Nikolaus Christian Sander, Kirchenrath und Specialsuperintendent in Köndringen, ein würdiger und aufgeklärter Gottesgelehrter, der sich unter andern durch eine 1773. veranstal- tete Sammlung verbesserter und neuer Kirchen- gesänge, um sein Vaterland verdient machte; seine Mutter, Frau Auguste Bernhardi- ne, eine gebohrne Boskin. Beide sind noch am Leben. In dem elterlichen Hause genoß er eine Erziehung, die seinen Talenten und seinem vortreflichen Herzen vollkommen angemessen war, und der Erfolg davon entsprach nicht nur der Erwartung, die sein aufblühendes Genie erreg- te, sondern übertraf sie auch. Er betrat schon die Laufbahn der Schriftsteller in einem Alter, da man sonst erst anfängt Kenntnisse zu sammeln, und in den Jahren, wo der empfindsame Jüng- ling in lydischweichen Tönen Wein und Liebe singt, war er schon ein ernster Lehrer der Natur, der Weisheit und der Religion. Der Grund davon ist ohnfehlbar in der ersten Bildung zu su- chen, die er in seiner Kindheit empfing, und die- ser Umstand gereicht seinen Eltern und Erziehern zum unsterblichen Ruhme. In seiner frühen Jugend hielt er sich mit seinen Brüdern, wovon der eine noch iezt als Prorector in Pforzheim
lebt,
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Nikolaus Chriſtian Sander, Kirchenrath und Specialſuperintendent in Koͤndringen, ein wuͤrdiger und aufgeklaͤrter Gottesgelehrter, der ſich unter andern durch eine 1773. veranſtal- tete Sammlung verbeſſerter und neuer Kirchen- geſaͤnge, um ſein Vaterland verdient machte; ſeine Mutter, Frau Auguſte Bernhardi- ne, eine gebohrne Boskin. Beide ſind noch am Leben. In dem elterlichen Hauſe genoß er eine Erziehung, die ſeinen Talenten und ſeinem vortreflichen Herzen vollkommen angemeſſen war, und der Erfolg davon entſprach nicht nur der Erwartung, die ſein aufbluͤhendes Genie erreg- te, ſondern uͤbertraf ſie auch. Er betrat ſchon die Laufbahn der Schriftſteller in einem Alter, da man ſonſt erſt anfaͤngt Kenntniſſe zu ſammeln, und in den Jahren, wo der empfindſame Juͤng- ling in lydiſchweichen Toͤnen Wein und Liebe ſingt, war er ſchon ein ernſter Lehrer der Natur, der Weisheit und der Religion. Der Grund davon iſt ohnfehlbar in der erſten Bildung zu ſu- chen, die er in ſeiner Kindheit empfing, und die- ſer Umſtand gereicht ſeinen Eltern und Erziehern zum unſterblichen Ruhme. In ſeiner fruͤhen Jugend hielt er ſich mit ſeinen Bruͤdern, wovon der eine noch iezt als Prorector in Pforzheim
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[V/0011]
Nikolaus Chriſtian Sander, Kirchenrath
und Specialſuperintendent in Koͤndringen,
ein wuͤrdiger und aufgeklaͤrter Gottesgelehrter,
der ſich unter andern durch eine 1773. veranſtal-
tete Sammlung verbeſſerter und neuer Kirchen-
geſaͤnge, um ſein Vaterland verdient machte;
ſeine Mutter, Frau Auguſte Bernhardi-
ne, eine gebohrne Boskin. Beide ſind noch
am Leben. In dem elterlichen Hauſe genoß er
eine Erziehung, die ſeinen Talenten und ſeinem
vortreflichen Herzen vollkommen angemeſſen war,
und der Erfolg davon entſprach nicht nur der
Erwartung, die ſein aufbluͤhendes Genie erreg-
te, ſondern uͤbertraf ſie auch. Er betrat ſchon
die Laufbahn der Schriftſteller in einem Alter,
da man ſonſt erſt anfaͤngt Kenntniſſe zu ſammeln,
und in den Jahren, wo der empfindſame Juͤng-
ling in lydiſchweichen Toͤnen Wein und Liebe
ſingt, war er ſchon ein ernſter Lehrer der Natur,
der Weisheit und der Religion. Der Grund
davon iſt ohnfehlbar in der erſten Bildung zu ſu-
chen, die er in ſeiner Kindheit empfing, und die-
ſer Umſtand gereicht ſeinen Eltern und Erziehern
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/11>, abgerufen am 21.11.2024.
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