gegossene Platte mit dem holländischen Löwen, wovon je- de 2700. Pfund wiegt. Sie sind fast Faustdick.
Nachmittags ging ich aus dem Haag, nach dem angenehmen Dorfe Leidsendam, auf dem Wege vom Haag nach Leiden, um das
Torfstechen und das Backern zu besehen. Ganz Holland hat keine andre Feuerung als den Torf. Den Rauch empfand ich zuweilen ziemlich stark, aber an den Speisen merkt' ich nie einen unangenehmen Geruch oder Geschmack. Die Leute haben mit der Gewinnung des Torfs nicht viel Mühe. Sie finden ihn überall gleich unter der Damm-Erde, und bis auf eine beträchtliche Tiefe hinab. Man braucht einen Spaten oder ein Grab- scheid dazu, und sticht ihn eben so heraus, wie man in Deutschland die Wässerungsgräben auf den Wiesen macht. Man hebt lauter kleine Parallelepipeda heraus. Da man in der unbeträchtlichen Tiefe in Holland gleich eine Menge Wasser antrift, so ist der Torf im Anfang natürlich weich, und schmierig, daher legt man die Stü- cke neben, auch über einander hin, und läßt sie an der Luft ausdünsten und verhärten. Sind sie so fest geworden, daß man sie heben und tragen kan, so setzt man sie in hoh- len Pyramiden auf, doch so, daß die Luft überall durch- streichen, und sie völlig austrocknen kan. Man sieht von weitem solche schwarze Lagen, und schwarze Pyramiden in Menge stehen. Sind sie da hart genug geworden, so bringt man sie in grosse Schuppen oder Scheunen, zu de- nen wiederum die Luft überall Zugang hat. Da werden sie sehr hart, bekommen einen weissen Beschlag, und werden da von den Torfbauern verkauft. Das Stück kostet ein Duit, oder den achten Theil eines Stübers.
Kömmt
gegoſſene Platte mit dem hollaͤndiſchen Loͤwen, wovon je- de 2700. Pfund wiegt. Sie ſind faſt Fauſtdick.
Nachmittags ging ich aus dem Haag, nach dem angenehmen Dorfe Leidſendam, auf dem Wege vom Haag nach Leiden, um das
Torfſtechen und das Backern zu beſehen. Ganz Holland hat keine andre Feuerung als den Torf. Den Rauch empfand ich zuweilen ziemlich ſtark, aber an den Speiſen merkt’ ich nie einen unangenehmen Geruch oder Geſchmack. Die Leute haben mit der Gewinnung des Torfs nicht viel Muͤhe. Sie finden ihn uͤberall gleich unter der Damm-Erde, und bis auf eine betraͤchtliche Tiefe hinab. Man braucht einen Spaten oder ein Grab- ſcheid dazu, und ſticht ihn eben ſo heraus, wie man in Deutſchland die Waͤſſerungsgraͤben auf den Wieſen macht. Man hebt lauter kleine Parallelepipeda heraus. Da man in der unbetraͤchtlichen Tiefe in Holland gleich eine Menge Waſſer antrift, ſo iſt der Torf im Anfang natuͤrlich weich, und ſchmierig, daher legt man die Stuͤ- cke neben, auch uͤber einander hin, und laͤßt ſie an der Luft ausduͤnſten und verhaͤrten. Sind ſie ſo feſt geworden, daß man ſie heben und tragen kan, ſo ſetzt man ſie in hoh- len Pyramiden auf, doch ſo, daß die Luft uͤberall durch- ſtreichen, und ſie voͤllig austrocknen kan. Man ſieht von weitem ſolche ſchwarze Lagen, und ſchwarze Pyramiden in Menge ſtehen. Sind ſie da hart genug geworden, ſo bringt man ſie in groſſe Schuppen oder Scheunen, zu de- nen wiederum die Luft uͤberall Zugang hat. Da werden ſie ſehr hart, bekommen einen weiſſen Beſchlag, und werden da von den Torfbauern verkauft. Das Stuͤck koſtet ein Duit, oder den achten Theil eines Stuͤbers.
Koͤmmt
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gegoſſene Platte mit dem hollaͤndiſchen Loͤwen, wovon je-
de 2700. Pfund wiegt. Sie ſind faſt Fauſtdick.
Nachmittags ging ich aus dem Haag, nach dem
angenehmen Dorfe Leidſendam, auf dem Wege vom
Haag nach Leiden, um das
Torfſtechen und das Backern zu beſehen. Ganz
Holland hat keine andre Feuerung als den Torf. Den
Rauch empfand ich zuweilen ziemlich ſtark, aber an den
Speiſen merkt’ ich nie einen unangenehmen Geruch oder
Geſchmack. Die Leute haben mit der Gewinnung des
Torfs nicht viel Muͤhe. Sie finden ihn uͤberall gleich
unter der Damm-Erde, und bis auf eine betraͤchtliche
Tiefe hinab. Man braucht einen Spaten oder ein Grab-
ſcheid dazu, und ſticht ihn eben ſo heraus, wie man in
Deutſchland die Waͤſſerungsgraͤben auf den Wieſen
macht. Man hebt lauter kleine Parallelepipeda heraus.
Da man in der unbetraͤchtlichen Tiefe in Holland gleich
eine Menge Waſſer antrift, ſo iſt der Torf im Anfang
natuͤrlich weich, und ſchmierig, daher legt man die Stuͤ-
cke neben, auch uͤber einander hin, und laͤßt ſie an der Luft
ausduͤnſten und verhaͤrten. Sind ſie ſo feſt geworden,
daß man ſie heben und tragen kan, ſo ſetzt man ſie in hoh-
len Pyramiden auf, doch ſo, daß die Luft uͤberall durch-
ſtreichen, und ſie voͤllig austrocknen kan. Man ſieht von
weitem ſolche ſchwarze Lagen, und ſchwarze Pyramiden in
Menge ſtehen. Sind ſie da hart genug geworden, ſo
bringt man ſie in groſſe Schuppen oder Scheunen, zu de-
nen wiederum die Luft uͤberall Zugang hat. Da werden
ſie ſehr hart, bekommen einen weiſſen Beſchlag, und
werden da von den Torfbauern verkauft. Das Stuͤck
koſtet ein Duit, oder den achten Theil eines Stuͤbers.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/531>, abgerufen am 24.11.2024.
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