Stadt Amsterdam, über die Amstel, das Y, nach Nordholland, nach Utrecht, nach Harlem und be- sonders in die volle weite See nach dem Texel hinauf. Da stand ich, verschlangs, und -- schwieg. Feiern muß man so eine Stunde, und nichts sagen, als durchs Auge, und die Mine. -- Unbeschreiblich, göttlich, liegt der Theil der Natur noch immer unter meinen Augen. Himmel und Erde, Meer und Flüsse, Land und Städte, Stille und Gewühl, Wagen und Schiffe, Menschen und Thiere, Ebnen, Tristen, Wiesen, und ich oben auf dem künstlichen Berge, sah auf das alles herab, dachte, fühlte mich glücklich, und nahms in der entzückten See- le mit weg.
Das Zeughaus. Man hat einen eigenen Theil des Stadthauses dazu bestimmt. Wie viel Gewehr dar- in vorräthig ist, mag ich nicht sagen, meinte der Aufse- her. Aber für mehr als 60,000. Mann sind Ober- und Untergewehre da. Nächstdem sieht man da: 1) Eine Menge eroberter Kürasse, Pallasche, Degen, Spiesse etc. aus den Zeiten der Kriege mit den Spaniern. Auf den spanischen Dragonerklingen steht schon So- lingen. 2) Die Kürasse des Admiral P. Hein's, der den Spaniern die Silberflotte wegnahm, des Ad- miral Ruyter's, sind mit allen militärischen Eh- renzeichen aufgestellt, so wie an den Mausoleen. -- 3) Einen Streithammer, womit die spanische Kaval- lerie ehemals unter die Holländer einrannte. Es ist ein Stock, der oben wie ein Hammer gemacht ist, in der Mitte aber einen Deckel mit einem Knopf hat; schlägt man mit diesem Stock stark vor sich, so fahren aus die-
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Stadt Amſterdam, uͤber die Amſtel, das Y, nach Nordholland, nach Utrecht, nach Harlem und be- ſonders in die volle weite See nach dem Texel hinauf. Da ſtand ich, verſchlangs, und — ſchwieg. Feiern muß man ſo eine Stunde, und nichts ſagen, als durchs Auge, und die Mine. — Unbeſchreiblich, goͤttlich, liegt der Theil der Natur noch immer unter meinen Augen. Himmel und Erde, Meer und Fluͤſſe, Land und Staͤdte, Stille und Gewuͤhl, Wagen und Schiffe, Menſchen und Thiere, Ebnen, Triſten, Wieſen, und ich oben auf dem kuͤnſtlichen Berge, ſah auf das alles herab, dachte, fuͤhlte mich gluͤcklich, und nahms in der entzuͤckten See- le mit weg.
Das Zeughaus. Man hat einen eigenen Theil des Stadthauſes dazu beſtimmt. Wie viel Gewehr dar- in vorraͤthig iſt, mag ich nicht ſagen, meinte der Aufſe- her. Aber fuͤr mehr als 60,000. Mann ſind Ober- und Untergewehre da. Naͤchſtdem ſieht man da: 1) Eine Menge eroberter Kuͤraſſe, Pallaſche, Degen, Spieſſe ꝛc. aus den Zeiten der Kriege mit den Spaniern. Auf den ſpaniſchen Dragonerklingen ſteht ſchon So- lingen. 2) Die Kuͤraſſe des Admiral P. Hein’s, der den Spaniern die Silberflotte wegnahm, des Ad- miral Ruyter’s, ſind mit allen militaͤriſchen Eh- renzeichen aufgeſtellt, ſo wie an den Mauſoleen. — 3) Einen Streithammer, womit die ſpaniſche Kaval- lerie ehemals unter die Hollaͤnder einrannte. Es iſt ein Stock, der oben wie ein Hammer gemacht iſt, in der Mitte aber einen Deckel mit einem Knopf hat; ſchlaͤgt man mit dieſem Stock ſtark vor ſich, ſo fahren aus die-
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Stadt Amſterdam, uͤber die Amſtel, das Y, nach
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ſonders in die volle weite See nach dem Texel hinauf.
Da ſtand ich, verſchlangs, und — ſchwieg. Feiern
muß man ſo eine Stunde, und nichts ſagen, als durchs
Auge, und die Mine. — Unbeſchreiblich, goͤttlich, liegt
der Theil der Natur noch immer unter meinen Augen.
Himmel und Erde, Meer und Fluͤſſe, Land und Staͤdte,
Stille und Gewuͤhl, Wagen und Schiffe, Menſchen
und Thiere, Ebnen, Triſten, Wieſen, und ich oben auf
dem kuͤnſtlichen Berge, ſah auf das alles herab, dachte,
fuͤhlte mich gluͤcklich, und nahms in der entzuͤckten See-
le mit weg.
Das Zeughaus. Man hat einen eigenen Theil
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in vorraͤthig iſt, mag ich nicht ſagen, meinte der Aufſe-
her. Aber fuͤr mehr als 60,000. Mann ſind Ober-
und Untergewehre da. Naͤchſtdem ſieht man da: 1)
Eine Menge eroberter Kuͤraſſe, Pallaſche, Degen,
Spieſſe ꝛc. aus den Zeiten der Kriege mit den Spaniern.
Auf den ſpaniſchen Dragonerklingen ſteht ſchon So-
lingen. 2) Die Kuͤraſſe des Admiral P. Hein’s,
der den Spaniern die Silberflotte wegnahm, des Ad-
miral Ruyter’s, ſind mit allen militaͤriſchen Eh-
renzeichen aufgeſtellt, ſo wie an den Mauſoleen. —
3) Einen Streithammer, womit die ſpaniſche Kaval-
lerie ehemals unter die Hollaͤnder einrannte. Es iſt ein
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/585>, abgerufen am 24.11.2024.
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