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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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ne Addresse und Bekanntschaft, blos weil ich im Al-
manac de Paris
gelesen hatte, daß da eine Bibliothek
und Kabinet zu finden sei, lies mich auf die Bibliothek
führen, und fand da einen alten, ganz weis gekleideten
Ordens-Mann, dessen Namen ich nicht mehr weis. Er
schien sehr ernstlich zu studieren, wies mir aber doch mit
der grösten Höflichkeit die Bibliothek. Er hatte sich über
den grossen Katalog noch ein Repertorium nach dem Al-
phabet der Autoren gemacht, die Zimmer haben Namen,
die Schränke Zahlen, und die Bücher Nummern; so
konnten wir in einem Augenblick finden, was wir wolten.
Und in jedem Buch selber steht allemahl wieder der Name
oder der Buchstabe des Zimmers, die grosse Zahl des
Schranks und die arabische Zahl des Buchs, so konnte
man auch leicht eine grosse Menge gebrauchte Bücher
wieder an ihre gehörige Stellen bringen. Von Theologi-
schen, Historischen, Medicinischen, Philosophischen, Na-
turhistorischen fand ich einen grossen Vorrath, sonderlich
in der Litteraturgeschichte, vollständige Suiten vom Jour-
nal des Savans, Gazette de France &c.
die sonst
selten complet sind, auch Luthers, Erasmus etc. Wer-
ke. Im Katalog über die Naturgeschichte fand ich zwar
eine andere noch ältere Edition vom Sibbaldus, aber
seine Balaenologia wieder nicht. Honoratus Fabri
de generat. anim. et plant.
wollt' ich mir geben las-
sen, als mein gefälliger Pater abgerufen ward, nnd mich
noch einen Blick aufs Naturalienkabinet thun ließ. Da
fand ich aber so viel Schönes, daß ich ihn um Erlaub-
nis bat, das alles durchzugehen, worauf er mich zum P.
Nicolson
führte, der von dem Augenblick an mein ge-
liebter Freund ward. Ein Mann, mit einem silber-
grauen Kopfe, von einem drittehalbjährigen Aufenthalt

auf

ne Addreſſe und Bekanntſchaft, blos weil ich im Al-
manac de Paris
geleſen hatte, daß da eine Bibliothek
und Kabinet zu finden ſei, lies mich auf die Bibliothek
fuͤhren, und fand da einen alten, ganz weis gekleideten
Ordens-Mann, deſſen Namen ich nicht mehr weis. Er
ſchien ſehr ernſtlich zu ſtudieren, wies mir aber doch mit
der groͤſten Hoͤflichkeit die Bibliothek. Er hatte ſich uͤber
den groſſen Katalog noch ein Repertorium nach dem Al-
phabet der Autoren gemacht, die Zimmer haben Namen,
die Schraͤnke Zahlen, und die Buͤcher Nummern; ſo
konnten wir in einem Augenblick finden, was wir wolten.
Und in jedem Buch ſelber ſteht allemahl wieder der Name
oder der Buchſtabe des Zimmers, die groſſe Zahl des
Schranks und die arabiſche Zahl des Buchs, ſo konnte
man auch leicht eine groſſe Menge gebrauchte Buͤcher
wieder an ihre gehoͤrige Stellen bringen. Von Theologi-
ſchen, Hiſtoriſchen, Mediciniſchen, Philoſophiſchen, Na-
turhiſtoriſchen fand ich einen groſſen Vorrath, ſonderlich
in der Litteraturgeſchichte, vollſtaͤndige Suiten vom Jour-
nal des Savans, Gazette de France &c.
die ſonſt
ſelten complet ſind, auch Luthers, Erasmus ꝛc. Wer-
ke. Im Katalog uͤber die Naturgeſchichte fand ich zwar
eine andere noch aͤltere Edition vom Sibbaldus, aber
ſeine Balaenologia wieder nicht. Honoratus Fabri
de generat. anim. et plant.
wollt’ ich mir geben laſ-
ſen, als mein gefaͤlliger Pater abgerufen ward, nnd mich
noch einen Blick aufs Naturalienkabinet thun ließ. Da
fand ich aber ſo viel Schoͤnes, daß ich ihn um Erlaub-
nis bat, das alles durchzugehen, worauf er mich zum P.
Nicolſon
fuͤhrte, der von dem Augenblick an mein ge-
liebter Freund ward. Ein Mann, mit einem ſilber-
grauen Kopfe, von einem drittehalbjaͤhrigen Aufenthalt

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[228/0252] ne Addreſſe und Bekanntſchaft, blos weil ich im Al- manac de Paris geleſen hatte, daß da eine Bibliothek und Kabinet zu finden ſei, lies mich auf die Bibliothek fuͤhren, und fand da einen alten, ganz weis gekleideten Ordens-Mann, deſſen Namen ich nicht mehr weis. Er ſchien ſehr ernſtlich zu ſtudieren, wies mir aber doch mit der groͤſten Hoͤflichkeit die Bibliothek. Er hatte ſich uͤber den groſſen Katalog noch ein Repertorium nach dem Al- phabet der Autoren gemacht, die Zimmer haben Namen, die Schraͤnke Zahlen, und die Buͤcher Nummern; ſo konnten wir in einem Augenblick finden, was wir wolten. Und in jedem Buch ſelber ſteht allemahl wieder der Name oder der Buchſtabe des Zimmers, die groſſe Zahl des Schranks und die arabiſche Zahl des Buchs, ſo konnte man auch leicht eine groſſe Menge gebrauchte Buͤcher wieder an ihre gehoͤrige Stellen bringen. Von Theologi- ſchen, Hiſtoriſchen, Mediciniſchen, Philoſophiſchen, Na- turhiſtoriſchen fand ich einen groſſen Vorrath, ſonderlich in der Litteraturgeſchichte, vollſtaͤndige Suiten vom Jour- nal des Savans, Gazette de France &c. die ſonſt ſelten complet ſind, auch Luthers, Erasmus ꝛc. Wer- ke. Im Katalog uͤber die Naturgeſchichte fand ich zwar eine andere noch aͤltere Edition vom Sibbaldus, aber ſeine Balaenologia wieder nicht. Honoratus Fabri de generat. anim. et plant. wollt’ ich mir geben laſ- ſen, als mein gefaͤlliger Pater abgerufen ward, nnd mich noch einen Blick aufs Naturalienkabinet thun ließ. Da fand ich aber ſo viel Schoͤnes, daß ich ihn um Erlaub- nis bat, das alles durchzugehen, worauf er mich zum P. Nicolſon fuͤhrte, der von dem Augenblick an mein ge- liebter Freund ward. Ein Mann, mit einem ſilber- grauen Kopfe, von einem drittehalbjaͤhrigen Aufenthalt auf

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/252>, abgerufen am 22.11.2024.