Deutsche Komödie. Marchand's Gesellschaft und die vom Hof spielen hier. Ich sah die unähnli- chen Brüder von Miller in Wien vorstellen, ein recht gutes Stück. Die Rolle des Fachs hat Thietke, und die vom Obersten Wilhelm, hat Hauk am besten ge- spielt. Das Haus ist Kopie vom Pariser. Der Chur- fürst hat auch so eine Seitenloge im Ersten Range. Al- le Logen sind tapeziert, das macht bei Licht einen schönen Anblick. Aufm Parterre sind auch 5. Logen, zu 45. Kreutzer der Platz.
Den 15ten Sept.
Heute bekam ich das
Antiquitätenkabinet zu sehen. Es steht unter Herrn Hofrath Lamey's Aufsicht, und enthält eingesand- te, geschenkte, und im Lande und sonst aufgefundene Sa- chen. Ich sah unter andern eine herrliche Granitsäule, im Trierischen gefunden. -- Ibis aus Bronze. -- Ein Gott aus Indien auf einem Thiere, das der Ca- melopardalis Linn. am nächsten kommt. -- Ein Dio lare, idoletto etrusco. -- Chinesische Gotthei- ten aus einem Steine geschnitten, der völlig aussieht, wie der Pechstein von Birkenfeld, röthlicht, gelbe weis- se Stücke. Ein Runenkalender. Es ist noch nichts aufgestellt.
Das Münzkabinet. -- Dabei befinden sich auch die Kameen. Unter diesen sind viele grosse, äusserst kost- bare, orientalische Onyxe. -- Die Pfälzischen Münzen u. s. w.
Nun
Auf den Abend beſuchte ich die
Deutſche Komoͤdie. Marchand’s Geſellſchaft und die vom Hof ſpielen hier. Ich ſah die unaͤhnli- chen Bruͤder von Miller in Wien vorſtellen, ein recht gutes Stuͤck. Die Rolle des Fachs hat Thietke, und die vom Oberſten Wilhelm, hat Hauk am beſten ge- ſpielt. Das Haus iſt Kopie vom Pariſer. Der Chur- fuͤrſt hat auch ſo eine Seitenloge im Erſten Range. Al- le Logen ſind tapeziert, das macht bei Licht einen ſchoͤnen Anblick. Aufm Parterre ſind auch 5. Logen, zu 45. Kreutzer der Platz.
Den 15ten Sept.
Heute bekam ich das
Antiquitaͤtenkabinet zu ſehen. Es ſteht unter Herrn Hofrath Lamey’s Aufſicht, und enthaͤlt eingeſand- te, geſchenkte, und im Lande und ſonſt aufgefundene Sa- chen. Ich ſah unter andern eine herrliche Granitſaͤule, im Trieriſchen gefunden. — Ibis aus Bronze. — Ein Gott aus Indien auf einem Thiere, das der Ca- melopardalis Linn. am naͤchſten kommt. — Ein Dio lare, idoletto etruſco. — Chineſiſche Gotthei- ten aus einem Steine geſchnitten, der voͤllig ausſieht, wie der Pechſtein von Birkenfeld, roͤthlicht, gelbe weiſ- ſe Stuͤcke. Ein Runenkalender. Es iſt noch nichts aufgeſtellt.
Das Muͤnzkabinet. — Dabei befinden ſich auch die Kameen. Unter dieſen ſind viele groſſe, aͤuſſerſt koſt- bare, orientaliſche Onyxe. — Die Pfaͤlziſchen Muͤnzen u. ſ. w.
Nun
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Auf den Abend beſuchte ich die
Deutſche Komoͤdie. Marchand’s Geſellſchaft
und die vom Hof ſpielen hier. Ich ſah die unaͤhnli-
chen Bruͤder von Miller in Wien vorſtellen, ein recht
gutes Stuͤck. Die Rolle des Fachs hat Thietke, und
die vom Oberſten Wilhelm, hat Hauk am beſten ge-
ſpielt. Das Haus iſt Kopie vom Pariſer. Der Chur-
fuͤrſt hat auch ſo eine Seitenloge im Erſten Range. Al-
le Logen ſind tapeziert, das macht bei Licht einen ſchoͤnen
Anblick. Aufm Parterre ſind auch 5. Logen, zu 45.
Kreutzer der Platz.
Den 15ten Sept.
Heute bekam ich das
Antiquitaͤtenkabinet zu ſehen. Es ſteht unter
Herrn Hofrath Lamey’s Aufſicht, und enthaͤlt eingeſand-
te, geſchenkte, und im Lande und ſonſt aufgefundene Sa-
chen. Ich ſah unter andern eine herrliche Granitſaͤule,
im Trieriſchen gefunden. — Ibis aus Bronze. —
Ein Gott aus Indien auf einem Thiere, das der Ca-
melopardalis Linn. am naͤchſten kommt. — Ein
Dio lare, idoletto etruſco. — Chineſiſche Gotthei-
ten aus einem Steine geſchnitten, der voͤllig ausſieht,
wie der Pechſtein von Birkenfeld, roͤthlicht, gelbe weiſ-
ſe Stuͤcke. Ein Runenkalender. Es iſt noch nichts
aufgeſtellt.
Das Muͤnzkabinet. — Dabei befinden ſich auch
die Kameen. Unter dieſen ſind viele groſſe, aͤuſſerſt koſt-
bare, orientaliſche Onyxe. — Die Pfaͤlziſchen Muͤnzen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/663>, abgerufen am 21.11.2024.
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