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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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10) Der Frühling, (auf der Seite gegen Mittag.
Von unten kam ich herauf, auf der Seite gegen Mitter-
nacht ging ich hinab.) Ein Gott, ein stilles Gesicht,
aber die Blumenkränze, die er an sich hängen hat, könn-
ten nicht schöner seyn. Serta florum -- sah man
da recht.
11) Ino und Melicertes, ein herrliches Stück;
man kans nicht beschreiben.
12) Pluto's Entführung der Proserpina. Die-
ses Stück muß man sich zeigen lassen, es ist hinter 2.
Thüren, da, wo vorher der Labyrinth war. Es ist sehr
hoch, aber die 3. Figuren sind ganz meisterhaft. Er
faßt sie bei den Weichen fest an, sie windet sich, streckt
beide Hände in die Höhe, ihre Gespielin schreit unten etc.
alles ist voll Ausdruck der Leidenschaft. Am Fußge-
stelle sind im Kleinen die einzelnen Scenen dieser Ge-
schichte alle ausgehauen, wie sie Blumen sucht, wie er
sie entführt, wie die Mutter und die Furien sie suchen etc.
Diese herrliche Gruppe ist von Franz Girardon's Meis-
sel. Das Labyrinth war abgebrochen. Die vielen
Meerohren, aus denen die Grotten zusammengesetzt wa-
ren, lagen zerbrochen da; die Fabeln Aesops auch etc.
Das war aber alles Kinderei gegen das Stück in der
Mitte.
13) Dieser Grille gegenüber auf der Nordseite ist ei-
ne andre, wo kleine Pavillons stehen, an denen allegori-
sche Vorstellungen aller Welttheile in vergoldeten Blei se-
henswürdig sind. In der Mitte ist ein Bassin, und lin-
ker Hand ein Basrelief, -- wers nicht weis, suchts nicht,
aber es ist kostbar. Es stellt den Herkules vor, der
den Löwen erwürgt.
Die Keule schmeist er weg, und
packt ihn mit den Händen am Rachen.
14) Die
10) Der Fruͤhling, (auf der Seite gegen Mittag.
Von unten kam ich herauf, auf der Seite gegen Mitter-
nacht ging ich hinab.) Ein Gott, ein ſtilles Geſicht,
aber die Blumenkraͤnze, die er an ſich haͤngen hat, koͤnn-
ten nicht ſchoͤner ſeyn. Serta florum — ſah man
da recht.
11) Ino und Melicertes, ein herrliches Stuͤck;
man kans nicht beſchreiben.
12) Pluto’s Entfuͤhrung der Proſerpina. Die-
ſes Stuͤck muß man ſich zeigen laſſen, es iſt hinter 2.
Thuͤren, da, wo vorher der Labyrinth war. Es iſt ſehr
hoch, aber die 3. Figuren ſind ganz meiſterhaft. Er
faßt ſie bei den Weichen feſt an, ſie windet ſich, ſtreckt
beide Haͤnde in die Hoͤhe, ihre Geſpielin ſchreit unten ꝛc.
alles iſt voll Ausdruck der Leidenſchaft. Am Fußge-
ſtelle ſind im Kleinen die einzelnen Scenen dieſer Ge-
ſchichte alle ausgehauen, wie ſie Blumen ſucht, wie er
ſie entfuͤhrt, wie die Mutter und die Furien ſie ſuchen ꝛc.
Dieſe herrliche Gruppe iſt von Franz Girardon’s Meiſ-
ſel. Das Labyrinth war abgebrochen. Die vielen
Meerohren, aus denen die Grotten zuſammengeſetzt wa-
ren, lagen zerbrochen da; die Fabeln Aeſops auch ꝛc.
Das war aber alles Kinderei gegen das Stuͤck in der
Mitte.
13) Dieſer Grille gegenuͤber auf der Nordſeite iſt ei-
ne andre, wo kleine Pavillons ſtehen, an denen allegori-
ſche Vorſtellungen aller Welttheile in vergoldeten Blei ſe-
henswuͤrdig ſind. In der Mitte iſt ein Baſſin, und lin-
ker Hand ein Basrelief, — wers nicht weis, ſuchts nicht,
aber es iſt koſtbar. Es ſtellt den Herkules vor, der
den Loͤwen erwuͤrgt.
Die Keule ſchmeiſt er weg, und
packt ihn mit den Haͤnden am Rachen.
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[302/0326] 10) Der Fruͤhling, (auf der Seite gegen Mittag. Von unten kam ich herauf, auf der Seite gegen Mitter- nacht ging ich hinab.) Ein Gott, ein ſtilles Geſicht, aber die Blumenkraͤnze, die er an ſich haͤngen hat, koͤnn- ten nicht ſchoͤner ſeyn. Serta florum — ſah man da recht. 11) Ino und Melicertes, ein herrliches Stuͤck; man kans nicht beſchreiben. 12) Pluto’s Entfuͤhrung der Proſerpina. Die- ſes Stuͤck muß man ſich zeigen laſſen, es iſt hinter 2. Thuͤren, da, wo vorher der Labyrinth war. Es iſt ſehr hoch, aber die 3. Figuren ſind ganz meiſterhaft. Er faßt ſie bei den Weichen feſt an, ſie windet ſich, ſtreckt beide Haͤnde in die Hoͤhe, ihre Geſpielin ſchreit unten ꝛc. alles iſt voll Ausdruck der Leidenſchaft. Am Fußge- ſtelle ſind im Kleinen die einzelnen Scenen dieſer Ge- ſchichte alle ausgehauen, wie ſie Blumen ſucht, wie er ſie entfuͤhrt, wie die Mutter und die Furien ſie ſuchen ꝛc. Dieſe herrliche Gruppe iſt von Franz Girardon’s Meiſ- ſel. Das Labyrinth war abgebrochen. Die vielen Meerohren, aus denen die Grotten zuſammengeſetzt wa- ren, lagen zerbrochen da; die Fabeln Aeſops auch ꝛc. Das war aber alles Kinderei gegen das Stuͤck in der Mitte. 13) Dieſer Grille gegenuͤber auf der Nordſeite iſt ei- ne andre, wo kleine Pavillons ſtehen, an denen allegori- ſche Vorſtellungen aller Welttheile in vergoldeten Blei ſe- henswuͤrdig ſind. In der Mitte iſt ein Baſſin, und lin- ker Hand ein Basrelief, — wers nicht weis, ſuchts nicht, aber es iſt koſtbar. Es ſtellt den Herkules vor, der den Loͤwen erwuͤrgt. Die Keule ſchmeiſt er weg, und packt ihn mit den Haͤnden am Rachen. 14) Die

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/326>, abgerufen am 22.11.2024.