wir das Schlos in Oggersheim sehen konnten, das doch 3000. Toisen von hier liegt, und Mr. de Necker, der la vue la plus percante hat, konnte dadurch an der Uhr an diesem Schlosse sehen, daß es wirklich 4. Uhr dort war. Der Dom von Worms und Speier war so klar dadurch, als stünde er vor uns. Oben ist eine Maschine angebracht, wodurch man das Dach vom gan- zen Observatorium wegnehmen kan. -- In einem Zim- mer sas der junge Frommel, mein Landsmann, und stach an der Specialkarte, die P. Maier von der Pfalz herausgeben wird.
Den botanischen Garten. -- Er steht unter der Aufsicht des Herrn Regierungsraths Medicus, der jetzt in Lautern war. Er ist klein. Ich fand darin die Mimosa nilotica; -- Haematoxilon campe- schiense; -- Adansonia digitata etc.
Die Stückgiesserei und Bohrerei. Eine herliche Sammlung der schönsten und zum Theil noch unbeschrie- benen Maschinen für die Artillerie. Man giest Stücke aus Kupfer und englischen Zinn. Zu 100. Pfund Kupfer kommen nur 8. Pfund englisch Zinn. Die Formen zum Giessen der Stücke werden aus einem besondern gelben Thone gemacht. Das Instrument, das Hr. Reichen- bach zum Bohren braucht, ist sehr simpel, und doch bohrt er eine Haubitze in 5, eine Kanone in 3, und einen Zwölfpfünder in 8. Stunden. Beim Giessen werden vor dem Ofen Kanäle gemacht, so daß das Metall von einem Ort zu dem andern läuft, und 8. Stücke mit ein- mahl gegossen werden. Der Ofen ist oben gewölbt, und ein Zugloch thut das Meiste dabei. Man feuert blos mit Tannenholz. Man giest des Jahr etlichemahl.
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wir das Schlos in Oggersheim ſehen konnten, das doch 3000. Toiſen von hier liegt, und Mr. de Necker, der la vue la plus perçante hat, konnte dadurch an der Uhr an dieſem Schloſſe ſehen, daß es wirklich 4. Uhr dort war. Der Dom von Worms und Speier war ſo klar dadurch, als ſtuͤnde er vor uns. Oben iſt eine Maſchine angebracht, wodurch man das Dach vom gan- zen Obſervatorium wegnehmen kan. — In einem Zim- mer ſas der junge Frommel, mein Landsmann, und ſtach an der Specialkarte, die P. Maier von der Pfalz herausgeben wird.
Den botaniſchen Garten. — Er ſteht unter der Aufſicht des Herrn Regierungsraths Medicus, der jetzt in Lautern war. Er iſt klein. Ich fand darin die Mimoſa nilotica; — Haematoxilon campe- ſchienſe; — Adanſonia digitata etc.
Die Stuͤckgieſſerei und Bohrerei. Eine herliche Sammlung der ſchoͤnſten und zum Theil noch unbeſchrie- benen Maſchinen fuͤr die Artillerie. Man gieſt Stuͤcke aus Kupfer und engliſchen Zinn. Zu 100. Pfund Kupfer kommen nur 8. Pfund engliſch Zinn. Die Formen zum Gieſſen der Stuͤcke werden aus einem beſondern gelben Thone gemacht. Das Inſtrument, das Hr. Reichen- bach zum Bohren braucht, iſt ſehr ſimpel, und doch bohrt er eine Haubitze in 5, eine Kanone in 3, und einen Zwoͤlfpfuͤnder in 8. Stunden. Beim Gieſſen werden vor dem Ofen Kanaͤle gemacht, ſo daß das Metall von einem Ort zu dem andern laͤuft, und 8. Stuͤcke mit ein- mahl gegoſſen werden. Der Ofen iſt oben gewoͤlbt, und ein Zugloch thut das Meiſte dabei. Man feuert blos mit Tannenholz. Man gieſt des Jahr etlichemahl.
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wir das Schlos in Oggersheim ſehen konnten, das doch
3000. Toiſen von hier liegt, und Mr. de Necker, der
la vue la plus perçante hat, konnte dadurch an der
Uhr an dieſem Schloſſe ſehen, daß es wirklich 4. Uhr
dort war. Der Dom von Worms und Speier war
ſo klar dadurch, als ſtuͤnde er vor uns. Oben iſt eine
Maſchine angebracht, wodurch man das Dach vom gan-
zen Obſervatorium wegnehmen kan. — In einem Zim-
mer ſas der junge Frommel, mein Landsmann, und
ſtach an der Specialkarte, die P. Maier von der Pfalz
herausgeben wird.
Den botaniſchen Garten. — Er ſteht unter der
Aufſicht des Herrn Regierungsraths Medicus, der jetzt
in Lautern war. Er iſt klein. Ich fand darin die
Mimoſa nilotica; — Haematoxilon campe-
ſchienſe; — Adanſonia digitata etc.
Die Stuͤckgieſſerei und Bohrerei. Eine herliche
Sammlung der ſchoͤnſten und zum Theil noch unbeſchrie-
benen Maſchinen fuͤr die Artillerie. Man gieſt Stuͤcke
aus Kupfer und engliſchen Zinn. Zu 100. Pfund Kupfer
kommen nur 8. Pfund engliſch Zinn. Die Formen zum
Gieſſen der Stuͤcke werden aus einem beſondern gelben
Thone gemacht. Das Inſtrument, das Hr. Reichen-
bach zum Bohren braucht, iſt ſehr ſimpel, und doch
bohrt er eine Haubitze in 5, eine Kanone in 3, und einen
Zwoͤlfpfuͤnder in 8. Stunden. Beim Gieſſen werden
vor dem Ofen Kanaͤle gemacht, ſo daß das Metall von
einem Ort zu dem andern laͤuft, und 8. Stuͤcke mit ein-
mahl gegoſſen werden. Der Ofen iſt oben gewoͤlbt, und
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mit Tannenholz. Man gieſt des Jahr etlichemahl.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/655>, abgerufen am 21.11.2024.
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