singene Reise und eine Menge Schrauben zusammen ge- halten werden, können geöfnet werden, damit man Wein- geist hinein giessen kan. Jetzt war er nur halb voll, es gehen aber 160. Pinten hinein. Er steht auf grossen Stangen mit eisernen Schrauben, wodurch er niedriger und höher gestellt werden kan. Vorne hat man einen Fuß gemacht, auf den die Sachen, die man schmelzen will, gelegt werden. Es ist bekannt, daß man vermit- telst dieses Werkzeuges schon Diamanten geschmolzen hat. Jetzt ists aber über ein Jahr, daß die Akademie keine Versuche mehr damit gemacht hat. Der Kaiser besah es, lies es aus dem Hause herausbringen, und ob- wohl das Wetter nicht gar günstig war, that es doch sei- ne Wirkung zum Erstaunen des Monarchen.
Bemerkungen.
Die steinernen Fußboden, die man hier durch- gängig findet, zu putzen, hat man grobe Bürsten; diese nimmt die Magd, oder der Bediente unter den Fuß, und fährt damit im Zimmer herum, um den Staub aus den Ritzen heraus zu bringen, und ihn dann mit dem Besen wegzufegen. Der Boden wird dadurch wieder herrlich roth, aber es ist eine schweistreibende Arbeit.
In diesen Tagen ward a la Greve ein Mensch ar- retirt, der um Mitternacht in einem weissen Schlafrock, mit einer weissen Mütze auf dem Kopf, da spazieren ging, und der Wache zur Antwort gab: Je suis l'ombre de Desroues. Ist der Mensch verrückt gewesen, oder ist dies wieder ein Beweis von der hohen Stufe der Frivo- lität und des Leichtsinns, zu dem sich kein andres Volk in Europa, als die Franzosen, erheben kan?
Heut
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ſingene Reiſe und eine Menge Schrauben zuſammen ge- halten werden, koͤnnen geoͤfnet werden, damit man Wein- geiſt hinein gieſſen kan. Jetzt war er nur halb voll, es gehen aber 160. Pinten hinein. Er ſteht auf groſſen Stangen mit eiſernen Schrauben, wodurch er niedriger und hoͤher geſtellt werden kan. Vorne hat man einen Fuß gemacht, auf den die Sachen, die man ſchmelzen will, gelegt werden. Es iſt bekannt, daß man vermit- telſt dieſes Werkzeuges ſchon Diamanten geſchmolzen hat. Jetzt iſts aber uͤber ein Jahr, daß die Akademie keine Verſuche mehr damit gemacht hat. Der Kaiſer beſah es, lies es aus dem Hauſe herausbringen, und ob- wohl das Wetter nicht gar guͤnſtig war, that es doch ſei- ne Wirkung zum Erſtaunen des Monarchen.
Bemerkungen.
Die ſteinernen Fußboden, die man hier durch- gaͤngig findet, zu putzen, hat man grobe Buͤrſten; dieſe nimmt die Magd, oder der Bediente unter den Fuß, und faͤhrt damit im Zimmer herum, um den Staub aus den Ritzen heraus zu bringen, und ihn dann mit dem Beſen wegzufegen. Der Boden wird dadurch wieder herrlich roth, aber es iſt eine ſchweistreibende Arbeit.
In dieſen Tagen ward à la Greve ein Menſch ar- retirt, der um Mitternacht in einem weiſſen Schlafrock, mit einer weiſſen Muͤtze auf dem Kopf, da ſpazieren ging, und der Wache zur Antwort gab: Je ſuis l’ombre de Desroues. Iſt der Menſch verruͤckt geweſen, oder iſt dies wieder ein Beweis von der hohen Stufe der Frivo- litaͤt und des Leichtſinns, zu dem ſich kein andres Volk in Europa, als die Franzoſen, erheben kan?
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ſingene Reiſe und eine Menge Schrauben zuſammen ge-
halten werden, koͤnnen geoͤfnet werden, damit man Wein-
geiſt hinein gieſſen kan. Jetzt war er nur halb voll, es
gehen aber 160. Pinten hinein. Er ſteht auf groſſen
Stangen mit eiſernen Schrauben, wodurch er niedriger
und hoͤher geſtellt werden kan. Vorne hat man einen
Fuß gemacht, auf den die Sachen, die man ſchmelzen
will, gelegt werden. Es iſt bekannt, daß man vermit-
telſt dieſes Werkzeuges ſchon Diamanten geſchmolzen
hat. Jetzt iſts aber uͤber ein Jahr, daß die Akademie
keine Verſuche mehr damit gemacht hat. Der Kaiſer
beſah es, lies es aus dem Hauſe herausbringen, und ob-
wohl das Wetter nicht gar guͤnſtig war, that es doch ſei-
ne Wirkung zum Erſtaunen des Monarchen.
Bemerkungen.
Die ſteinernen Fußboden, die man hier durch-
gaͤngig findet, zu putzen, hat man grobe Buͤrſten; dieſe
nimmt die Magd, oder der Bediente unter den Fuß,
und faͤhrt damit im Zimmer herum, um den Staub
aus den Ritzen heraus zu bringen, und ihn dann mit dem
Beſen wegzufegen. Der Boden wird dadurch wieder
herrlich roth, aber es iſt eine ſchweistreibende Arbeit.
In dieſen Tagen ward à la Greve ein Menſch ar-
retirt, der um Mitternacht in einem weiſſen Schlafrock,
mit einer weiſſen Muͤtze auf dem Kopf, da ſpazieren ging,
und der Wache zur Antwort gab: Je ſuis l’ombre de
Desroues. Iſt der Menſch verruͤckt geweſen, oder iſt
dies wieder ein Beweis von der hohen Stufe der Frivo-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/363>, abgerufen am 24.11.2024.
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