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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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damals schon gemacht ward. Ein Beweis, daß die
Welt nicht alle Tage schlimmer wird. Es ist vergoldete
Bronze, an einer Seite angebrochen etc. Als wir eben
die päbstlichen Münzen, nach denen ich gefragt hatte,
nachsehen wolten, ward mein gefälliger Abbe' abgerufen.
Er muste fortgehen, und so verlor ich diese Gelegenheit.
Ich ging hierauf zum

Cabinet d'Estampes du Roi zurück, und fuhr
da fort, (S. d. 6. Jun.) die vornehmsten Werke jeder
Nation durchzusehen; forderte also IV) von den Teut-
schen, Albert Dürers
und Rubens Werke. Des lez-
tern Kupferstiche nach seinen Malereien füllen 5. grosse
Folianten. Ich bewunderte eine Menge herrlicher Blät-
ter, doch hat er sehr viel katholische Sujets behandelt.
V) Von den Engelländern wolt' ich L'Oeuvre de
Hogarth
sehen, aber Mr. Joly gestand, daß ers selber
noch nicht habe. VI) Les Animaux en Migniatu-
re
,
illuminirt, auf halben Bogen von Pergament. Die
meisten sind von Aubriet und von der Dem. Bassepor-
te,
die Kunst ist herrlich, die Natur ist aber nicht über-
all treu nachgeahmt; es sind vierfüssige Thiere, Vögel,
Eidechsen, Schlangen, Insekten und Conchylien vorge-
stellt. Man ergötzt das Auge, man lockt alle Leute mit
diesen Folianten zu sich, aber man lernt nichts. Die
Namen sind entsetzlich verdorben und äusserst falsch ge-
wählt, sonderlich die lateinischen. Von der Dem. Bas-
seporte
war ein grosser Bezoar gemahlt, alle Nüancen
sind darin ausgedrückt. Er sieht wie eine Erdkugel,
wie eine Landcharte von weitem aus. Ich besah hier-
auf

Le Mausolee de Guill. Franc. Joly de Fleu-
ry.
Das ist, was mir unter allen Grabmählern und

verbli-
N

damals ſchon gemacht ward. Ein Beweis, daß die
Welt nicht alle Tage ſchlimmer wird. Es iſt vergoldete
Bronze, an einer Seite angebrochen ꝛc. Als wir eben
die paͤbſtlichen Muͤnzen, nach denen ich gefragt hatte,
nachſehen wolten, ward mein gefaͤlliger Abbe’ abgerufen.
Er muſte fortgehen, und ſo verlor ich dieſe Gelegenheit.
Ich ging hierauf zum

Cabinet d’Eſtampes du Roi zuruͤck, und fuhr
da fort, (S. d. 6. Jun.) die vornehmſten Werke jeder
Nation durchzuſehen; forderte alſo IV) von den Teut-
ſchen, Albert Duͤrers
und Rubens Werke. Des lez-
tern Kupferſtiche nach ſeinen Malereien fuͤllen 5. groſſe
Folianten. Ich bewunderte eine Menge herrlicher Blaͤt-
ter, doch hat er ſehr viel katholiſche Sujets behandelt.
V) Von den Engellaͤndern wolt’ ich L’Oeuvre de
Hogarth
ſehen, aber Mr. Joly geſtand, daß ers ſelber
noch nicht habe. VI) Les Animaux en Migniatu-
re
,
illuminirt, auf halben Bogen von Pergament. Die
meiſten ſind von Aubriet und von der Dem. Baſſepor-
te,
die Kunſt iſt herrlich, die Natur iſt aber nicht uͤber-
all treu nachgeahmt; es ſind vierfuͤſſige Thiere, Voͤgel,
Eidechſen, Schlangen, Inſekten und Conchylien vorge-
ſtellt. Man ergoͤtzt das Auge, man lockt alle Leute mit
dieſen Folianten zu ſich, aber man lernt nichts. Die
Namen ſind entſetzlich verdorben und aͤuſſerſt falſch ge-
waͤhlt, ſonderlich die lateiniſchen. Von der Dem. Baſ-
ſeporte
war ein groſſer Bezoar gemahlt, alle Nuͤancen
ſind darin ausgedruͤckt. Er ſieht wie eine Erdkugel,
wie eine Landcharte von weitem aus. Ich beſah hier-
auf

Le Mauſolée de Guill. Franç. Joly de Fleu-
ry.
Das iſt, was mir unter allen Grabmaͤhlern und

verbli-
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[193/0217] damals ſchon gemacht ward. Ein Beweis, daß die Welt nicht alle Tage ſchlimmer wird. Es iſt vergoldete Bronze, an einer Seite angebrochen ꝛc. Als wir eben die paͤbſtlichen Muͤnzen, nach denen ich gefragt hatte, nachſehen wolten, ward mein gefaͤlliger Abbe’ abgerufen. Er muſte fortgehen, und ſo verlor ich dieſe Gelegenheit. Ich ging hierauf zum Cabinet d’Eſtampes du Roi zuruͤck, und fuhr da fort, (S. d. 6. Jun.) die vornehmſten Werke jeder Nation durchzuſehen; forderte alſo IV) von den Teut- ſchen, Albert Duͤrers und Rubens Werke. Des lez- tern Kupferſtiche nach ſeinen Malereien fuͤllen 5. groſſe Folianten. Ich bewunderte eine Menge herrlicher Blaͤt- ter, doch hat er ſehr viel katholiſche Sujets behandelt. V) Von den Engellaͤndern wolt’ ich L’Oeuvre de Hogarth ſehen, aber Mr. Joly geſtand, daß ers ſelber noch nicht habe. VI) Les Animaux en Migniatu- re, illuminirt, auf halben Bogen von Pergament. Die meiſten ſind von Aubriet und von der Dem. Baſſepor- te, die Kunſt iſt herrlich, die Natur iſt aber nicht uͤber- all treu nachgeahmt; es ſind vierfuͤſſige Thiere, Voͤgel, Eidechſen, Schlangen, Inſekten und Conchylien vorge- ſtellt. Man ergoͤtzt das Auge, man lockt alle Leute mit dieſen Folianten zu ſich, aber man lernt nichts. Die Namen ſind entſetzlich verdorben und aͤuſſerſt falſch ge- waͤhlt, ſonderlich die lateiniſchen. Von der Dem. Baſ- ſeporte war ein groſſer Bezoar gemahlt, alle Nuͤancen ſind darin ausgedruͤckt. Er ſieht wie eine Erdkugel, wie eine Landcharte von weitem aus. Ich beſah hier- auf Le Mauſolée de Guill. Franç. Joly de Fleu- ry. Das iſt, was mir unter allen Grabmaͤhlern und verbli- N

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/217>, abgerufen am 24.11.2024.