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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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8. Marmorsäulen tragen es. Die Orgel selbst übertrift
alles, was man in Versailles, St. Denys, St.
Amand
in der Art haben kan. In dem Gewölbe sind
alle musikalische Instrumente stark vergoldet angebracht.
Die Orgel hat 2. Etagen von braunem Holz. Das
macht mit den Pfeifen, mit dem goldnen Blätterwerk, mit
den kleinen Statüen, die oben und an den Seiten stehen
und wieder eine eigne kleine Orgel halten, einen herrlichen
Anblick. Sie ist 1734. gebaut worden. -- Der Ein-
gang ins Chor
hat viele Stufen, und das Gewölbe
drüber ist wieder überladen. Das überhängende Ge-
wölbe gibt ihm ein dunkles, majestätisches, perspektivi-
sches Ansehen. Ueber jedem Stuhl der Paters ist eine
silberne, sehr fein gearbeitete grosse Reliquienkapsel
und eine rothsammtne Kapsel darneben, an wel-
cher der Name des Heiligen steht. -- Am Hochaltar
sind Aufsätze über Aufsätze. Alle Flächen und Gesimse
wechseln mit Gold, Silber, schwarzen, weissen Marmor
und Malerei ab. Hoch oben ist Christus in seiner Herr-
lichkeit gemahlt. Dem gegenüber steht über der Thüre
ein grosses Krucifix mit Edelsteinen. Man muß geste-
hen, so ein grosses Gemälde von Christo in seiner Kirche,
sollte doch in grossen protestantischen Kirchen nicht so was
seltenes seyn, als es wirklich ist. -- Die Nebenaltäre
sind ebenfalls mit gewundenen und kannelirten, zur Hälf-
te vergoldeten Säulen herrlich geziert. Man findet auch
sonst in dieser Kirche noch eine Menge Büsten von Aeb-
ten mit vergoldeten Mützen und Stäben; -- Herrliche
Gemälde von Blasii (des Schutzheiligen) Enthauptung,
von Christi Einzug, Hinausführung, Noli me tange-
re &c.
Kanzel und Taufstein sind nicht in dieser
Kirche, -- als wenn die Mönche nicht auch nöthig hät-

ten,

8. Marmorſaͤulen tragen es. Die Orgel ſelbſt uͤbertrift
alles, was man in Verſailles, St. Denys, St.
Amand
in der Art haben kan. In dem Gewoͤlbe ſind
alle muſikaliſche Inſtrumente ſtark vergoldet angebracht.
Die Orgel hat 2. Etagen von braunem Holz. Das
macht mit den Pfeifen, mit dem goldnen Blaͤtterwerk, mit
den kleinen Statuͤen, die oben und an den Seiten ſtehen
und wieder eine eigne kleine Orgel halten, einen herrlichen
Anblick. Sie iſt 1734. gebaut worden. — Der Ein-
gang ins Chor
hat viele Stufen, und das Gewoͤlbe
druͤber iſt wieder uͤberladen. Das uͤberhaͤngende Ge-
woͤlbe gibt ihm ein dunkles, majeſtaͤtiſches, perſpektivi-
ſches Anſehen. Ueber jedem Stuhl der Paters iſt eine
ſilberne, ſehr fein gearbeitete groſſe Reliquienkapſel
und eine rothſammtne Kapſel darneben, an wel-
cher der Name des Heiligen ſteht. — Am Hochaltar
ſind Aufſaͤtze uͤber Aufſaͤtze. Alle Flaͤchen und Geſimſe
wechſeln mit Gold, Silber, ſchwarzen, weiſſen Marmor
und Malerei ab. Hoch oben iſt Chriſtus in ſeiner Herr-
lichkeit gemahlt. Dem gegenuͤber ſteht uͤber der Thuͤre
ein groſſes Krucifix mit Edelſteinen. Man muß geſte-
hen, ſo ein groſſes Gemaͤlde von Chriſto in ſeiner Kirche,
ſollte doch in groſſen proteſtantiſchen Kirchen nicht ſo was
ſeltenes ſeyn, als es wirklich iſt. — Die Nebenaltaͤre
ſind ebenfalls mit gewundenen und kannelirten, zur Haͤlf-
te vergoldeten Saͤulen herrlich geziert. Man findet auch
ſonſt in dieſer Kirche noch eine Menge Buͤſten von Aeb-
ten mit vergoldeten Muͤtzen und Staͤben; — Herrliche
Gemaͤlde von Blaſii (des Schutzheiligen) Enthauptung,
von Chriſti Einzug, Hinausfuͤhrung, Noli me tange-
re &c.
Kanzel und Taufſtein ſind nicht in dieſer
Kirche, — als wenn die Moͤnche nicht auch noͤthig haͤt-

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[416/0440] 8. Marmorſaͤulen tragen es. Die Orgel ſelbſt uͤbertrift alles, was man in Verſailles, St. Denys, St. Amand in der Art haben kan. In dem Gewoͤlbe ſind alle muſikaliſche Inſtrumente ſtark vergoldet angebracht. Die Orgel hat 2. Etagen von braunem Holz. Das macht mit den Pfeifen, mit dem goldnen Blaͤtterwerk, mit den kleinen Statuͤen, die oben und an den Seiten ſtehen und wieder eine eigne kleine Orgel halten, einen herrlichen Anblick. Sie iſt 1734. gebaut worden. — Der Ein- gang ins Chor hat viele Stufen, und das Gewoͤlbe druͤber iſt wieder uͤberladen. Das uͤberhaͤngende Ge- woͤlbe gibt ihm ein dunkles, majeſtaͤtiſches, perſpektivi- ſches Anſehen. Ueber jedem Stuhl der Paters iſt eine ſilberne, ſehr fein gearbeitete groſſe Reliquienkapſel und eine rothſammtne Kapſel darneben, an wel- cher der Name des Heiligen ſteht. — Am Hochaltar ſind Aufſaͤtze uͤber Aufſaͤtze. Alle Flaͤchen und Geſimſe wechſeln mit Gold, Silber, ſchwarzen, weiſſen Marmor und Malerei ab. Hoch oben iſt Chriſtus in ſeiner Herr- lichkeit gemahlt. Dem gegenuͤber ſteht uͤber der Thuͤre ein groſſes Krucifix mit Edelſteinen. Man muß geſte- hen, ſo ein groſſes Gemaͤlde von Chriſto in ſeiner Kirche, ſollte doch in groſſen proteſtantiſchen Kirchen nicht ſo was ſeltenes ſeyn, als es wirklich iſt. — Die Nebenaltaͤre ſind ebenfalls mit gewundenen und kannelirten, zur Haͤlf- te vergoldeten Saͤulen herrlich geziert. Man findet auch ſonſt in dieſer Kirche noch eine Menge Buͤſten von Aeb- ten mit vergoldeten Muͤtzen und Staͤben; — Herrliche Gemaͤlde von Blaſii (des Schutzheiligen) Enthauptung, von Chriſti Einzug, Hinausfuͤhrung, Noli me tange- re &c. Kanzel und Taufſtein ſind nicht in dieſer Kirche, — als wenn die Moͤnche nicht auch noͤthig haͤt- ten,

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/440>, abgerufen am 27.09.2024.