macht hat, aber nie herausgeben wird. Zum Erstau- ist's, was der Mann gearbeitet hat, und ewig Schade wär's, wenn nach seinem Tode diese kostbare Papiere und Zeichnungen für unsre Wissenschaft verlohren gehen soll- ten. a) Er hat sogar die Osteologie im Kopfe der kleinsten Insekten abgezeichnet. b) Auch an der Ty- gerschnecke hat er Läuse, vermuthlich acaros ent- deckt. c) An der Mouche de St. Jean, die gleich im Frühjahr die ersten Blätterchen abfrißt, fand er ausser den 2. halbkuglichten Augen an der Seite des Kopfs, hin- ten am Kopf noch ein Knötchen mit 3. Augen. d) Am Acarusauf einem Adler, bemerkte er, daß er seine Eier am letzten Fußgelenke trägt, bis sie ausgeschlüpft sind. e) Auch auf der Weidenbohrraupe von der sein Traite anatomique etc. handelt, fand er einen aca- rus. Man kan aus seinem Kopfe 2. Körper mit einer Art von Krebsscheeren ausdrücken; durch diese saugt das Thier die Raupe aus. f) Auf dem Auerhahn fand er 3. verschiedene Arten. g) Alle diese Thierläuse sind sehr schön mit Schuppen. Er sagte, Redi habe sie so schlecht abgezeichnet, daß man glauben solte, der Schöpfer habe nicht im Kleinen arbeiten können. Oft sei das Weibchen gar sehr verschieden, alle ihre Haare sind stachlicht. h) Um diese Kleinigkeiten zu messen, hat er sich aus den Augen der Libellen Mikrometer gemacht, auch andre Mi- krometer, nach denen er ein Objekt 8000. mahl grösser fand etc. i) An den Hundsläusen fand er zum Ein- beissen 4. Reihen Haken. k) Die Sägen der Sä- genfliegen sind gar sehr verschieden, aber alle herrlich ge- arbeitet. Und jeder Zahn ist wieder eine eigne Säge. l) Auf Weiden traf er ein gewisses Insekt mit schwar- zen Flecken an. Druckt man diese, so kömmt ein so
erstaunlich
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macht hat, aber nie herausgeben wird. Zum Erſtau- iſt’s, was der Mann gearbeitet hat, und ewig Schade waͤr’s, wenn nach ſeinem Tode dieſe koſtbare Papiere und Zeichnungen fuͤr unſre Wiſſenſchaft verlohren gehen ſoll- ten. a) Er hat ſogar die Oſteologie im Kopfe der kleinſten Inſekten abgezeichnet. b) Auch an der Ty- gerſchnecke hat er Laͤuſe, vermuthlich acaros ent- deckt. c) An der Mouche de St. Jean, die gleich im Fruͤhjahr die erſten Blaͤtterchen abfrißt, fand er auſſer den 2. halbkuglichten Augen an der Seite des Kopfs, hin- ten am Kopf noch ein Knoͤtchen mit 3. Augen. d) Am Acarusauf einem Adler, bemerkte er, daß er ſeine Eier am letzten Fußgelenke traͤgt, bis ſie ausgeſchluͤpft ſind. e) Auch auf der Weidenbohrraupe von der ſein Traité anatomique etc. handelt, fand er einen aca- rus. Man kan aus ſeinem Kopfe 2. Koͤrper mit einer Art von Krebsſcheeren ausdruͤcken; durch dieſe ſaugt das Thier die Raupe aus. f) Auf dem Auerhahn fand er 3. verſchiedene Arten. g) Alle dieſe Thierlaͤuſe ſind ſehr ſchoͤn mit Schuppen. Er ſagte, Redi habe ſie ſo ſchlecht abgezeichnet, daß man glauben ſolte, der Schoͤpfer habe nicht im Kleinen arbeiten koͤnnen. Oft ſei das Weibchen gar ſehr verſchieden, alle ihre Haare ſind ſtachlicht. h) Um dieſe Kleinigkeiten zu meſſen, hat er ſich aus den Augen der Libellen Mikrometer gemacht, auch andre Mi- krometer, nach denen er ein Objekt 8000. mahl groͤſſer fand ꝛc. i) An den Hundslaͤuſen fand er zum Ein- beiſſen 4. Reihen Haken. k) Die Saͤgen der Saͤ- genfliegen ſind gar ſehr verſchieden, aber alle herrlich ge- arbeitet. Und jeder Zahn iſt wieder eine eigne Saͤge. l) Auf Weiden traf er ein gewiſſes Inſekt mit ſchwar- zen Flecken an. Druckt man dieſe, ſo koͤmmt ein ſo
erſtaunlich
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macht hat, aber nie herausgeben wird. Zum Erſtau-
iſt’s, was der Mann gearbeitet hat, und ewig Schade
waͤr’s, wenn nach ſeinem Tode dieſe koſtbare Papiere und
Zeichnungen fuͤr unſre Wiſſenſchaft verlohren gehen ſoll-
ten. a) Er hat ſogar die Oſteologie im Kopfe der
kleinſten Inſekten abgezeichnet. b) Auch an der Ty-
gerſchnecke hat er Laͤuſe, vermuthlich acaros ent-
deckt. c) An der Mouche de St. Jean, die gleich im
Fruͤhjahr die erſten Blaͤtterchen abfrißt, fand er auſſer
den 2. halbkuglichten Augen an der Seite des Kopfs, hin-
ten am Kopf noch ein Knoͤtchen mit 3. Augen. d) Am
Acarus auf einem Adler, bemerkte er, daß er ſeine
Eier am letzten Fußgelenke traͤgt, bis ſie ausgeſchluͤpft
ſind. e) Auch auf der Weidenbohrraupe von der ſein
Traité anatomique etc. handelt, fand er einen aca-
rus. Man kan aus ſeinem Kopfe 2. Koͤrper mit einer
Art von Krebsſcheeren ausdruͤcken; durch dieſe ſaugt das
Thier die Raupe aus. f) Auf dem Auerhahn fand er
3. verſchiedene Arten. g) Alle dieſe Thierlaͤuſe ſind ſehr
ſchoͤn mit Schuppen. Er ſagte, Redi habe ſie ſo ſchlecht
abgezeichnet, daß man glauben ſolte, der Schoͤpfer habe
nicht im Kleinen arbeiten koͤnnen. Oft ſei das Weibchen
gar ſehr verſchieden, alle ihre Haare ſind ſtachlicht. h)
Um dieſe Kleinigkeiten zu meſſen, hat er ſich aus den
Augen der Libellen Mikrometer gemacht, auch andre Mi-
krometer, nach denen er ein Objekt 8000. mahl groͤſſer
fand ꝛc. i) An den Hundslaͤuſen fand er zum Ein-
beiſſen 4. Reihen Haken. k) Die Saͤgen der Saͤ-
genfliegen ſind gar ſehr verſchieden, aber alle herrlich ge-
arbeitet. Und jeder Zahn iſt wieder eine eigne Saͤge.
l) Auf Weiden traf er ein gewiſſes Inſekt mit ſchwar-
zen Flecken an. Druckt man dieſe, ſo koͤmmt ein ſo
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/527>, abgerufen am 24.11.2024.
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