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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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zu jeder Wissenschaft gehörende Bücher stehen in einer
Art von Vermachung, die wie eine verschlossene Kam-
mer ist. Die Naturgeschichte steht hier noch mit der
Arzneikunde verbunden. Ich sah Marsigli Hist. de
Danube 6. fol.
an. Neuere wichtige Werke aus der
Naturgeschichte fand ich nicht. Als eine der grösten
und schätzbarsten Seltenheiten der Bibliothek zeigte man
mir ein Manuskript von Homer's Ilias, das Ernesti
auch verglichen hat. Es mag etwa aus dem 13. und
14. Jahrhundert seyn. Lippert's Daktyliothek hatte
man auch. Der Churfürst hat sie hieher geschenkt. *)
Ueber den Schränken hängen viele Bildnisse vormahliger
berühmter Lehrer auf hiesiger Universität.

Die Rathsbibliothek hat ein weit schönres Aeusse-
res als erstere, aber in der N. G. wenig neue Werke.
Doch fand ich eine herrliche Mumie in einem gläsernen
Sarge, zwei grosse Globi von Coronelli etc. Im Zu-
rückgehen führte mich mein Weg durch den so berühm-
ten

Auerbach's
*) Durch die aus 6513. Bänden bestehende auserlesene
historische Büchersammlung, welche der 1780. ver-
storbne Hr. Hofrath Böhme der Universitätsbiblio-
thek vermacht hat, ist sie neuerlich sehr ansehnlich ver-
mehrt worden. Dieser Bücherschatz nimmt in besag-
ter Bibliothek einen eignen Platz ein, und wird in 12.
Schränken, welche die Ueberschrift haben, Biblio-
theca Boehmiana,
aufbewahrt. Das darin hän-
gende Bildnis des wohlseel. Erblassers dient ihr zu-
gleich zur Verschönerung. Um diese Bibliothek herum
stehen die schätzbaren Handschriften der Universitäts-
bibliothek, die sich auf 2000. Stück belaufen.
Herausgeber.

zu jeder Wiſſenſchaft gehoͤrende Buͤcher ſtehen in einer
Art von Vermachung, die wie eine verſchloſſene Kam-
mer iſt. Die Naturgeſchichte ſteht hier noch mit der
Arzneikunde verbunden. Ich ſah Marſigli Hiſt. de
Danube 6. fol.
an. Neuere wichtige Werke aus der
Naturgeſchichte fand ich nicht. Als eine der groͤſten
und ſchaͤtzbarſten Seltenheiten der Bibliothek zeigte man
mir ein Manuſkript von Homer’s Ilias, das Erneſti
auch verglichen hat. Es mag etwa aus dem 13. und
14. Jahrhundert ſeyn. Lippert’s Daktyliothek hatte
man auch. Der Churfuͤrſt hat ſie hieher geſchenkt. *)
Ueber den Schraͤnken haͤngen viele Bildniſſe vormahliger
beruͤhmter Lehrer auf hieſiger Univerſitaͤt.

Die Rathsbibliothek hat ein weit ſchoͤnres Aeuſſe-
res als erſtere, aber in der N. G. wenig neue Werke.
Doch fand ich eine herrliche Mumie in einem glaͤſernen
Sarge, zwei groſſe Globi von Coronelli ꝛc. Im Zu-
ruͤckgehen fuͤhrte mich mein Weg durch den ſo beruͤhm-
ten

Auerbach’s
*) Durch die aus 6513. Baͤnden beſtehende auserleſene
hiſtoriſche Buͤcherſammlung, welche der 1780. ver-
ſtorbne Hr. Hofrath Boͤhme der Univerſitaͤtsbiblio-
thek vermacht hat, iſt ſie neuerlich ſehr anſehnlich ver-
mehrt worden. Dieſer Buͤcherſchatz nimmt in beſag-
ter Bibliothek einen eignen Platz ein, und wird in 12.
Schraͤnken, welche die Ueberſchrift haben, Biblio-
theca Boehmiana,
aufbewahrt. Das darin haͤn-
gende Bildnis des wohlſeel. Erblaſſers dient ihr zu-
gleich zur Verſchoͤnerung. Um dieſe Bibliothek herum
ſtehen die ſchaͤtzbaren Handſchriften der Univerſitaͤts-
bibliothek, die ſich auf 2000. Stuͤck belaufen.
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[128/0166] zu jeder Wiſſenſchaft gehoͤrende Buͤcher ſtehen in einer Art von Vermachung, die wie eine verſchloſſene Kam- mer iſt. Die Naturgeſchichte ſteht hier noch mit der Arzneikunde verbunden. Ich ſah Marſigli Hiſt. de Danube 6. fol. an. Neuere wichtige Werke aus der Naturgeſchichte fand ich nicht. Als eine der groͤſten und ſchaͤtzbarſten Seltenheiten der Bibliothek zeigte man mir ein Manuſkript von Homer’s Ilias, das Erneſti auch verglichen hat. Es mag etwa aus dem 13. und 14. Jahrhundert ſeyn. Lippert’s Daktyliothek hatte man auch. Der Churfuͤrſt hat ſie hieher geſchenkt. *) Ueber den Schraͤnken haͤngen viele Bildniſſe vormahliger beruͤhmter Lehrer auf hieſiger Univerſitaͤt. Die Rathsbibliothek hat ein weit ſchoͤnres Aeuſſe- res als erſtere, aber in der N. G. wenig neue Werke. Doch fand ich eine herrliche Mumie in einem glaͤſernen Sarge, zwei groſſe Globi von Coronelli ꝛc. Im Zu- ruͤckgehen fuͤhrte mich mein Weg durch den ſo beruͤhm- ten Auerbach’s *) Durch die aus 6513. Baͤnden beſtehende auserleſene hiſtoriſche Buͤcherſammlung, welche der 1780. ver- ſtorbne Hr. Hofrath Boͤhme der Univerſitaͤtsbiblio- thek vermacht hat, iſt ſie neuerlich ſehr anſehnlich ver- mehrt worden. Dieſer Buͤcherſchatz nimmt in beſag- ter Bibliothek einen eignen Platz ein, und wird in 12. Schraͤnken, welche die Ueberſchrift haben, Biblio- theca Boehmiana, aufbewahrt. Das darin haͤn- gende Bildnis des wohlſeel. Erblaſſers dient ihr zu- gleich zur Verſchoͤnerung. Um dieſe Bibliothek herum ſtehen die ſchaͤtzbaren Handſchriften der Univerſitaͤts- bibliothek, die ſich auf 2000. Stuͤck belaufen. Herausgeber.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/166>, abgerufen am 21.11.2024.