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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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In Frankreich und Engelland, am wenigsten in Ita-
lien,
gestand Barthelemon, würde man so was nicht
erleben, und ich versicherte ihn, daß er in Paris und
auch in kleinern französischen Städten ehrliche Leute, ehr-
liche Dienstboten, auch nicht suchen müsse. --

Der Weg von Paris nach Versailles ist 4. Stun-
den. Man fährt an der Seite der Thuilleries hin,
und hat bis an die Residenz eine schöne, breite, mit Bäu-
men besetzte, in der Mitte gepflasterte Allee, die durch ei-
nige Dörfer, und durch Seve geht. Das Schönste
ist, daß auf dem ganzen Wege von Distanz zu Di-
stanz grün angestrichene Säulen stehen, von denen quer
über den Weg Schnüre gezogen sind, an denen vortrefli-
che Laternen hängen. Nachts ist also der ganze Weg er-
leuchtet, weil auch keine Stunde ist, in der nicht Wagen
und Karossen hin und herfahren. Oesters kehrt die Kö-
nigin, wenn sie in Paris im Spektakel ist, noch des
Nachts nach Versailles zurück. Vor Versailles wer-
den die Strassen sehr breit, und sind zu beiden Seiten
mit Bäumen besetzt, sowohl für die Spaziergehenden, als
für die Karossen.

Versailles selber hat wenig äusserliche Pracht. Die
Anlage ist ganz ländlich, hat viel ähnliches mit Carls-
ruhe,
und sieht einem Dorfe ähnlicher als einer königl.
Residenz. Die Strassen sind alle breit und man athmet
eine viel bessere Luft da, als in dem häßlichen Paris.
Die Häuser sind alle niedrig, klein, wenigstens von den
alten haben die meisten nur einen Stock, es gibt aber
auch sehr grosse und schöne, und überall wird gebaut. In
Zeit von 15. -- 20. Jahren wird Versailles ein herrli-
cher Ort seyn. Die Strassen sind alle gerade, durch-

kreutzen

In Frankreich und Engelland, am wenigſten in Ita-
lien,
geſtand Barthelemon, wuͤrde man ſo was nicht
erleben, und ich verſicherte ihn, daß er in Paris und
auch in kleinern franzoͤſiſchen Staͤdten ehrliche Leute, ehr-
liche Dienſtboten, auch nicht ſuchen muͤſſe. —

Der Weg von Paris nach Verſailles iſt 4. Stun-
den. Man faͤhrt an der Seite der Thuilleries hin,
und hat bis an die Reſidenz eine ſchoͤne, breite, mit Baͤu-
men beſetzte, in der Mitte gepflaſterte Allee, die durch ei-
nige Doͤrfer, und durch Seve geht. Das Schoͤnſte
iſt, daß auf dem ganzen Wege von Diſtanz zu Di-
ſtanz gruͤn angeſtrichene Saͤulen ſtehen, von denen quer
uͤber den Weg Schnuͤre gezogen ſind, an denen vortrefli-
che Laternen haͤngen. Nachts iſt alſo der ganze Weg er-
leuchtet, weil auch keine Stunde iſt, in der nicht Wagen
und Karoſſen hin und herfahren. Oeſters kehrt die Koͤ-
nigin, wenn ſie in Paris im Spektakel iſt, noch des
Nachts nach Verſailles zuruͤck. Vor Verſailles wer-
den die Straſſen ſehr breit, und ſind zu beiden Seiten
mit Baͤumen beſetzt, ſowohl fuͤr die Spaziergehenden, als
fuͤr die Karoſſen.

Verſailles ſelber hat wenig aͤuſſerliche Pracht. Die
Anlage iſt ganz laͤndlich, hat viel aͤhnliches mit Carls-
ruhe,
und ſieht einem Dorfe aͤhnlicher als einer koͤnigl.
Reſidenz. Die Straſſen ſind alle breit und man athmet
eine viel beſſere Luft da, als in dem haͤßlichen Paris.
Die Haͤuſer ſind alle niedrig, klein, wenigſtens von den
alten haben die meiſten nur einen Stock, es gibt aber
auch ſehr groſſe und ſchoͤne, und uͤberall wird gebaut. In
Zeit von 15. — 20. Jahren wird Verſailles ein herrli-
cher Ort ſeyn. Die Straſſen ſind alle gerade, durch-

kreutzen
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[290/0314] In Frankreich und Engelland, am wenigſten in Ita- lien, geſtand Barthelemon, wuͤrde man ſo was nicht erleben, und ich verſicherte ihn, daß er in Paris und auch in kleinern franzoͤſiſchen Staͤdten ehrliche Leute, ehr- liche Dienſtboten, auch nicht ſuchen muͤſſe. — Der Weg von Paris nach Verſailles iſt 4. Stun- den. Man faͤhrt an der Seite der Thuilleries hin, und hat bis an die Reſidenz eine ſchoͤne, breite, mit Baͤu- men beſetzte, in der Mitte gepflaſterte Allee, die durch ei- nige Doͤrfer, und durch Seve geht. Das Schoͤnſte iſt, daß auf dem ganzen Wege von Diſtanz zu Di- ſtanz gruͤn angeſtrichene Saͤulen ſtehen, von denen quer uͤber den Weg Schnuͤre gezogen ſind, an denen vortrefli- che Laternen haͤngen. Nachts iſt alſo der ganze Weg er- leuchtet, weil auch keine Stunde iſt, in der nicht Wagen und Karoſſen hin und herfahren. Oeſters kehrt die Koͤ- nigin, wenn ſie in Paris im Spektakel iſt, noch des Nachts nach Verſailles zuruͤck. Vor Verſailles wer- den die Straſſen ſehr breit, und ſind zu beiden Seiten mit Baͤumen beſetzt, ſowohl fuͤr die Spaziergehenden, als fuͤr die Karoſſen. Verſailles ſelber hat wenig aͤuſſerliche Pracht. Die Anlage iſt ganz laͤndlich, hat viel aͤhnliches mit Carls- ruhe, und ſieht einem Dorfe aͤhnlicher als einer koͤnigl. Reſidenz. Die Straſſen ſind alle breit und man athmet eine viel beſſere Luft da, als in dem haͤßlichen Paris. Die Haͤuſer ſind alle niedrig, klein, wenigſtens von den alten haben die meiſten nur einen Stock, es gibt aber auch ſehr groſſe und ſchoͤne, und uͤberall wird gebaut. In Zeit von 15. — 20. Jahren wird Verſailles ein herrli- cher Ort ſeyn. Die Straſſen ſind alle gerade, durch- kreutzen

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/314>, abgerufen am 22.11.2024.