Kasten, dadurch entsteht ein so heftiger Schweis, daß man es nur 6. - 8. Minuten aushält. Bei den Leitun- gen in der Stadt sind keine Badewannen, sondern in je- dem Badzimmer ist ein ausgemauertes Bad, wo man auf Stuffen hineinsteigt. In jedem Badzimmer findet man auch die sogenannten Douches oder Pumpen, wodurch man das Wasser auf gelähmte Glieder oder andre Schäden mit grossem Nutzen fallen läst. Es sind Spaziergänge dabei angelegt, und eine Gallerie, auf welcher die Stadt durch ihre Musikanten alle Morgen bis 9. Uhr, so lange da getrunken wird, Musik machen läst. Grosse Wohl- that Gottes, die nur ein Leichtsinniger kalt und unem- pfindlich ansehen kan! --
Das Messingmachen. Die Leute machens, und kennen den Namen nicht, sie nennens Kupfergiessen. Man hat wohl 20erlei Art Kupfer hier, aus Ungarn, Norwegen, Sponheim etc. Das Saxum fuso- rium kommt aus St. Malo. Den Galmei hat man hier, der schmutzigste ist oft besser, als der gelbgrüne. Man hat nur 2. Ofen, in jeden werden 8. Töpfe in einen Kreis gesetzt. Man giest nicht alle Tage, und feuert mit Holzkohlen, welches das Eigene dieser Werke ist.
Die Fingerhutfabrik, gleich dabei gelegen. Aus angefeuchteter schwarzer Erde macht erst einer nach einem Modell die Stöpsel oder Modelle, über die hernach die Hüte gegossen werden. Alle diese kleinen Pyramiden von Erde werden in ein durchlöchertes Bret reihenweise ge- steckt. Auf dieses kömmt ein andres Bret mit korre- spondirenden Löchern. Das wird darauf durch Schrau- ben fest gemacht. Nun setzt der Arbeiter die Breter erst zum Ofen hin, daß die Erde etwas trocken wird, und ar-
beitet
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Kaſten, dadurch entſteht ein ſo heftiger Schweis, daß man es nur 6. ‒ 8. Minuten aushaͤlt. Bei den Leitun- gen in der Stadt ſind keine Badewannen, ſondern in je- dem Badzimmer iſt ein ausgemauertes Bad, wo man auf Stuffen hineinſteigt. In jedem Badzimmer findet man auch die ſogenannten Douches oder Pumpen, wodurch man das Waſſer auf gelaͤhmte Glieder oder andre Schaͤden mit groſſem Nutzen fallen laͤſt. Es ſind Spaziergaͤnge dabei angelegt, und eine Gallerie, auf welcher die Stadt durch ihre Muſikanten alle Morgen bis 9. Uhr, ſo lange da getrunken wird, Muſik machen laͤſt. Groſſe Wohl- that Gottes, die nur ein Leichtſinniger kalt und unem- pfindlich anſehen kan! —
Das Meſſingmachen. Die Leute machens, und kennen den Namen nicht, ſie nennens Kupfergieſſen. Man hat wohl 20erlei Art Kupfer hier, aus Ungarn, Norwegen, Sponheim ꝛc. Das Saxum fuſo- rium kommt aus St. Malo. Den Galmei hat man hier, der ſchmutzigſte iſt oft beſſer, als der gelbgruͤne. Man hat nur 2. Ofen, in jeden werden 8. Toͤpfe in einen Kreis geſetzt. Man gieſt nicht alle Tage, und feuert mit Holzkohlen, welches das Eigene dieſer Werke iſt.
Die Fingerhutfabrik, gleich dabei gelegen. Aus angefeuchteter ſchwarzer Erde macht erſt einer nach einem Modell die Stoͤpſel oder Modelle, uͤber die hernach die Huͤte gegoſſen werden. Alle dieſe kleinen Pyramiden von Erde werden in ein durchloͤchertes Bret reihenweiſe ge- ſteckt. Auf dieſes koͤmmt ein andres Bret mit korre- ſpondirenden Loͤchern. Das wird darauf durch Schrau- ben feſt gemacht. Nun ſetzt der Arbeiter die Breter erſt zum Ofen hin, daß die Erde etwas trocken wird, und ar-
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Kaſten, dadurch entſteht ein ſo heftiger Schweis, daß
man es nur 6. ‒ 8. Minuten aushaͤlt. Bei den Leitun-
gen in der Stadt ſind keine Badewannen, ſondern in je-
dem Badzimmer iſt ein ausgemauertes Bad, wo man auf
Stuffen hineinſteigt. In jedem Badzimmer findet man auch
die ſogenannten Douches oder Pumpen, wodurch man
das Waſſer auf gelaͤhmte Glieder oder andre Schaͤden
mit groſſem Nutzen fallen laͤſt. Es ſind Spaziergaͤnge
dabei angelegt, und eine Gallerie, auf welcher die Stadt
durch ihre Muſikanten alle Morgen bis 9. Uhr, ſo lange
da getrunken wird, Muſik machen laͤſt. Groſſe Wohl-
that Gottes, die nur ein Leichtſinniger kalt und unem-
pfindlich anſehen kan! —
Das Meſſingmachen. Die Leute machens, und
kennen den Namen nicht, ſie nennens Kupfergieſſen.
Man hat wohl 20erlei Art Kupfer hier, aus Ungarn,
Norwegen, Sponheim ꝛc. Das Saxum fuſo-
rium kommt aus St. Malo. Den Galmei hat man
hier, der ſchmutzigſte iſt oft beſſer, als der gelbgruͤne.
Man hat nur 2. Ofen, in jeden werden 8. Toͤpfe in einen
Kreis geſetzt. Man gieſt nicht alle Tage, und feuert
mit Holzkohlen, welches das Eigene dieſer Werke iſt.
Die Fingerhutfabrik, gleich dabei gelegen. Aus
angefeuchteter ſchwarzer Erde macht erſt einer nach einem
Modell die Stoͤpſel oder Modelle, uͤber die hernach die
Huͤte gegoſſen werden. Alle dieſe kleinen Pyramiden von
Erde werden in ein durchloͤchertes Bret reihenweiſe ge-
ſteckt. Auf dieſes koͤmmt ein andres Bret mit korre-
ſpondirenden Loͤchern. Das wird darauf durch Schrau-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/635>, abgerufen am 22.11.2024.
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