und sein Sonnensystem zu besehen. Er hat eine artige kleine Frau, die ohne Prätension den Fremden alles zeigt, und die Kunstnamen wohl inne hat. Ins Innere des Kästchens läst er nicht sehen; es ist voller Räder. Oben sieht man nichts als emaillirte Zifferblätter. Man dreht eine Kurbel herum, wie an der Kaffeemühle. Die Frau machte Proben von allen 5. Rechnungsarten, wie ich sie ihr aufgab. Schöner noch ist das Sonnensy- stem mit grossen Uhrwerken, die alle 8. Tage aufgezogen werden müssen, und schwer zu transportiren sind. Es ist eine Erd- und Himmelskugel. Im Hause hat er immer etliche Arbeiter von Augspurg sitzen. Der Hr. Pfarrer kalkulirt, und die Leute machen's. Schade, daß sich der Mann jetzt mit apokalyptischen Rechnungen ab- gibt, auch das N. Testament schlecht übersetzt hat. Es ist eine eigne Uhrentafel am Sonnensystem, wo die Schei- be in 6000. Jahren, und die ganze verflossene und noch künftige Geschichte der Welt nach Bengel's und Andrer Träumen, sonderlich der Chiliasmus, und die erste und zweite Auferstehung, in ihre Fächer und Epoken abge- theilt sind. Auch Jahruhren, die sehr simpel sind, und des Jahrs nur einmal aufgezogen werden müssen, sah ich bei ihm. Von ihm fuhr ich nach
Ludwigsburg. Der Ort hat grosse und schöne, aber unvollendete und schon wieder ihrem Ende nahe An- lagen.
Das Haus der Gräfin von Hohenheim, welches sie hier besitzt, soll voller Kostbarkeiten seyn. Es wird aber weder den Fremden noch den Inländern, ohne be- sondere Erlaubnis gewiesen.
Im
und ſein Sonnenſyſtem zu beſehen. Er hat eine artige kleine Frau, die ohne Praͤtenſion den Fremden alles zeigt, und die Kunſtnamen wohl inne hat. Ins Innere des Kaͤſtchens laͤſt er nicht ſehen; es iſt voller Raͤder. Oben ſieht man nichts als emaillirte Zifferblaͤtter. Man dreht eine Kurbel herum, wie an der Kaffeemuͤhle. Die Frau machte Proben von allen 5. Rechnungsarten, wie ich ſie ihr aufgab. Schoͤner noch iſt das Sonnenſy- ſtem mit groſſen Uhrwerken, die alle 8. Tage aufgezogen werden muͤſſen, und ſchwer zu transportiren ſind. Es iſt eine Erd- und Himmelskugel. Im Hauſe hat er immer etliche Arbeiter von Augſpurg ſitzen. Der Hr. Pfarrer kalkulirt, und die Leute machen’s. Schade, daß ſich der Mann jetzt mit apokalyptiſchen Rechnungen ab- gibt, auch das N. Teſtament ſchlecht uͤberſetzt hat. Es iſt eine eigne Uhrentafel am Sonnenſyſtem, wo die Schei- be in 6000. Jahren, und die ganze verfloſſene und noch kuͤnftige Geſchichte der Welt nach Bengel’s und Andrer Traͤumen, ſonderlich der Chiliasmus, und die erſte und zweite Auferſtehung, in ihre Faͤcher und Epoken abge- theilt ſind. Auch Jahruhren, die ſehr ſimpel ſind, und des Jahrs nur einmal aufgezogen werden muͤſſen, ſah ich bei ihm. Von ihm fuhr ich nach
Ludwigsburg. Der Ort hat groſſe und ſchoͤne, aber unvollendete und ſchon wieder ihrem Ende nahe An- lagen.
Das Haus der Graͤfin von Hohenheim, welches ſie hier beſitzt, ſoll voller Koſtbarkeiten ſeyn. Es wird aber weder den Fremden noch den Inlaͤndern, ohne be- ſondere Erlaubnis gewieſen.
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und ſein Sonnenſyſtem zu beſehen. Er hat eine artige
kleine Frau, die ohne Praͤtenſion den Fremden alles zeigt,
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Kaͤſtchens laͤſt er nicht ſehen; es iſt voller Raͤder. Oben
ſieht man nichts als emaillirte Zifferblaͤtter. Man dreht
eine Kurbel herum, wie an der Kaffeemuͤhle. Die
Frau machte Proben von allen 5. Rechnungsarten, wie
ich ſie ihr aufgab. Schoͤner noch iſt das Sonnenſy-
ſtem mit groſſen Uhrwerken, die alle 8. Tage aufgezogen
werden muͤſſen, und ſchwer zu transportiren ſind. Es
iſt eine Erd- und Himmelskugel. Im Hauſe hat er
immer etliche Arbeiter von Augſpurg ſitzen. Der Hr.
Pfarrer kalkulirt, und die Leute machen’s. Schade, daß
ſich der Mann jetzt mit apokalyptiſchen Rechnungen ab-
gibt, auch das N. Teſtament ſchlecht uͤberſetzt hat. Es
iſt eine eigne Uhrentafel am Sonnenſyſtem, wo die Schei-
be in 6000. Jahren, und die ganze verfloſſene und noch
kuͤnftige Geſchichte der Welt nach Bengel’s und Andrer
Traͤumen, ſonderlich der Chiliasmus, und die erſte und
zweite Auferſtehung, in ihre Faͤcher und Epoken abge-
theilt ſind. Auch Jahruhren, die ſehr ſimpel ſind,
und des Jahrs nur einmal aufgezogen werden muͤſſen, ſah
ich bei ihm. Von ihm fuhr ich nach
Ludwigsburg. Der Ort hat groſſe und ſchoͤne,
aber unvollendete und ſchon wieder ihrem Ende nahe An-
lagen.
Das Haus der Graͤfin von Hohenheim, welches
ſie hier beſitzt, ſoll voller Koſtbarkeiten ſeyn. Es wird
aber weder den Fremden noch den Inlaͤndern, ohne be-
ſondere Erlaubnis gewieſen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/106>, abgerufen am 25.11.2024.
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