Batist gemacht wird, fragte. Es sind viele in der Stadt, man muß sie aber in Kellern unter der Erde su- chen. Man wies mich in ein Haus, wo er am besten gemacht wird; da fand ich auch statt der Kellerlöcher grosse Fenster, die unten von der Erde schief heraufgingen. Ich konnte auf der kleinen Treppe nicht hinunter kommen, ohne Degen und Hut oben abzulegen. Ich fand 2. klei- ne Weberstühle, auf denen wirklich gearbeitet wurde. Der eine webte, der andre fing an, seinen Zettel aufzu- spannen. Der Stuhl selber ist klein, hat nicht viele Theile; alle Werkzeuge sind fein, im Grund ist es ein gemeines Weben, nur daß der Faden so sein ist, daß man einen allein auf dem Finger kaum sieht. Auch das Schiffchen und die Spulen sind sehr niedlich, fein und nett. Es gehört viele Geduld zur Arbeit, denn man siehts kaum, wie das Stück avancirt, und wegen der Feinheit reißt der Faden gar oft ab. Meine erste Frage war, warum man denn im Keller arbeite? und die Antwort war: die Feuchtigkeit, die auf die Arbeit im Keller fällt, sei zum Arbeiten unentbehrlich, man würde wegen dem öftern Zerreissen des Fadens nichts zu Stan- de bringen, wenn der Faden oben an der trocknen Luft dürr würde. Im Winter sei's darin warm, man müsse frei- lich bei Licht arbeiten, und im Sommer sei's doch sehr kühl. Wenn man den Zettel aufspannt, wird er, eh man den Eintrag macht, mit einer Materie, die aus der feinsten Kleie mit Wasser, wie ein Brei gemacht ist, vermittelst zweier Bürsten überstrichen, sonst zerreist er. Der Baum, auf den das Stück gerollt wird, wird mit ei- nem weissen speckartigen Steine aus eben der Ursache ge- glättet. Wenn der Faden zerreist, und der Arbeiter ei- nen Knoten machen muß; so hat er ein Stück Schöpsen-
talch
C c
Batiſt gemacht wird, fragte. Es ſind viele in der Stadt, man muß ſie aber in Kellern unter der Erde ſu- chen. Man wies mich in ein Haus, wo er am beſten gemacht wird; da fand ich auch ſtatt der Kellerloͤcher groſſe Fenſter, die unten von der Erde ſchief heraufgingen. Ich konnte auf der kleinen Treppe nicht hinunter kommen, ohne Degen und Hut oben abzulegen. Ich fand 2. klei- ne Weberſtuͤhle, auf denen wirklich gearbeitet wurde. Der eine webte, der andre fing an, ſeinen Zettel aufzu- ſpannen. Der Stuhl ſelber iſt klein, hat nicht viele Theile; alle Werkzeuge ſind fein, im Grund iſt es ein gemeines Weben, nur daß der Faden ſo ſein iſt, daß man einen allein auf dem Finger kaum ſieht. Auch das Schiffchen und die Spulen ſind ſehr niedlich, fein und nett. Es gehoͤrt viele Geduld zur Arbeit, denn man ſiehts kaum, wie das Stuͤck avancirt, und wegen der Feinheit reißt der Faden gar oft ab. Meine erſte Frage war, warum man denn im Keller arbeite? und die Antwort war: die Feuchtigkeit, die auf die Arbeit im Keller faͤllt, ſei zum Arbeiten unentbehrlich, man wuͤrde wegen dem oͤftern Zerreiſſen des Fadens nichts zu Stan- de bringen, wenn der Faden oben an der trocknen Luft duͤrr wuͤrde. Im Winter ſei’s darin warm, man muͤſſe frei- lich bei Licht arbeiten, und im Sommer ſei’s doch ſehr kuͤhl. Wenn man den Zettel aufſpannt, wird er, eh man den Eintrag macht, mit einer Materie, die aus der feinſten Kleie mit Waſſer, wie ein Brei gemacht iſt, vermittelſt zweier Buͤrſten uͤberſtrichen, ſonſt zerreiſt er. Der Baum, auf den das Stuͤck gerollt wird, wird mit ei- nem weiſſen ſpeckartigen Steine aus eben der Urſache ge- glaͤttet. Wenn der Faden zerreiſt, und der Arbeiter ei- nen Knoten machen muß; ſo hat er ein Stuͤck Schoͤpſen-
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Batiſt gemacht wird, fragte. Es ſind viele in der
Stadt, man muß ſie aber in Kellern unter der Erde ſu-
chen. Man wies mich in ein Haus, wo er am beſten
gemacht wird; da fand ich auch ſtatt der Kellerloͤcher
groſſe Fenſter, die unten von der Erde ſchief heraufgingen.
Ich konnte auf der kleinen Treppe nicht hinunter kommen,
ohne Degen und Hut oben abzulegen. Ich fand 2. klei-
ne Weberſtuͤhle, auf denen wirklich gearbeitet wurde.
Der eine webte, der andre fing an, ſeinen Zettel aufzu-
ſpannen. Der Stuhl ſelber iſt klein, hat nicht viele
Theile; alle Werkzeuge ſind fein, im Grund iſt es ein
gemeines Weben, nur daß der Faden ſo ſein iſt, daß
man einen allein auf dem Finger kaum ſieht. Auch das
Schiffchen und die Spulen ſind ſehr niedlich, fein und
nett. Es gehoͤrt viele Geduld zur Arbeit, denn man
ſiehts kaum, wie das Stuͤck avancirt, und wegen der
Feinheit reißt der Faden gar oft ab. Meine erſte Frage
war, warum man denn im Keller arbeite? und die
Antwort war: die Feuchtigkeit, die auf die Arbeit im
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wegen dem oͤftern Zerreiſſen des Fadens nichts zu Stan-
de bringen, wenn der Faden oben an der trocknen Luft duͤrr
wuͤrde. Im Winter ſei’s darin warm, man muͤſſe frei-
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Wenn man den Zettel aufſpannt, wird er, eh man den
Eintrag macht, mit einer Materie, die aus der feinſten
Kleie mit Waſſer, wie ein Brei gemacht iſt, vermittelſt
zweier Buͤrſten uͤberſtrichen, ſonſt zerreiſt er. Der
Baum, auf den das Stuͤck gerollt wird, wird mit ei-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/425>, abgerufen am 22.11.2024.
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