weis man nicht, wie man ausweichen soll, an allen Ecken kan man gerädert werden etc. Mit den vielen Para- pluyes stößt man einander fast die Augen aus, verdeckt einander den Weg etc. Man muß es sehen, um sich ei- nen vollständigen Begriff zu machen. Und manche Strassen sehen gleich wie ein Strom aus. Da muß man denn, wenn man hinkömmt, erst wieder einen Um- weg nehmen, und an der andern Seite kans wieder so seyn. Wer weit zu gehen hat, dem kan das in einem Quartier 5. 6 mahl begegnen. Dem wollen nun die Sa- voyarden abhelfen, und legen hier und da Dielen, Bre- ter, mit Rollen, vorne und hinten, über die grosgewor- denen Bäche, daß man hinüber gehen kan. Das kostet einen Liard, oft, wenn viele darauf warten, zwei. Sie verdienen Geld bei solchen Gelegenheiten. Mit den elen- desten Kleidern stehen diese Leute um etwas zu verdienen, 5. 6. Stunden oben im Regen, und unten im Wasser. Bei solchen Passagen fallen dann hundert Kleinigkeiten vor, die oft lustig genug sind, und was zu lachen geben. Der will nicht zahlen, jener hat kein klein Geld. Da entsteht denn ein Geschrei. Mancher plumpt halb in Koth. Das Verdrieslichste ist, wenn Karossen kom- men, und der Savoyarde das Bret nicht geschwind genug wegzieht, da fährt sie dann drüber und das Bret geht oft morsch entzwei, oft fällts in den Koth, da lärmen die Savoyarden, und die Leute fluchen auf beiden Sei- ten etc. Ein Mönch wolte heute über so ein Wasser, wo kein Bret war. Er stand lange und konnte unmög- lich den Sprung wagen. Endlich bot sich ein Savoyard an, ihn hinüber zu hucken. Der Mönch wolte lange nicht. Alles sah aus den Fenstern herab, und lachte den Mönch aus. Endlich entschloß er sich doch, und
der
weis man nicht, wie man ausweichen ſoll, an allen Ecken kan man geraͤdert werden ꝛc. Mit den vielen Para- pluyes ſtoͤßt man einander faſt die Augen aus, verdeckt einander den Weg ꝛc. Man muß es ſehen, um ſich ei- nen vollſtaͤndigen Begriff zu machen. Und manche Straſſen ſehen gleich wie ein Strom aus. Da muß man denn, wenn man hinkoͤmmt, erſt wieder einen Um- weg nehmen, und an der andern Seite kans wieder ſo ſeyn. Wer weit zu gehen hat, dem kan das in einem Quartier 5. 6 mahl begegnen. Dem wollen nun die Sa- voyarden abhelfen, und legen hier und da Dielen, Bre- ter, mit Rollen, vorne und hinten, uͤber die grosgewor- denen Baͤche, daß man hinuͤber gehen kan. Das koſtet einen Liard, oft, wenn viele darauf warten, zwei. Sie verdienen Geld bei ſolchen Gelegenheiten. Mit den elen- deſten Kleidern ſtehen dieſe Leute um etwas zu verdienen, 5. 6. Stunden oben im Regen, und unten im Waſſer. Bei ſolchen Paſſagen fallen dann hundert Kleinigkeiten vor, die oft luſtig genug ſind, und was zu lachen geben. Der will nicht zahlen, jener hat kein klein Geld. Da entſteht denn ein Geſchrei. Mancher plumpt halb in Koth. Das Verdrieslichſte iſt, wenn Karoſſen kom- men, und der Savoyarde das Bret nicht geſchwind genug wegzieht, da faͤhrt ſie dann druͤber und das Bret geht oft morſch entzwei, oft faͤllts in den Koth, da laͤrmen die Savoyarden, und die Leute fluchen auf beiden Sei- ten ꝛc. Ein Moͤnch wolte heute uͤber ſo ein Waſſer, wo kein Bret war. Er ſtand lange und konnte unmoͤg- lich den Sprung wagen. Endlich bot ſich ein Savoyard an, ihn hinuͤber zu hucken. Der Moͤnch wolte lange nicht. Alles ſah aus den Fenſtern herab, und lachte den Moͤnch aus. Endlich entſchloß er ſich doch, und
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weis man nicht, wie man ausweichen ſoll, an allen Ecken
kan man geraͤdert werden ꝛc. Mit den vielen Para-
pluyes ſtoͤßt man einander faſt die Augen aus, verdeckt
einander den Weg ꝛc. Man muß es ſehen, um ſich ei-
nen vollſtaͤndigen Begriff zu machen. Und manche
Straſſen ſehen gleich wie ein Strom aus. Da muß
man denn, wenn man hinkoͤmmt, erſt wieder einen Um-
weg nehmen, und an der andern Seite kans wieder ſo
ſeyn. Wer weit zu gehen hat, dem kan das in einem
Quartier 5. 6 mahl begegnen. Dem wollen nun die Sa-
voyarden abhelfen, und legen hier und da Dielen, Bre-
ter, mit Rollen, vorne und hinten, uͤber die grosgewor-
denen Baͤche, daß man hinuͤber gehen kan. Das koſtet
einen Liard, oft, wenn viele darauf warten, zwei. Sie
verdienen Geld bei ſolchen Gelegenheiten. Mit den elen-
deſten Kleidern ſtehen dieſe Leute um etwas zu verdienen,
5. 6. Stunden oben im Regen, und unten im Waſſer.
Bei ſolchen Paſſagen fallen dann hundert Kleinigkeiten
vor, die oft luſtig genug ſind, und was zu lachen geben.
Der will nicht zahlen, jener hat kein klein Geld. Da
entſteht denn ein Geſchrei. Mancher plumpt halb in
Koth. Das Verdrieslichſte iſt, wenn Karoſſen kom-
men, und der Savoyarde das Bret nicht geſchwind genug
wegzieht, da faͤhrt ſie dann druͤber und das Bret geht
oft morſch entzwei, oft faͤllts in den Koth, da laͤrmen
die Savoyarden, und die Leute fluchen auf beiden Sei-
ten ꝛc. Ein Moͤnch wolte heute uͤber ſo ein Waſſer,
wo kein Bret war. Er ſtand lange und konnte unmoͤg-
lich den Sprung wagen. Endlich bot ſich ein Savoyard
an, ihn hinuͤber zu hucken. Der Moͤnch wolte lange
nicht. Alles ſah aus den Fenſtern herab, und lachte
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/357>, abgerufen am 23.11.2024.
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