La Place de Mer. Vielleicht einer der schönsten Plätze in Europa.La Place Royale in Paris ist gewis herrlich, aber nicht so gros und lang, wie dieser in Antwerpen. Oben konnt' ich das Ende davon nicht sehen. Auf der einen Seite sind nur die Häuser für die- sen prächtigen Platz nicht hoch genug. An dem Kruzi- fix von Bronze, das darauf steht, *) hängt noch eine prächtige Lampe, die des Nachts einen herrlichen Anblick machen muß.
Das Rathhaus. Davon konnt' ich nur das Aeus- sere besehen. Es steht auf einem Platz, der viel kleiner ist, aber verzierte Häuser hat. Man setzt hier, wie in Brüssel, fast auf alle Fenster und Taglöcher von wichti- gen Häusern vergoldete Zapfen, die artig gedreht sind. Nur Schade, daß das Rathhaus so schmal ist. **) Oben stehen Figuren von Adlern und Löwen, -- dem Wappen vom Röm. Reich und Brabant, -- und auf dem äus- sersten Giebel steht ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln.
Das Gemäldekabinet des Kanonikus Knyff. Dieser Kanonikus kan auch nicht sagen: "Silber und Gold hab ich nicht," oder: "Ich habe gelernt, mit al-
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*) Es ist 33. Fuß. hoch. Die Figur Christi ist sehr schön. Der Meister ist Johann Goethals. Herausgeber.
**) Die Vorderseite ist doch 250. Fuß breit. Die äus- sere Architektur verräth einen kleinlichen unedlen Ge- schmack, aber inwendig sind grosse, wohl verzierte Säle, in denen viele schöne Gemälde, besonders ein allegotisches von A. Jansens hängen. Herausgeber.
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La Place de Mer. Vielleicht einer der ſchoͤnſten Plaͤtze in Europa.La Place Royale in Paris iſt gewis herrlich, aber nicht ſo gros und lang, wie dieſer in Antwerpen. Oben konnt’ ich das Ende davon nicht ſehen. Auf der einen Seite ſind nur die Haͤuſer fuͤr die- ſen praͤchtigen Platz nicht hoch genug. An dem Kruzi- fix von Bronze, das darauf ſteht, *) haͤngt noch eine praͤchtige Lampe, die des Nachts einen herrlichen Anblick machen muß.
Das Rathhaus. Davon konnt’ ich nur das Aeuſ- ſere beſehen. Es ſteht auf einem Platz, der viel kleiner iſt, aber verzierte Haͤuſer hat. Man ſetzt hier, wie in Bruͤſſel, faſt auf alle Fenſter und Tagloͤcher von wichti- gen Haͤuſern vergoldete Zapfen, die artig gedreht ſind. Nur Schade, daß das Rathhaus ſo ſchmal iſt. **) Oben ſtehen Figuren von Adlern und Loͤwen, — dem Wappen vom Roͤm. Reich und Brabant, — und auf dem aͤuſ- ſerſten Giebel ſteht ein Adler mit ausgebreiteten Fluͤgeln.
Das Gemaͤldekabinet des Kanonikus Knyff. Dieſer Kanonikus kan auch nicht ſagen: „Silber und Gold hab ich nicht,“ oder: „Ich habe gelernt, mit al-
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*) Es iſt 33. Fuß. hoch. Die Figur Chriſti iſt ſehr ſchoͤn. Der Meiſter iſt Johann Goethals. Herausgeber.
**) Die Vorderſeite iſt doch 250. Fuß breit. Die aͤuſ- ſere Architektur verraͤth einen kleinlichen unedlen Ge- ſchmack, aber inwendig ſind groſſe, wohl verzierte Saͤle, in denen viele ſchoͤne Gemaͤlde, beſonders ein allegotiſches von A. Janſens haͤngen. Herausgeber.
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La Place de Mer. Vielleicht einer der ſchoͤnſten
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ſehen. Auf der einen Seite ſind nur die Haͤuſer fuͤr die-
ſen praͤchtigen Platz nicht hoch genug. An dem Kruzi-
fix von Bronze, das darauf ſteht, *) haͤngt noch eine
praͤchtige Lampe, die des Nachts einen herrlichen Anblick
machen muß.
Das Rathhaus. Davon konnt’ ich nur das Aeuſ-
ſere beſehen. Es ſteht auf einem Platz, der viel kleiner
iſt, aber verzierte Haͤuſer hat. Man ſetzt hier, wie in
Bruͤſſel, faſt auf alle Fenſter und Tagloͤcher von wichti-
gen Haͤuſern vergoldete Zapfen, die artig gedreht ſind.
Nur Schade, daß das Rathhaus ſo ſchmal iſt. **) Oben
ſtehen Figuren von Adlern und Loͤwen, — dem Wappen
vom Roͤm. Reich und Brabant, — und auf dem aͤuſ-
ſerſten Giebel ſteht ein Adler mit ausgebreiteten Fluͤgeln.
Das Gemaͤldekabinet des Kanonikus Knyff.
Dieſer Kanonikus kan auch nicht ſagen: „Silber und
Gold hab ich nicht,“ oder: „Ich habe gelernt, mit al-
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*) Es iſt 33. Fuß. hoch. Die Figur Chriſti iſt ſehr
ſchoͤn. Der Meiſter iſt Johann Goethals.
Herausgeber.
**) Die Vorderſeite iſt doch 250. Fuß breit. Die aͤuſ-
ſere Architektur verraͤth einen kleinlichen unedlen Ge-
ſchmack, aber inwendig ſind groſſe, wohl verzierte
Saͤle, in denen viele ſchoͤne Gemaͤlde, beſonders ein
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/481>, abgerufen am 22.11.2024.
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