Heute Abend regnete es noch gewaltig. -- Ist dieses wichtig genug für ein Reisejournal? Allerdings. Denn in Amsterdam trinkt man das Regenwasser. Man faßts im Hofe auf, sammelts in ein Becken mit Sand, und hat eine Pumpe zum Heraufziehen. Es schmeckt aber doch nicht übel. Man hat auch Schiffe, die in die Gegend von Harlem fahren, im Boden des Schiffs eine Oefnung haben, diese aufmachen, das ganze Schiff mit Wasser füllen, und mit dieser Ladung nach Amsterdam fahren, und den Bierbrauereien das Was- ser zuführen; denn um die Stadt herum gibts lauter grü- nes salzichtes schlechtes Seewasser. Auch die Kanäle in der Stadt haben schmutziges Seewasser. Wer in Deutschland gebohren ist, und die Glückseligkeit, überall gutes gesundes Wasser im Ueberfluß zu haben, ein Glück, das man in Frankreich und Holland entbehren muß, nicht schätzt, der ist seines Vaterlands nicht werth. --
Bemerkungen.
In der Stadt sind hier und da am Wasser öffent- che Abtritte. Die Obrigkeit verpachtet sie an Weiber, die sie ungemein reinlich halten. Man bezahlt ein Deut -- aber jeder giebt mehr, und so ist das auch eine starke Rente. Bei der Münze ist besonders ein sehr frequen- ter. Es geht, wie im Taubenschlage, aus und ein.
Den 10ten Aug.
Heute Sonntags besah ich zuerst einige
Reformirte Kirchen, -- und fand in der neuen Kirche, dicht beim Rathhause, das Grabmahl des Ad-
mirals
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Heute Abend regnete es noch gewaltig. — Iſt dieſes wichtig genug fuͤr ein Reiſejournal? Allerdings. Denn in Amſterdam trinkt man das Regenwaſſer. Man faßts im Hofe auf, ſammelts in ein Becken mit Sand, und hat eine Pumpe zum Heraufziehen. Es ſchmeckt aber doch nicht uͤbel. Man hat auch Schiffe, die in die Gegend von Harlem fahren, im Boden des Schiffs eine Oefnung haben, dieſe aufmachen, das ganze Schiff mit Waſſer fuͤllen, und mit dieſer Ladung nach Amſterdam fahren, und den Bierbrauereien das Waſ- ſer zufuͤhren; denn um die Stadt herum gibts lauter gruͤ- nes ſalzichtes ſchlechtes Seewaſſer. Auch die Kanaͤle in der Stadt haben ſchmutziges Seewaſſer. Wer in Deutſchland gebohren iſt, und die Gluͤckſeligkeit, uͤberall gutes geſundes Waſſer im Ueberfluß zu haben, ein Gluͤck, das man in Frankreich und Holland entbehren muß, nicht ſchaͤtzt, der iſt ſeines Vaterlands nicht werth. —
Bemerkungen.
In der Stadt ſind hier und da am Waſſer oͤffent- che Abtritte. Die Obrigkeit verpachtet ſie an Weiber, die ſie ungemein reinlich halten. Man bezahlt ein Deut — aber jeder giebt mehr, und ſo iſt das auch eine ſtarke Rente. Bei der Muͤnze iſt beſonders ein ſehr frequen- ter. Es geht, wie im Taubenſchlage, aus und ein.
Den 10ten Aug.
Heute Sonntags beſah ich zuerſt einige
Reformirte Kirchen, — und fand in der neuen Kirche, dicht beim Rathhauſe, das Grabmahl des Ad-
mirals
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Heute Abend regnete es noch gewaltig. — Iſt
dieſes wichtig genug fuͤr ein Reiſejournal? Allerdings.
Denn in Amſterdam trinkt man das Regenwaſſer.
Man faßts im Hofe auf, ſammelts in ein Becken mit
Sand, und hat eine Pumpe zum Heraufziehen. Es
ſchmeckt aber doch nicht uͤbel. Man hat auch Schiffe,
die in die Gegend von Harlem fahren, im Boden des
Schiffs eine Oefnung haben, dieſe aufmachen, das ganze
Schiff mit Waſſer fuͤllen, und mit dieſer Ladung nach
Amſterdam fahren, und den Bierbrauereien das Waſ-
ſer zufuͤhren; denn um die Stadt herum gibts lauter gruͤ-
nes ſalzichtes ſchlechtes Seewaſſer. Auch die Kanaͤle in
der Stadt haben ſchmutziges Seewaſſer. Wer in
Deutſchland gebohren iſt, und die Gluͤckſeligkeit, uͤberall
gutes geſundes Waſſer im Ueberfluß zu haben, ein Gluͤck,
das man in Frankreich und Holland entbehren muß,
nicht ſchaͤtzt, der iſt ſeines Vaterlands nicht werth. —
Bemerkungen.
In der Stadt ſind hier und da am Waſſer oͤffent-
che Abtritte. Die Obrigkeit verpachtet ſie an Weiber,
die ſie ungemein reinlich halten. Man bezahlt ein Deut
— aber jeder giebt mehr, und ſo iſt das auch eine ſtarke
Rente. Bei der Muͤnze iſt beſonders ein ſehr frequen-
ter. Es geht, wie im Taubenſchlage, aus und ein.
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Heute Sonntags beſah ich zuerſt einige
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/571>, abgerufen am 24.11.2024.
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