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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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eines Fensters, wie diese sind, wahre Meisterstücke.
Sonst kan man die äusserliche alte Bauart der Kirche
mit so vielen Winkeln und Ecken fast nicht ohne Lachen
ansehen. In der Stadtkirche, -- der Grösse nach zu
urtheilen, -- fand ich, daß man noch baute, aber nach
neuem Geschmack. Ich hörte da mit Vergnügen einer
vortreflichen Vokal- und Instrumentalmusik zu. Die
Leute schienen mir auch nur um der Musik willen da zu si-
tzen, die Chapeaux unterhielten sich mit dem Frauenzim-
mer, wie in einem Konzerte. Ich hatte mich kaum nie-
dergesetzt, so mußt ich auch meinen Platz bezahlen. In
dem Wirthshause au Sauvage, an der Strasse von
Paris, wo ich logirte, fand ich die Leute, wiewohl es
Sonntag war, recht ernstlich mit der Wäsche beschäftigt:
aber die Kindererziehung war gut, die 3. halberwachse-
nen Kinder des Wirths kamen ohne Schüchternheit, voll
Freuden über den Fremden, Abends auf mein Zimmer,
sprachen recht artig, und brachten mir die schönsten Blu-
men.

Reise nach Valenciennes.
Den 14ten Jul.

Die Diligence, die um halb 5. Uhr aufs späteste
kommen sollte, nach den schriftlichen Anweisungen vom
Pariser Bureau, kam erst um halb 6. Uhr. Man rech-
net von Paris nach Valenciennes 57. Stunden, diese
sind in 18. Posten abgetheit. Das Bureau zahlt den
Postmeistern für jedes Pferd von jeder Stunde 25. Sous,
und der Commis hat des Tags 25. Sous. Sechs Pfer-
de und 2. Kerl dazu muß der Posthalter geben. Gibt
er oft 8. um die Pferde zu schonen, so werden ihm doch

nur

eines Fenſters, wie dieſe ſind, wahre Meiſterſtuͤcke.
Sonſt kan man die aͤuſſerliche alte Bauart der Kirche
mit ſo vielen Winkeln und Ecken faſt nicht ohne Lachen
anſehen. In der Stadtkirche, — der Groͤſſe nach zu
urtheilen, — fand ich, daß man noch baute, aber nach
neuem Geſchmack. Ich hoͤrte da mit Vergnuͤgen einer
vortreflichen Vokal- und Inſtrumentalmuſik zu. Die
Leute ſchienen mir auch nur um der Muſik willen da zu ſi-
tzen, die Chapeaux unterhielten ſich mit dem Frauenzim-
mer, wie in einem Konzerte. Ich hatte mich kaum nie-
dergeſetzt, ſo mußt ich auch meinen Platz bezahlen. In
dem Wirthshauſe au Sauvage, an der Straſſe von
Paris, wo ich logirte, fand ich die Leute, wiewohl es
Sonntag war, recht ernſtlich mit der Waͤſche beſchaͤftigt:
aber die Kindererziehung war gut, die 3. halberwachſe-
nen Kinder des Wirths kamen ohne Schuͤchternheit, voll
Freuden uͤber den Fremden, Abends auf mein Zimmer,
ſprachen recht artig, und brachten mir die ſchoͤnſten Blu-
men.

Reiſe nach Valenciennes.
Den 14ten Jul.

Die Diligence, die um halb 5. Uhr aufs ſpaͤteſte
kommen ſollte, nach den ſchriftlichen Anweiſungen vom
Pariſer Bureau, kam erſt um halb 6. Uhr. Man rech-
net von Paris nach Valenciennes 57. Stunden, dieſe
ſind in 18. Poſten abgetheit. Das Bureau zahlt den
Poſtmeiſtern fuͤr jedes Pferd von jeder Stunde 25. Sous,
und der Commis hat des Tags 25. Sous. Sechs Pfer-
de und 2. Kerl dazu muß der Poſthalter geben. Gibt
er oft 8. um die Pferde zu ſchonen, ſo werden ihm doch

nur
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[386/0410] eines Fenſters, wie dieſe ſind, wahre Meiſterſtuͤcke. Sonſt kan man die aͤuſſerliche alte Bauart der Kirche mit ſo vielen Winkeln und Ecken faſt nicht ohne Lachen anſehen. In der Stadtkirche, — der Groͤſſe nach zu urtheilen, — fand ich, daß man noch baute, aber nach neuem Geſchmack. Ich hoͤrte da mit Vergnuͤgen einer vortreflichen Vokal- und Inſtrumentalmuſik zu. Die Leute ſchienen mir auch nur um der Muſik willen da zu ſi- tzen, die Chapeaux unterhielten ſich mit dem Frauenzim- mer, wie in einem Konzerte. Ich hatte mich kaum nie- dergeſetzt, ſo mußt ich auch meinen Platz bezahlen. In dem Wirthshauſe au Sauvage, an der Straſſe von Paris, wo ich logirte, fand ich die Leute, wiewohl es Sonntag war, recht ernſtlich mit der Waͤſche beſchaͤftigt: aber die Kindererziehung war gut, die 3. halberwachſe- nen Kinder des Wirths kamen ohne Schuͤchternheit, voll Freuden uͤber den Fremden, Abends auf mein Zimmer, ſprachen recht artig, und brachten mir die ſchoͤnſten Blu- men. Reiſe nach Valenciennes. Den 14ten Jul. Die Diligence, die um halb 5. Uhr aufs ſpaͤteſte kommen ſollte, nach den ſchriftlichen Anweiſungen vom Pariſer Bureau, kam erſt um halb 6. Uhr. Man rech- net von Paris nach Valenciennes 57. Stunden, dieſe ſind in 18. Poſten abgetheit. Das Bureau zahlt den Poſtmeiſtern fuͤr jedes Pferd von jeder Stunde 25. Sous, und der Commis hat des Tags 25. Sous. Sechs Pfer- de und 2. Kerl dazu muß der Poſthalter geben. Gibt er oft 8. um die Pferde zu ſchonen, ſo werden ihm doch nur

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/410>, abgerufen am 22.11.2024.