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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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des Aufruhrs enge. Nachts im Mondenschein thuts
gar eine herrliche Wirkung. -- Unten ist alles gewölbt,
und da liegt -- man will aber nicht sagen wo? --
ohne Zweifel, unter der Erde, unter dem Fußboden sel-
ber -- die Bank, der grosse Geldschatz, der sonst wohl
schwerlich in der Welt zu finden ist. Man zeigt einem
die Kammern, wo die Bureaux dazu sind, aber sonst
nichts. Oben findet man einen breiten Platz mit Gän-
gen nach allen Seiten, nach allen Zimmern, und alle
Wände, Gesimse, Ecken, und sonderlich die Decke, sind
mit herrlichen Bildhauerarbeiten aus weissem Marmor
geziert. Man findet Fischernetze, Schiffe etc. aufs na-
türlichste ausgehauen, -- überhaupt ist in dieser ganzen
Gegend des Stadthauses eine unermeßliche Arbeit *).
In dem Rathszimmer sind sehr beträchtliche Malereien,
auch an den beiden Thüren sind kleine graue Malereien
von de Witt, die man so lange für Basreliefs hält, bis
man sie angreift. Kömmt man da heraus, so sieht man
nur etwas wenig Holz, das unter einem Fenster ist, und
bei Exekutionen der Missethäter abgenommen wird. Denn
der Galgen wird in eignen Löchern vor dem Stadthause
aufgeschlagen, der Delinquent zum Fenster herausge-
bracht, und die Herren Richter sehen im Fenster zu. In
der Bürgermeisterskammer, wo die 4. Bürgermei-
ster sitzen, hängt ein Gemälde vom alten Stadthause,
und eine Tafel aus Probierstein mit einer goldnen
Inschrift von Huygens. Der Künstler eignete sie den
Well Edlen en Groot Achtbaaren Heeren zu.
Das Stück ist so schön, daß Kaiser Peter der Grosse,

wie
*) Die besten sind von der Hand des berühmten Artus
Quellinus.
Herausgeber.

des Aufruhrs enge. Nachts im Mondenſchein thuts
gar eine herrliche Wirkung. — Unten iſt alles gewoͤlbt,
und da liegt — man will aber nicht ſagen wo? —
ohne Zweifel, unter der Erde, unter dem Fußboden ſel-
ber — die Bank, der groſſe Geldſchatz, der ſonſt wohl
ſchwerlich in der Welt zu finden iſt. Man zeigt einem
die Kammern, wo die Bureaux dazu ſind, aber ſonſt
nichts. Oben findet man einen breiten Platz mit Gaͤn-
gen nach allen Seiten, nach allen Zimmern, und alle
Waͤnde, Geſimſe, Ecken, und ſonderlich die Decke, ſind
mit herrlichen Bildhauerarbeiten aus weiſſem Marmor
geziert. Man findet Fiſchernetze, Schiffe ꝛc. aufs na-
tuͤrlichſte ausgehauen, — uͤberhaupt iſt in dieſer ganzen
Gegend des Stadthauſes eine unermeßliche Arbeit *).
In dem Rathszimmer ſind ſehr betraͤchtliche Malereien,
auch an den beiden Thuͤren ſind kleine graue Malereien
von de Witt, die man ſo lange fuͤr Basreliefs haͤlt, bis
man ſie angreift. Koͤmmt man da heraus, ſo ſieht man
nur etwas wenig Holz, das unter einem Fenſter iſt, und
bei Exekutionen der Miſſethaͤter abgenommen wird. Denn
der Galgen wird in eignen Loͤchern vor dem Stadthauſe
aufgeſchlagen, der Delinquent zum Fenſter herausge-
bracht, und die Herren Richter ſehen im Fenſter zu. In
der Buͤrgermeiſterskammer, wo die 4. Buͤrgermei-
ſter ſitzen, haͤngt ein Gemaͤlde vom alten Stadthauſe,
und eine Tafel aus Probierſtein mit einer goldnen
Inſchrift von Huygens. Der Kuͤnſtler eignete ſie den
Well Edlen en Groot Achtbaaren Heeren zu.
Das Stuͤck iſt ſo ſchoͤn, daß Kaiſer Peter der Groſſe,

wie
*) Die beſten ſind von der Hand des beruͤhmten Artus
Quellinus.
Herausgeber.
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[559/0583] des Aufruhrs enge. Nachts im Mondenſchein thuts gar eine herrliche Wirkung. — Unten iſt alles gewoͤlbt, und da liegt — man will aber nicht ſagen wo? — ohne Zweifel, unter der Erde, unter dem Fußboden ſel- ber — die Bank, der groſſe Geldſchatz, der ſonſt wohl ſchwerlich in der Welt zu finden iſt. Man zeigt einem die Kammern, wo die Bureaux dazu ſind, aber ſonſt nichts. Oben findet man einen breiten Platz mit Gaͤn- gen nach allen Seiten, nach allen Zimmern, und alle Waͤnde, Geſimſe, Ecken, und ſonderlich die Decke, ſind mit herrlichen Bildhauerarbeiten aus weiſſem Marmor geziert. Man findet Fiſchernetze, Schiffe ꝛc. aufs na- tuͤrlichſte ausgehauen, — uͤberhaupt iſt in dieſer ganzen Gegend des Stadthauſes eine unermeßliche Arbeit *). In dem Rathszimmer ſind ſehr betraͤchtliche Malereien, auch an den beiden Thuͤren ſind kleine graue Malereien von de Witt, die man ſo lange fuͤr Basreliefs haͤlt, bis man ſie angreift. Koͤmmt man da heraus, ſo ſieht man nur etwas wenig Holz, das unter einem Fenſter iſt, und bei Exekutionen der Miſſethaͤter abgenommen wird. Denn der Galgen wird in eignen Loͤchern vor dem Stadthauſe aufgeſchlagen, der Delinquent zum Fenſter herausge- bracht, und die Herren Richter ſehen im Fenſter zu. In der Buͤrgermeiſterskammer, wo die 4. Buͤrgermei- ſter ſitzen, haͤngt ein Gemaͤlde vom alten Stadthauſe, und eine Tafel aus Probierſtein mit einer goldnen Inſchrift von Huygens. Der Kuͤnſtler eignete ſie den Well Edlen en Groot Achtbaaren Heeren zu. Das Stuͤck iſt ſo ſchoͤn, daß Kaiſer Peter der Groſſe, wie *) Die beſten ſind von der Hand des beruͤhmten Artus Quellinus. Herausgeber.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/583>, abgerufen am 24.11.2024.