tereinander herum, und so auch Seeoffiziers, Matrosen, Kapitaine, Schiffsjungen, Weiber, Reisende. -- See- Möven fliegen beständig ab und zu. -- Alte Schiffe wer- den zerhauen, verkauft, verbrannt. -- Man hört auch Sonntags beständig das Klopfen und Bauen an neuen Schiffen. -- Die kleinen Boote fahren unaufhörlich zwi- schen den greulichen Maschinen herum. -- Dort wird ein Schiff gepackt, die Gesellschaft schmaust noch, man löst die Kanonen, der Donner schallt über die See hin, dann lichtet man die Anker, und sticht in See. -- -- Gute Nacht, Paris, gute Nacht, Pontneuf, dies ist ein zehnmahl angenehmrer, lehrreichrer Platz. Eben das mannichfaltige Gewühl ist hier, und doch kein Ge- tümmel, wie in Paris. Selten hört man singen, schreien, fluchen, schwören. Ein paar tausend Men- schen sind beständig da, man spricht mit einander, ohne den rasenden Lerm zu machen, den zwanzig Franzosen gleich machen, wenn sie zusammen kommen. Der Deut- sche, der Holländer, der Russe, der Norweger, der Schwede macht seine Arbeit ohne Geräusch, der Franzo- se muß gleich ein Bruit haben. Aber hier werden sie zahm und still: sie sind auch gar nicht geliebt, und ge- meiniglich machen sie, wenn sie hieher kommen, lauter Gaskonaden, z. B. es reißt jetzt wirklich ein Franzose durch Holland, und spottet über ihre Treckschuyten. Sein Bedienter muß 2. Maulesel mit der Bagage nach- reiten; er selbst hat ein Pferd. Sein Beutel wirds em- pfinden, und wo er hinkommt, lacht alles über ihn, denn Maulesel sind hier gar nicht üblich etc. In der See sieht man auch
Das
tereinander herum, und ſo auch Seeoffiziers, Matroſen, Kapitaine, Schiffsjungen, Weiber, Reiſende. — See- Moͤven fliegen beſtaͤndig ab und zu. — Alte Schiffe wer- den zerhauen, verkauft, verbrannt. — Man hoͤrt auch Sonntags beſtaͤndig das Klopfen und Bauen an neuen Schiffen. — Die kleinen Boote fahren unaufhoͤrlich zwi- ſchen den greulichen Maſchinen herum. — Dort wird ein Schiff gepackt, die Geſellſchaft ſchmauſt noch, man loͤſt die Kanonen, der Donner ſchallt uͤber die See hin, dann lichtet man die Anker, und ſticht in See. — — Gute Nacht, Paris, gute Nacht, Pontneuf, dies iſt ein zehnmahl angenehmrer, lehrreichrer Platz. Eben das mannichfaltige Gewuͤhl iſt hier, und doch kein Ge- tuͤmmel, wie in Paris. Selten hoͤrt man ſingen, ſchreien, fluchen, ſchwoͤren. Ein paar tauſend Men- ſchen ſind beſtaͤndig da, man ſpricht mit einander, ohne den raſenden Lerm zu machen, den zwanzig Franzoſen gleich machen, wenn ſie zuſammen kommen. Der Deut- ſche, der Hollaͤnder, der Ruſſe, der Norweger, der Schwede macht ſeine Arbeit ohne Geraͤuſch, der Franzo- ſe muß gleich ein Bruit haben. Aber hier werden ſie zahm und ſtill: ſie ſind auch gar nicht geliebt, und ge- meiniglich machen ſie, wenn ſie hieher kommen, lauter Gaskonaden, z. B. es reißt jetzt wirklich ein Franzoſe durch Holland, und ſpottet uͤber ihre Treckſchuyten. Sein Bedienter muß 2. Mauleſel mit der Bagage nach- reiten; er ſelbſt hat ein Pferd. Sein Beutel wirds em- pfinden, und wo er hinkommt, lacht alles uͤber ihn, denn Mauleſel ſind hier gar nicht uͤblich ꝛc. In der See ſieht man auch
Das
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tereinander herum, und ſo auch Seeoffiziers, Matroſen,
Kapitaine, Schiffsjungen, Weiber, Reiſende. — See-
Moͤven fliegen beſtaͤndig ab und zu. — Alte Schiffe wer-
den zerhauen, verkauft, verbrannt. — Man hoͤrt auch
Sonntags beſtaͤndig das Klopfen und Bauen an neuen
Schiffen. — Die kleinen Boote fahren unaufhoͤrlich zwi-
ſchen den greulichen Maſchinen herum. — Dort wird
ein Schiff gepackt, die Geſellſchaft ſchmauſt noch, man
loͤſt die Kanonen, der Donner ſchallt uͤber die See hin,
dann lichtet man die Anker, und ſticht in See. — —
Gute Nacht, Paris, gute Nacht, Pontneuf, dies iſt
ein zehnmahl angenehmrer, lehrreichrer Platz. Eben
das mannichfaltige Gewuͤhl iſt hier, und doch kein Ge-
tuͤmmel, wie in Paris. Selten hoͤrt man ſingen,
ſchreien, fluchen, ſchwoͤren. Ein paar tauſend Men-
ſchen ſind beſtaͤndig da, man ſpricht mit einander, ohne
den raſenden Lerm zu machen, den zwanzig Franzoſen
gleich machen, wenn ſie zuſammen kommen. Der Deut-
ſche, der Hollaͤnder, der Ruſſe, der Norweger, der
Schwede macht ſeine Arbeit ohne Geraͤuſch, der Franzo-
ſe muß gleich ein Bruit haben. Aber hier werden ſie
zahm und ſtill: ſie ſind auch gar nicht geliebt, und ge-
meiniglich machen ſie, wenn ſie hieher kommen, lauter
Gaskonaden, z. B. es reißt jetzt wirklich ein Franzoſe
durch Holland, und ſpottet uͤber ihre Treckſchuyten.
Sein Bedienter muß 2. Mauleſel mit der Bagage nach-
reiten; er ſelbſt hat ein Pferd. Sein Beutel wirds em-
pfinden, und wo er hinkommt, lacht alles uͤber ihn, denn
Mauleſel ſind hier gar nicht uͤblich ꝛc. In der See ſieht
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/576>, abgerufen am 24.11.2024.
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