Was mir hier besonders sehenswürdig war, ist fol- gendes:
Der Heldensaal. Johann Georg der I. hat ihn 1631. angelegt. Er liegt an der Wohnung des Kom- mendanten. Es hängen Gemälde von Churfürsten, Damen, Fürsten, Kommendanten, Generalen darin. Auch eine Vorstellung des Sächsischen Prinzenraubs etc. König AugustII. lies an diesen Saal noch Aufziehema- schinen anbringen, worzu nur 8. Mann gehören, und durch welche der Fußboden des Saals aufgehoben werden kan *), so daß der Feind noch todt geworfen werden kan, wenn er auch schon eingedrungen wäre.
Die Staatsgefängnisse liegen zu äusserst an der Spitze, man läst sie aber keinen Fremden sehen. Ein eigener Hauptmann hat die Aufsicht darüber. Man bekömmt aber die
Crellenburg zu sehen, wohin 1591. der Kanzler Crell von Dresden gesetzt ward, weil er des Crypto- Calvinismi verdächtig war, bis er endlich 1601. in Dresden enthauptet ward. 1720. ward auch hier ein Baron von Klettenberg, ein falscher Goldmacher wegen einer in Frankfurt am Mayn begangenen Mordthat enthauptet. Auf der Königsnase, welches eine Spitze vom Wall ist, liegt deswegen noch ein Stein.
Die Neue Kirche für die Besatzung, ward 1676. in Gegenwart des Churfürsten Johann GeorgII. vom Oberhofprediger Geyer eingeweiht. Der Churfürst
schenkte
*) Denn der Heldensaal liegt über dem Eingange. Herausgeber.
Was mir hier beſonders ſehenswuͤrdig war, iſt fol- gendes:
Der Heldenſaal. Johann Georg der I. hat ihn 1631. angelegt. Er liegt an der Wohnung des Kom- mendanten. Es haͤngen Gemaͤlde von Churfuͤrſten, Damen, Fuͤrſten, Kommendanten, Generalen darin. Auch eine Vorſtellung des Saͤchſiſchen Prinzenraubs ꝛc. Koͤnig AuguſtII. lies an dieſen Saal noch Aufziehema- ſchinen anbringen, worzu nur 8. Mann gehoͤren, und durch welche der Fußboden des Saals aufgehoben werden kan *), ſo daß der Feind noch todt geworfen werden kan, wenn er auch ſchon eingedrungen waͤre.
Die Staatsgefaͤngniſſe liegen zu aͤuſſerſt an der Spitze, man laͤſt ſie aber keinen Fremden ſehen. Ein eigener Hauptmann hat die Aufſicht daruͤber. Man bekoͤmmt aber die
Crellenburg zu ſehen, wohin 1591. der Kanzler Crell von Dresden geſetzt ward, weil er des Crypto- Calvinismi verdaͤchtig war, bis er endlich 1601. in Dresden enthauptet ward. 1720. ward auch hier ein Baron von Klettenberg, ein falſcher Goldmacher wegen einer in Frankfurt am Mayn begangenen Mordthat enthauptet. Auf der Koͤnigsnaſe, welches eine Spitze vom Wall iſt, liegt deswegen noch ein Stein.
Die Neue Kirche fuͤr die Beſatzung, ward 1676. in Gegenwart des Churfuͤrſten Johann GeorgII. vom Oberhofprediger Geyer eingeweiht. Der Churfuͤrſt
ſchenkte
*) Denn der Heldenſaal liegt uͤber dem Eingange. Herausgeber.
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Was mir hier beſonders ſehenswuͤrdig war, iſt fol-
gendes:
Der Heldenſaal. Johann Georg der I. hat ihn
1631. angelegt. Er liegt an der Wohnung des Kom-
mendanten. Es haͤngen Gemaͤlde von Churfuͤrſten,
Damen, Fuͤrſten, Kommendanten, Generalen darin.
Auch eine Vorſtellung des Saͤchſiſchen Prinzenraubs ꝛc.
Koͤnig Auguſt II. lies an dieſen Saal noch Aufziehema-
ſchinen anbringen, worzu nur 8. Mann gehoͤren, und
durch welche der Fußboden des Saals aufgehoben werden
kan *), ſo daß der Feind noch todt geworfen werden kan,
wenn er auch ſchon eingedrungen waͤre.
Die Staatsgefaͤngniſſe liegen zu aͤuſſerſt an der
Spitze, man laͤſt ſie aber keinen Fremden ſehen. Ein
eigener Hauptmann hat die Aufſicht daruͤber. Man
bekoͤmmt aber die
Crellenburg zu ſehen, wohin 1591. der Kanzler
Crell von Dresden geſetzt ward, weil er des Crypto-
Calvinismi verdaͤchtig war, bis er endlich 1601. in
Dresden enthauptet ward. 1720. ward auch hier ein
Baron von Klettenberg, ein falſcher Goldmacher wegen
einer in Frankfurt am Mayn begangenen Mordthat
enthauptet. Auf der Koͤnigsnaſe, welches eine Spitze
vom Wall iſt, liegt deswegen noch ein Stein.
Die Neue Kirche fuͤr die Beſatzung, ward 1676.
in Gegenwart des Churfuͤrſten Johann Georg II. vom
Oberhofprediger Geyer eingeweiht. Der Churfuͤrſt
ſchenkte
*) Denn der Heldenſaal liegt uͤber dem Eingange.
Herausgeber.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/209>, abgerufen am 25.11.2024.
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