ser setzt fast gar keinen Bodensatz ab, ist sehr rein, und kan getrunken werden. Die Gradirhäuser sind wie die bei Bruchsal und Nauheim. Im Winter steht das ganze Werk still, und bis im December ist oft der ganze Vorrath verkauft. Beide Werke gehören dem Churfür- sten von der Pfalz; Strasburger Kaufleute aber ha- ben sie im Pacht. Das Salz ist ziemlich weis.
Die Quecksilbergrube, die Hr. Collini in dieser Gegend besah, liegt 3. Stunden von hier, ich hatte aber keine Zeit, sie zu besehen, weil ich mich auf die
Reise nach Manheim
machen muste.
Den 11ten Sept.
Vierzehn Stunden ists von Kreuzenach nach Manheim. Wie angenehm wars, am werdenden Morgen über die breiten Felder der paradiesischen Pfalz hinzufahren. Sie waren zwar fast alle schon entkleidet, aber im Geist sah ich die wallende Erndte und den blu- michten Teppich der Wiesen vor mir, und überall reifte jetzt unter dem brennenden Strahl der Sonne die Trau- be. Ich passirte
Alzey, ein kleines, altes, enges Städtchen, am Flusse Selz, in einer ganz herrlichen Gegend gelegen.
Pfeddersheim. -- Ein Städtchen, wo die Leute die Reben neben der Landstrasse auf ebenen Feldern, ohne Bogen zu ziehen, an kleinen und niedrigen Stöcken, oft nur in 2. 3. Reihen pflanzen, Wiesen und Grundbirnen erblickt man darzwischen.
Fran-
ſer ſetzt faſt gar keinen Bodenſatz ab, iſt ſehr rein, und kan getrunken werden. Die Gradirhaͤuſer ſind wie die bei Bruchſal und Nauheim. Im Winter ſteht das ganze Werk ſtill, und bis im December iſt oft der ganze Vorrath verkauft. Beide Werke gehoͤren dem Churfuͤr- ſten von der Pfalz; Strasburger Kaufleute aber ha- ben ſie im Pacht. Das Salz iſt ziemlich weis.
Die Queckſilbergrube, die Hr. Collini in dieſer Gegend beſah, liegt 3. Stunden von hier, ich hatte aber keine Zeit, ſie zu beſehen, weil ich mich auf die
Reiſe nach Manheim
machen muſte.
Den 11ten Sept.
Vierzehn Stunden iſts von Kreuzenach nach Manheim. Wie angenehm wars, am werdenden Morgen uͤber die breiten Felder der paradieſiſchen Pfalz hinzufahren. Sie waren zwar faſt alle ſchon entkleidet, aber im Geiſt ſah ich die wallende Erndte und den blu- michten Teppich der Wieſen vor mir, und uͤberall reifte jetzt unter dem brennenden Strahl der Sonne die Trau- be. Ich paſſirte
Alzey, ein kleines, altes, enges Staͤdtchen, am Fluſſe Selz, in einer ganz herrlichen Gegend gelegen.
Pfeddersheim. — Ein Staͤdtchen, wo die Leute die Reben neben der Landſtraſſe auf ebenen Feldern, ohne Bogen zu ziehen, an kleinen und niedrigen Stoͤcken, oft nur in 2. 3. Reihen pflanzen, Wieſen und Grundbirnen erblickt man darzwiſchen.
Fran-
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ſer ſetzt faſt gar keinen Bodenſatz ab, iſt ſehr rein, und
kan getrunken werden. Die Gradirhaͤuſer ſind wie die
bei Bruchſal und Nauheim. Im Winter ſteht das
ganze Werk ſtill, und bis im December iſt oft der ganze
Vorrath verkauft. Beide Werke gehoͤren dem Churfuͤr-
ſten von der Pfalz; Strasburger Kaufleute aber ha-
ben ſie im Pacht. Das Salz iſt ziemlich weis.
Die Queckſilbergrube, die Hr. Collini in dieſer
Gegend beſah, liegt 3. Stunden von hier, ich hatte aber
keine Zeit, ſie zu beſehen, weil ich mich auf die
Reiſe nach Manheim
machen muſte.
Den 11ten Sept.
Vierzehn Stunden iſts von Kreuzenach nach
Manheim. Wie angenehm wars, am werdenden
Morgen uͤber die breiten Felder der paradieſiſchen Pfalz
hinzufahren. Sie waren zwar faſt alle ſchon entkleidet,
aber im Geiſt ſah ich die wallende Erndte und den blu-
michten Teppich der Wieſen vor mir, und uͤberall reifte
jetzt unter dem brennenden Strahl der Sonne die Trau-
be. Ich paſſirte
Alzey, ein kleines, altes, enges Staͤdtchen, am
Fluſſe Selz, in einer ganz herrlichen Gegend gelegen.
Pfeddersheim. — Ein Staͤdtchen, wo die Leute
die Reben neben der Landſtraſſe auf ebenen Feldern, ohne
Bogen zu ziehen, an kleinen und niedrigen Stoͤcken, oft
nur in 2. 3. Reihen pflanzen, Wieſen und Grundbirnen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/652>, abgerufen am 21.11.2024.
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