heraus-
faͤllt. Das iſt eine herrliche Einrichtung. Das Be-
haͤltnis iſt ein wahrer See, in einem praͤchtigen wieder-
hallenden Gewoͤlbe, worin aber das Waſſer ganz gruͤn
ausſieht. Aus dieſem flieſt es unten durch eine Roͤhre ins
Haus, und vertheilt ſich nach allen Gegenden des Schloſ-
ſes, ſo daß es nirgends darf hingetragen werden. Die-
ſe Einrichtung gefiel mir ungemein, auch wegen der vie-
len Boͤſewichter und Narren ꝛc. Tiefe, Maas, und
alle Zahlen von dem Brunnen ſind auf einem gedruck-
ten Zettel, den ich aber von dem Kerl zu fordern unter
dem wilden Geſchrei der Koſtgaͤnger vergas.
Den 10ten Jun.
Le Cabinet des Medailles du Roi. In eben
dem Gebaͤude, wo Buͤcher, Handſchriften und Kupfer-
ſtiche ſind, ſteht auch in einem groſſen Saal dieſe koſtba-
re Sammlung. Der jetzige Garde, der Abbe’ Barthe-
lemy, iſt ein ſehr belebter, hoͤflicher Mann, der mich
auf meines lieben D’Aubenton’s vielgeltende Empfeh-
lung allein zu ſeinen Muͤnzen fuͤhrte. Sie ſtanden in
5. 6. gelb angeſtrichnen Kaͤſten, die auf Tiſchen ſtehen,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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