Seide auf, und drehen sie zugleich noch mehr zusammen. Die ganze Maschine wird durch ein grosses Wasserrad getrieben. Man hat hier Gelegenheit gehabt, dem Was- ser einen gewaltigen Fall zu geben. Das Rad treibt andre kleinere, vermittelst Kammräder und Getriebe, und so werden oben die Haspelbalken, und unten durch Rollen und kleinere Wellen die Spulen herumgetrieben. Ueber diesem Saal ist ein andrer, wo kleine Kinder die grossen dicken Stränge in kleinere abhaspeln. Neben diesem Saal sitzt ein Mann, der die gekauften Seiden- stränge sortirt. Man kauft die Seide aus Frankreich, Deutschland, auch aus Ostindien, Bengalen etc. Man liebt die französische ostindische Seide nicht, und mag lieber die englische haben. Weiter wird hier die Seide nicht verarbeitet, sondern man verkauft sie auf den Spulen an die Seidenweber.
Die Fingerhutfabrik konnt' ich nicht besehen. Ehemals war sie in der Stadt, da trieb man sie mit Pferden, jetzt ist sie auf dem Bilt, eine Stunde von der Stadt, wo man sie mit Wasser wohlfeiler treiben kann. Allein das Regenwetter und meine Zeit erlaubten heute nicht schon wieder eine Excursion von der Art, wie die gestrige. Dagegen besah ich das
Kabinet des Hrn. Apotheker Julianus. Unstrei- tig gehört das zu den grösten Merkwürdigkeiten in Utrecht. Boddaert machte mir Gelegenheit, es zu sehen, es ist besonders in der Ichtyologie, Konchyliologie und Ento- mologie merkwürdig. Ich traf darin mehr seltene und fremde Fische an, als bisher irgendwo. Pallas und Banks haben auch deswegen den Besitzer besucht. Er hat: 1) Den Gobius Boddaerti, s. Pallas. 2)
Die
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Seide auf, und drehen ſie zugleich noch mehr zuſammen. Die ganze Maſchine wird durch ein groſſes Waſſerrad getrieben. Man hat hier Gelegenheit gehabt, dem Waſ- ſer einen gewaltigen Fall zu geben. Das Rad treibt andre kleinere, vermittelſt Kammraͤder und Getriebe, und ſo werden oben die Haſpelbalken, und unten durch Rollen und kleinere Wellen die Spulen herumgetrieben. Ueber dieſem Saal iſt ein andrer, wo kleine Kinder die groſſen dicken Straͤnge in kleinere abhaſpeln. Neben dieſem Saal ſitzt ein Mann, der die gekauften Seiden- ſtraͤnge ſortirt. Man kauft die Seide aus Frankreich, Deutſchland, auch aus Oſtindien, Bengalen ꝛc. Man liebt die franzoͤſiſche oſtindiſche Seide nicht, und mag lieber die engliſche haben. Weiter wird hier die Seide nicht verarbeitet, ſondern man verkauft ſie auf den Spulen an die Seidenweber.
Die Fingerhutfabrik konnt’ ich nicht beſehen. Ehemals war ſie in der Stadt, da trieb man ſie mit Pferden, jetzt iſt ſie auf dem Bilt, eine Stunde von der Stadt, wo man ſie mit Waſſer wohlfeiler treiben kann. Allein das Regenwetter und meine Zeit erlaubten heute nicht ſchon wieder eine Excurſion von der Art, wie die geſtrige. Dagegen beſah ich das
Kabinet des Hrn. Apotheker Julianus. Unſtrei- tig gehoͤrt das zu den groͤſten Merkwuͤrdigkeiten in Utrecht. Boddaert machte mir Gelegenheit, es zu ſehen, es iſt beſonders in der Ichtyologie, Konchyliologie und Ento- mologie merkwuͤrdig. Ich traf darin mehr ſeltene und fremde Fiſche an, als bisher irgendwo. Pallas und Banks haben auch deswegen den Beſitzer beſucht. Er hat: 1) Den Gobius Boddaerti, ſ. Pallas. 2)
Die
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Seide auf, und drehen ſie zugleich noch mehr zuſammen.
Die ganze Maſchine wird durch ein groſſes Waſſerrad
getrieben. Man hat hier Gelegenheit gehabt, dem Waſ-
ſer einen gewaltigen Fall zu geben. Das Rad treibt
andre kleinere, vermittelſt Kammraͤder und Getriebe,
und ſo werden oben die Haſpelbalken, und unten durch
Rollen und kleinere Wellen die Spulen herumgetrieben.
Ueber dieſem Saal iſt ein andrer, wo kleine Kinder die
groſſen dicken Straͤnge in kleinere abhaſpeln. Neben
dieſem Saal ſitzt ein Mann, der die gekauften Seiden-
ſtraͤnge ſortirt. Man kauft die Seide aus Frankreich,
Deutſchland, auch aus Oſtindien, Bengalen ꝛc.
Man liebt die franzoͤſiſche oſtindiſche Seide nicht, und
mag lieber die engliſche haben. Weiter wird hier die
Seide nicht verarbeitet, ſondern man verkauft ſie auf den
Spulen an die Seidenweber.
Die Fingerhutfabrik konnt’ ich nicht beſehen.
Ehemals war ſie in der Stadt, da trieb man ſie mit
Pferden, jetzt iſt ſie auf dem Bilt, eine Stunde von der
Stadt, wo man ſie mit Waſſer wohlfeiler treiben kann.
Allein das Regenwetter und meine Zeit erlaubten heute
nicht ſchon wieder eine Excurſion von der Art, wie die
geſtrige. Dagegen beſah ich das
Kabinet des Hrn. Apotheker Julianus. Unſtrei-
tig gehoͤrt das zu den groͤſten Merkwuͤrdigkeiten in Utrecht.
Boddaert machte mir Gelegenheit, es zu ſehen, es iſt
beſonders in der Ichtyologie, Konchyliologie und Ento-
mologie merkwuͤrdig. Ich traf darin mehr ſeltene und
fremde Fiſche an, als bisher irgendwo. Pallas und
Banks haben auch deswegen den Beſitzer beſucht. Er
hat: 1) Den Gobius Boddaerti, ſ. Pallas. 2)
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/623>, abgerufen am 22.11.2024.
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