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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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schenfreundlicher Fürst, der ohne Affektation ist, auch
Pracht nicht liebt. Dem Herzoge von Gotha zu Gefal-
len, der keine Haare hat, und doch keine Perüke tragen
wollte, lies er sich seine auch abschneiden, trägt also den
Kopf fast ganz glatt. Er unterhielt sich sehr leutselig mit
mir von Karlsruhe, vom Zwecke und Nutzen des Rei-
sens, von der Naturgeschichte, die er selbst liebt, von
Gymnasien, Universitäten, dem hiesigen Kabinetten u.
dergl. Die Einsichten, die er hierbei an Tag legte, er-
regten meine Verwunderung und Verehrung. Nachdem
ich gnädig entlassen worden, besuchte ich den

Hrn. Oberkonsistorialrath Schneider, mit dem ich
ehemals von Göttingen aus, wegen einer gewissen An-
gelegenheit korrespondirt hatte, und nach ihm

Das Herzogl. Naturalienkabinet. Ehemals
wars eigentlich eine Kunstkammer; der vorige Herzog
aber kaufte das Heidenreichsche Kabinet dazu, und der
jetztregierende lies das Aeussere einrichten, und setzte Hrn.
Diak. Schröter zum Aufseher darüber, gibt auch alle
Jahr 100. Thaler zu Anschaffung neuer Sachen her, weil
er selbst Liebhaber der Naturgeschichte ist. Ich fand un-
ter andern Merkwürdigkeiten:

1) Angeblich verfteinerte Muskatnüsse etc.
2) Scholle, Karpe, Hecht, kenntlich auf Schiefer
abgedruckt.
3) Hipperit, in Eisenstein.
4) Ein Aalförmiger Fisch auf Schiefer von Ilme-
nau;
der ganze aufgeschlagene Körper ist in Spat
verwandelt.
5) Kastanien. Schröter hält sie für Fischzähne.
6) Eine
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ſchenfreundlicher Fuͤrſt, der ohne Affektation iſt, auch
Pracht nicht liebt. Dem Herzoge von Gotha zu Gefal-
len, der keine Haare hat, und doch keine Peruͤke tragen
wollte, lies er ſich ſeine auch abſchneiden, traͤgt alſo den
Kopf faſt ganz glatt. Er unterhielt ſich ſehr leutſelig mit
mir von Karlsruhe, vom Zwecke und Nutzen des Rei-
ſens, von der Naturgeſchichte, die er ſelbſt liebt, von
Gymnaſien, Univerſitaͤten, dem hieſigen Kabinetten u.
dergl. Die Einſichten, die er hierbei an Tag legte, er-
regten meine Verwunderung und Verehrung. Nachdem
ich gnaͤdig entlaſſen worden, beſuchte ich den

Hrn. Oberkonſiſtorialrath Schneider, mit dem ich
ehemals von Goͤttingen aus, wegen einer gewiſſen An-
gelegenheit korreſpondirt hatte, und nach ihm

Das Herzogl. Naturalienkabinet. Ehemals
wars eigentlich eine Kunſtkammer; der vorige Herzog
aber kaufte das Heidenreichſche Kabinet dazu, und der
jetztregierende lies das Aeuſſere einrichten, und ſetzte Hrn.
Diak. Schroͤter zum Aufſeher daruͤber, gibt auch alle
Jahr 100. Thaler zu Anſchaffung neuer Sachen her, weil
er ſelbſt Liebhaber der Naturgeſchichte iſt. Ich fand un-
ter andern Merkwuͤrdigkeiten:

1) Angeblich verfteinerte Muskatnuͤſſe ꝛc.
2) Scholle, Karpe, Hecht, kenntlich auf Schiefer
abgedruckt.
3) Hipperit, in Eiſenſtein.
4) Ein Aalfoͤrmiger Fiſch auf Schiefer von Ilme-
nau;
der ganze aufgeſchlagene Koͤrper iſt in Spat
verwandelt.
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[105/0143] ſchenfreundlicher Fuͤrſt, der ohne Affektation iſt, auch Pracht nicht liebt. Dem Herzoge von Gotha zu Gefal- len, der keine Haare hat, und doch keine Peruͤke tragen wollte, lies er ſich ſeine auch abſchneiden, traͤgt alſo den Kopf faſt ganz glatt. Er unterhielt ſich ſehr leutſelig mit mir von Karlsruhe, vom Zwecke und Nutzen des Rei- ſens, von der Naturgeſchichte, die er ſelbſt liebt, von Gymnaſien, Univerſitaͤten, dem hieſigen Kabinetten u. dergl. Die Einſichten, die er hierbei an Tag legte, er- regten meine Verwunderung und Verehrung. Nachdem ich gnaͤdig entlaſſen worden, beſuchte ich den Hrn. Oberkonſiſtorialrath Schneider, mit dem ich ehemals von Goͤttingen aus, wegen einer gewiſſen An- gelegenheit korreſpondirt hatte, und nach ihm Das Herzogl. Naturalienkabinet. Ehemals wars eigentlich eine Kunſtkammer; der vorige Herzog aber kaufte das Heidenreichſche Kabinet dazu, und der jetztregierende lies das Aeuſſere einrichten, und ſetzte Hrn. Diak. Schroͤter zum Aufſeher daruͤber, gibt auch alle Jahr 100. Thaler zu Anſchaffung neuer Sachen her, weil er ſelbſt Liebhaber der Naturgeſchichte iſt. Ich fand un- ter andern Merkwuͤrdigkeiten: 1) Angeblich verfteinerte Muskatnuͤſſe ꝛc. 2) Scholle, Karpe, Hecht, kenntlich auf Schiefer abgedruckt. 3) Hipperit, in Eiſenſtein. 4) Ein Aalfoͤrmiger Fiſch auf Schiefer von Ilme- nau; der ganze aufgeſchlagene Koͤrper iſt in Spat verwandelt. 5) Kaſtanien. Schroͤter haͤlt ſie fuͤr Fiſchzaͤhne. 6) Eine G 5

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/143>, abgerufen am 25.11.2024.