8. Marmorsäulen tragen es. Die Orgel selbst übertrift alles, was man in Versailles, St. Denys, St. Amand in der Art haben kan. In dem Gewölbe sind alle musikalische Instrumente stark vergoldet angebracht. Die Orgel hat 2. Etagen von braunem Holz. Das macht mit den Pfeifen, mit dem goldnen Blätterwerk, mit den kleinen Statüen, die oben und an den Seiten stehen und wieder eine eigne kleine Orgel halten, einen herrlichen Anblick. Sie ist 1734. gebaut worden. -- Der Ein- gang ins Chor hat viele Stufen, und das Gewölbe drüber ist wieder überladen. Das überhängende Ge- wölbe gibt ihm ein dunkles, majestätisches, perspektivi- sches Ansehen. Ueber jedem Stuhl der Paters ist eine silberne, sehr fein gearbeitete grosse Reliquienkapsel und eine rothsammtne Kapsel darneben, an wel- cher der Name des Heiligen steht. -- Am Hochaltar sind Aufsätze über Aufsätze. Alle Flächen und Gesimse wechseln mit Gold, Silber, schwarzen, weissen Marmor und Malerei ab. Hoch oben ist Christus in seiner Herr- lichkeit gemahlt. Dem gegenüber steht über der Thüre ein grosses Krucifix mit Edelsteinen. Man muß geste- hen, so ein grosses Gemälde von Christo in seiner Kirche, sollte doch in grossen protestantischen Kirchen nicht so was seltenes seyn, als es wirklich ist. -- Die Nebenaltäre sind ebenfalls mit gewundenen und kannelirten, zur Hälf- te vergoldeten Säulen herrlich geziert. Man findet auch sonst in dieser Kirche noch eine Menge Büsten von Aeb- ten mit vergoldeten Mützen und Stäben; -- Herrliche Gemälde von Blasii (des Schutzheiligen) Enthauptung, von Christi Einzug, Hinausführung, Noli me tange- re &c.Kanzel und Taufstein sind nicht in dieser Kirche, -- als wenn die Mönche nicht auch nöthig hät-
ten,
8. Marmorſaͤulen tragen es. Die Orgel ſelbſt uͤbertrift alles, was man in Verſailles, St. Denys, St. Amand in der Art haben kan. In dem Gewoͤlbe ſind alle muſikaliſche Inſtrumente ſtark vergoldet angebracht. Die Orgel hat 2. Etagen von braunem Holz. Das macht mit den Pfeifen, mit dem goldnen Blaͤtterwerk, mit den kleinen Statuͤen, die oben und an den Seiten ſtehen und wieder eine eigne kleine Orgel halten, einen herrlichen Anblick. Sie iſt 1734. gebaut worden. — Der Ein- gang ins Chor hat viele Stufen, und das Gewoͤlbe druͤber iſt wieder uͤberladen. Das uͤberhaͤngende Ge- woͤlbe gibt ihm ein dunkles, majeſtaͤtiſches, perſpektivi- ſches Anſehen. Ueber jedem Stuhl der Paters iſt eine ſilberne, ſehr fein gearbeitete groſſe Reliquienkapſel und eine rothſammtne Kapſel darneben, an wel- cher der Name des Heiligen ſteht. — Am Hochaltar ſind Aufſaͤtze uͤber Aufſaͤtze. Alle Flaͤchen und Geſimſe wechſeln mit Gold, Silber, ſchwarzen, weiſſen Marmor und Malerei ab. Hoch oben iſt Chriſtus in ſeiner Herr- lichkeit gemahlt. Dem gegenuͤber ſteht uͤber der Thuͤre ein groſſes Krucifix mit Edelſteinen. Man muß geſte- hen, ſo ein groſſes Gemaͤlde von Chriſto in ſeiner Kirche, ſollte doch in groſſen proteſtantiſchen Kirchen nicht ſo was ſeltenes ſeyn, als es wirklich iſt. — Die Nebenaltaͤre ſind ebenfalls mit gewundenen und kannelirten, zur Haͤlf- te vergoldeten Saͤulen herrlich geziert. Man findet auch ſonſt in dieſer Kirche noch eine Menge Buͤſten von Aeb- ten mit vergoldeten Muͤtzen und Staͤben; — Herrliche Gemaͤlde von Blaſii (des Schutzheiligen) Enthauptung, von Chriſti Einzug, Hinausfuͤhrung, Noli me tange- re &c.Kanzel und Taufſtein ſind nicht in dieſer Kirche, — als wenn die Moͤnche nicht auch noͤthig haͤt-
ten,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0440"n="416"/>
8. Marmorſaͤulen tragen es. Die Orgel ſelbſt uͤbertrift<lb/>
alles, was man in <hirendition="#fr">Verſailles, St. Denys, St.<lb/>
Amand</hi> in der Art haben kan. In dem Gewoͤlbe ſind<lb/>
alle muſikaliſche Inſtrumente ſtark vergoldet angebracht.<lb/>
Die Orgel hat 2. Etagen von braunem Holz. Das<lb/>
macht mit den Pfeifen, mit dem goldnen Blaͤtterwerk, mit<lb/>
den kleinen Statuͤen, die oben und an den Seiten ſtehen<lb/>
und wieder eine eigne kleine Orgel halten, einen herrlichen<lb/>
Anblick. Sie iſt 1734. gebaut worden. — Der <hirendition="#fr">Ein-<lb/>
gang ins Chor</hi> hat viele Stufen, und das Gewoͤlbe<lb/>
druͤber iſt wieder uͤberladen. Das uͤberhaͤngende Ge-<lb/>
woͤlbe gibt ihm ein dunkles, majeſtaͤtiſches, perſpektivi-<lb/>ſches Anſehen. Ueber jedem Stuhl der Paters iſt eine<lb/>ſilberne, ſehr fein gearbeitete groſſe <hirendition="#fr">Reliquienkapſel</hi><lb/>
und eine rothſammtne Kapſel darneben, an wel-<lb/>
cher der Name des Heiligen ſteht. — Am Hochaltar<lb/>ſind Aufſaͤtze uͤber Aufſaͤtze. Alle Flaͤchen und Geſimſe<lb/>
wechſeln mit Gold, Silber, ſchwarzen, weiſſen Marmor<lb/>
und Malerei ab. Hoch oben iſt <hirendition="#fr">Chriſtus</hi> in ſeiner Herr-<lb/>
lichkeit gemahlt. Dem gegenuͤber ſteht uͤber der Thuͤre<lb/>
ein groſſes Krucifix mit Edelſteinen. Man muß geſte-<lb/>
hen, ſo ein groſſes Gemaͤlde von Chriſto in ſeiner Kirche,<lb/>ſollte doch in groſſen proteſtantiſchen Kirchen nicht ſo was<lb/>ſeltenes ſeyn, als es wirklich iſt. — Die <hirendition="#fr">Nebenaltaͤre</hi><lb/>ſind ebenfalls mit gewundenen und kannelirten, zur Haͤlf-<lb/>
te vergoldeten Saͤulen herrlich geziert. Man findet auch<lb/>ſonſt in dieſer Kirche noch eine Menge <hirendition="#fr">Buͤſten</hi> von Aeb-<lb/>
ten mit vergoldeten Muͤtzen und Staͤben; — Herrliche<lb/>
Gemaͤlde von <hirendition="#fr">Blaſii</hi> (des Schutzheiligen) Enthauptung,<lb/>
von Chriſti Einzug, Hinausfuͤhrung, <hirendition="#aq">Noli me tange-<lb/>
re &c.</hi><hirendition="#fr">Kanzel</hi> und <hirendition="#fr">Taufſtein</hi>ſind nicht in dieſer<lb/>
Kirche, — als wenn die Moͤnche nicht auch noͤthig haͤt-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ten,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[416/0440]
8. Marmorſaͤulen tragen es. Die Orgel ſelbſt uͤbertrift
alles, was man in Verſailles, St. Denys, St.
Amand in der Art haben kan. In dem Gewoͤlbe ſind
alle muſikaliſche Inſtrumente ſtark vergoldet angebracht.
Die Orgel hat 2. Etagen von braunem Holz. Das
macht mit den Pfeifen, mit dem goldnen Blaͤtterwerk, mit
den kleinen Statuͤen, die oben und an den Seiten ſtehen
und wieder eine eigne kleine Orgel halten, einen herrlichen
Anblick. Sie iſt 1734. gebaut worden. — Der Ein-
gang ins Chor hat viele Stufen, und das Gewoͤlbe
druͤber iſt wieder uͤberladen. Das uͤberhaͤngende Ge-
woͤlbe gibt ihm ein dunkles, majeſtaͤtiſches, perſpektivi-
ſches Anſehen. Ueber jedem Stuhl der Paters iſt eine
ſilberne, ſehr fein gearbeitete groſſe Reliquienkapſel
und eine rothſammtne Kapſel darneben, an wel-
cher der Name des Heiligen ſteht. — Am Hochaltar
ſind Aufſaͤtze uͤber Aufſaͤtze. Alle Flaͤchen und Geſimſe
wechſeln mit Gold, Silber, ſchwarzen, weiſſen Marmor
und Malerei ab. Hoch oben iſt Chriſtus in ſeiner Herr-
lichkeit gemahlt. Dem gegenuͤber ſteht uͤber der Thuͤre
ein groſſes Krucifix mit Edelſteinen. Man muß geſte-
hen, ſo ein groſſes Gemaͤlde von Chriſto in ſeiner Kirche,
ſollte doch in groſſen proteſtantiſchen Kirchen nicht ſo was
ſeltenes ſeyn, als es wirklich iſt. — Die Nebenaltaͤre
ſind ebenfalls mit gewundenen und kannelirten, zur Haͤlf-
te vergoldeten Saͤulen herrlich geziert. Man findet auch
ſonſt in dieſer Kirche noch eine Menge Buͤſten von Aeb-
ten mit vergoldeten Muͤtzen und Staͤben; — Herrliche
Gemaͤlde von Blaſii (des Schutzheiligen) Enthauptung,
von Chriſti Einzug, Hinausfuͤhrung, Noli me tange-
re &c. Kanzel und Taufſtein ſind nicht in dieſer
Kirche, — als wenn die Moͤnche nicht auch noͤthig haͤt-
ten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/440>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.