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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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ich bald in Holland seyn werde. Fährt ein grosser Kar-
ren schnell durch die Strassen, so lärmt das so stark, daß
man nicht mehr hören kan, uud ich bekam gleich Kopf-
weh. Als ich über dem Mikroskop war, zitterte, wenn
etwas vorbeifuhr, gleich das ganze Haus, das doch kein
Pariser Haus war, und man konnte nichts erkennen. --
So macht die Natur alles Stufenweise. (s. die Natur-
gesch. von St. Amand S. 310. 311.) --

Ich sprach mit dem Kapitain Neiche, der des fol-
genden Tages mit einem grossen Schiffe nach Holland
absegeln wollte. Französisch konnt' er nicht, ich sprach
also deutsch mit ihm, darauf antwortete er flämisch, und
doch verstanden wir einander. Für einen Platz in seiner
Kajüte forderte er einen Dukaten, das ist die Taxe; aber
für den Kuffer 1. Gulden, das schien mir zu viel auf dem
Wasser. Ich lies durch andre Leute mit ihm handeln,
er besah meine Equipage, blieb aber bei seiner Forderung.
Nächstdem muß noch jeder Passagier für die Abfahrt von
hier zahlen. Für Essen und Trinken mußt' ich auch noch
sorgen, ja auf den Fall einer langen Reise einen guten
Vorrath mitnehmen. Und nun wieder eine andre Rech-
nung, andres Geld, andre Menschen, andre Sprache,
und ein gewinnsüchtiges Volk, ein theures Land. -- Sind
das nicht Beschwerden für einen armen Reisenden! --

Indem ich dies schreibe und dann in ein neues Land
hineinblicke, regnet es vielleicht zum zehntenmale an die-
sem Tage gewaltig, und der Wind ist unbeständig. Alle
Nachrichten von Holland sind so widersprechend, daß
man ungewiß wird, ob man hingehen soll oder nicht. --
Doch im beruhigenden Gedanken, daß eben der Gott, der
mich bisher beschützte, auch dort Bahn und Wege für

mich

ich bald in Holland ſeyn werde. Faͤhrt ein groſſer Kar-
ren ſchnell durch die Straſſen, ſo laͤrmt das ſo ſtark, daß
man nicht mehr hoͤren kan, uud ich bekam gleich Kopf-
weh. Als ich uͤber dem Mikroſkop war, zitterte, wenn
etwas vorbeifuhr, gleich das ganze Haus, das doch kein
Pariſer Haus war, und man konnte nichts erkennen. —
So macht die Natur alles Stufenweiſe. (ſ. die Natur-
geſch. von St. Amand S. 310. 311.) —

Ich ſprach mit dem Kapitain Neiche, der des fol-
genden Tages mit einem groſſen Schiffe nach Holland
abſegeln wollte. Franzoͤſiſch konnt’ er nicht, ich ſprach
alſo deutſch mit ihm, darauf antwortete er flaͤmiſch, und
doch verſtanden wir einander. Fuͤr einen Platz in ſeiner
Kajuͤte forderte er einen Dukaten, das iſt die Taxe; aber
fuͤr den Kuffer 1. Gulden, das ſchien mir zu viel auf dem
Waſſer. Ich lies durch andre Leute mit ihm handeln,
er beſah meine Equipage, blieb aber bei ſeiner Forderung.
Naͤchſtdem muß noch jeder Paſſagier fuͤr die Abfahrt von
hier zahlen. Fuͤr Eſſen und Trinken mußt’ ich auch noch
ſorgen, ja auf den Fall einer langen Reiſe einen guten
Vorrath mitnehmen. Und nun wieder eine andre Rech-
nung, andres Geld, andre Menſchen, andre Sprache,
und ein gewinnſuͤchtiges Volk, ein theures Land. — Sind
das nicht Beſchwerden fuͤr einen armen Reiſenden! —

Indem ich dies ſchreibe und dann in ein neues Land
hineinblicke, regnet es vielleicht zum zehntenmale an die-
ſem Tage gewaltig, und der Wind iſt unbeſtaͤndig. Alle
Nachrichten von Holland ſind ſo widerſprechend, daß
man ungewiß wird, ob man hingehen ſoll oder nicht. —
Doch im beruhigenden Gedanken, daß eben der Gott, der
mich bisher beſchuͤtzte, auch dort Bahn und Wege fuͤr

mich
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[460/0484] ich bald in Holland ſeyn werde. Faͤhrt ein groſſer Kar- ren ſchnell durch die Straſſen, ſo laͤrmt das ſo ſtark, daß man nicht mehr hoͤren kan, uud ich bekam gleich Kopf- weh. Als ich uͤber dem Mikroſkop war, zitterte, wenn etwas vorbeifuhr, gleich das ganze Haus, das doch kein Pariſer Haus war, und man konnte nichts erkennen. — So macht die Natur alles Stufenweiſe. (ſ. die Natur- geſch. von St. Amand S. 310. 311.) — Ich ſprach mit dem Kapitain Neiche, der des fol- genden Tages mit einem groſſen Schiffe nach Holland abſegeln wollte. Franzoͤſiſch konnt’ er nicht, ich ſprach alſo deutſch mit ihm, darauf antwortete er flaͤmiſch, und doch verſtanden wir einander. Fuͤr einen Platz in ſeiner Kajuͤte forderte er einen Dukaten, das iſt die Taxe; aber fuͤr den Kuffer 1. Gulden, das ſchien mir zu viel auf dem Waſſer. Ich lies durch andre Leute mit ihm handeln, er beſah meine Equipage, blieb aber bei ſeiner Forderung. Naͤchſtdem muß noch jeder Paſſagier fuͤr die Abfahrt von hier zahlen. Fuͤr Eſſen und Trinken mußt’ ich auch noch ſorgen, ja auf den Fall einer langen Reiſe einen guten Vorrath mitnehmen. Und nun wieder eine andre Rech- nung, andres Geld, andre Menſchen, andre Sprache, und ein gewinnſuͤchtiges Volk, ein theures Land. — Sind das nicht Beſchwerden fuͤr einen armen Reiſenden! — Indem ich dies ſchreibe und dann in ein neues Land hineinblicke, regnet es vielleicht zum zehntenmale an die- ſem Tage gewaltig, und der Wind iſt unbeſtaͤndig. Alle Nachrichten von Holland ſind ſo widerſprechend, daß man ungewiß wird, ob man hingehen ſoll oder nicht. — Doch im beruhigenden Gedanken, daß eben der Gott, der mich bisher beſchuͤtzte, auch dort Bahn und Wege fuͤr mich

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/484>, abgerufen am 22.11.2024.