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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Die Kirchen. In allen holländischen Kirchen ist
kein Altar. Man stellt zum Abendmahl einen Tisch hin,
um den alles herumsitzt. An allen Seiten der Kanzeln
wird der Psalm, denn das sind die gewöhnlichen Gesän-
ge der Holländer, angesteckt. In der neuen Kirche
ist das vortrefliche Grabmahl des Prinzen Wilhelms
des 1ten von Oranien. Die Generalstaaten habens
ihm 1609. setzen lassen. Das Grabmahl steht unter ei-
nem von schwarzem Marmorsäulen getragenen Himmel.
Eine Bildsäule des Prinzen aus weissem Marmor liegt
oben darauf, und am Kopf und an den Füssen dieser Sta-
tüe sitzen aus Bronze 2. Krieger mit Gewehr, die gleich-
sam Wache bei seiner Asche halten *). In der alten
Kirche
waren mir merkwürdig: Die Denkmähler der
grossen Admiräle, 1) des Peter Heins. Die Statue
dieses berühmten Seehelden ist aus weissem Marmor,

und
man auch ein schönes Gemälde, die Ermordung des
Pr. Willh. von Oranien vorstellend.
Herausgeber.
*) Von diesen beiden kriegerischen Figuren ist die eine,
die geharnischte Bildsäule des Prinzen selbst, zu deren
Füssen ein Helm liegt, und an der unter der linken
Schulter die Stelle angedeutet ist, wo ihn die mörde-
rische Kugel traf: die andre ist eine Fama, die nur
auf einem Fusse ruht, eine herrliche Figur. Man er-
blickt auch an diesem Grabmahle des Prinzen getreuen
Hund, der den Mörder angebellt haben und aus Gram
gestorben seyn soll. Ausser diesem Grabmahle sieht
man auch das wohlausgedachte des berühmten H.
Grotius,
das ihm dessen Verwandte erst vor wenig
Jahren haben errichten lassen.
Herausgeber.
H h

Die Kirchen. In allen hollaͤndiſchen Kirchen iſt
kein Altar. Man ſtellt zum Abendmahl einen Tiſch hin,
um den alles herumſitzt. An allen Seiten der Kanzeln
wird der Pſalm, denn das ſind die gewoͤhnlichen Geſaͤn-
ge der Hollaͤnder, angeſteckt. In der neuen Kirche
iſt das vortrefliche Grabmahl des Prinzen Wilhelms
des 1ten von Oranien. Die Generalſtaaten habens
ihm 1609. ſetzen laſſen. Das Grabmahl ſteht unter ei-
nem von ſchwarzem Marmorſaͤulen getragenen Himmel.
Eine Bildſaͤule des Prinzen aus weiſſem Marmor liegt
oben darauf, und am Kopf und an den Fuͤſſen dieſer Sta-
tuͤe ſitzen aus Bronze 2. Krieger mit Gewehr, die gleich-
ſam Wache bei ſeiner Aſche halten *). In der alten
Kirche
waren mir merkwuͤrdig: Die Denkmaͤhler der
groſſen Admiraͤle, 1) des Peter Heins. Die Statue
dieſes beruͤhmten Seehelden iſt aus weiſſem Marmor,

und
man auch ein ſchoͤnes Gemaͤlde, die Ermordung des
Pr. Willh. von Oranien vorſtellend.
Herausgeber.
*) Von dieſen beiden kriegeriſchen Figuren iſt die eine,
die geharniſchte Bildſaͤule des Prinzen ſelbſt, zu deren
Fuͤſſen ein Helm liegt, und an der unter der linken
Schulter die Stelle angedeutet iſt, wo ihn die moͤrde-
riſche Kugel traf: die andre iſt eine Fama, die nur
auf einem Fuſſe ruht, eine herrliche Figur. Man er-
blickt auch an dieſem Grabmahle des Prinzen getreuen
Hund, der den Moͤrder angebellt haben und aus Gram
geſtorben ſeyn ſoll. Auſſer dieſem Grabmahle ſieht
man auch das wohlausgedachte des beruͤhmten H.
Grotius,
das ihm deſſen Verwandte erſt vor wenig
Jahren haben errichten laſſen.
Herausgeber.
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[481/0505] Die Kirchen. In allen hollaͤndiſchen Kirchen iſt kein Altar. Man ſtellt zum Abendmahl einen Tiſch hin, um den alles herumſitzt. An allen Seiten der Kanzeln wird der Pſalm, denn das ſind die gewoͤhnlichen Geſaͤn- ge der Hollaͤnder, angeſteckt. In der neuen Kirche iſt das vortrefliche Grabmahl des Prinzen Wilhelms des 1ten von Oranien. Die Generalſtaaten habens ihm 1609. ſetzen laſſen. Das Grabmahl ſteht unter ei- nem von ſchwarzem Marmorſaͤulen getragenen Himmel. Eine Bildſaͤule des Prinzen aus weiſſem Marmor liegt oben darauf, und am Kopf und an den Fuͤſſen dieſer Sta- tuͤe ſitzen aus Bronze 2. Krieger mit Gewehr, die gleich- ſam Wache bei ſeiner Aſche halten *). In der alten Kirche waren mir merkwuͤrdig: Die Denkmaͤhler der groſſen Admiraͤle, 1) des Peter Heins. Die Statue dieſes beruͤhmten Seehelden iſt aus weiſſem Marmor, und *) *) Von dieſen beiden kriegeriſchen Figuren iſt die eine, die geharniſchte Bildſaͤule des Prinzen ſelbſt, zu deren Fuͤſſen ein Helm liegt, und an der unter der linken Schulter die Stelle angedeutet iſt, wo ihn die moͤrde- riſche Kugel traf: die andre iſt eine Fama, die nur auf einem Fuſſe ruht, eine herrliche Figur. Man er- blickt auch an dieſem Grabmahle des Prinzen getreuen Hund, der den Moͤrder angebellt haben und aus Gram geſtorben ſeyn ſoll. Auſſer dieſem Grabmahle ſieht man auch das wohlausgedachte des beruͤhmten H. Grotius, das ihm deſſen Verwandte erſt vor wenig Jahren haben errichten laſſen. Herausgeber. *) man auch ein ſchoͤnes Gemaͤlde, die Ermordung des Pr. Willh. von Oranien vorſtellend. Herausgeber. H h

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/505>, abgerufen am 23.11.2024.