11) Chrysopras aus Schlesien, -- vielleicht gibts gar keinen im Orient.
Auf den Abend aß ich bei dem guten Manne mit Hrn. Rendant Siegfried und seinem Schwiegersoh- ne, Hrn. D. Piel. Seine Frau mochte sich gern mit mir von der Mlle. Biheron in Paris (S. 1. Th. S. 89. u. f.) unterhalten.
Den 8ten Sept.
Beim Hrn. O. K. R. Silberschlag war ich heute zuerst. Der König wollte ihn vom geistlichen Stande wegnehmen, und zum Major, hernach zum Obristen ma- chen. Er hat die Aufsicht über alle Brücken, Wasser- baue u. dergl. Ich sah bei ihm Proben von dem, was die Schüler in der Realschule zeichnen, schreiben etc. Es ist aber hierbei viel Ostentation; weil hier viele Schulen sind, so buhlt man bei den Eltern um die Kinder.
Hierauf machte ich Ihro Exc. dem Minister, Frei- herrn von Zedlitz meine Aufwartung. Ein grosser und verehrungswürdiger Staatsmann. Alsdann besuchte ich den
Hrn. Geh. Kriegsrath von Steck, der mit vieler Achtung und Lobe von unserm Ministerio sprach.
MadameMartini. Eine empfindsame Frau, die noch den Tod ihres Mannes beweinte. Sie erzählte mir, wie edel und gros Hr. von Rochow, Hr. Graf von Borke, Hr. Sekr. Otto, Hr. O. K. R. von Ir- wing etc. an ihr gehandelt hätten. Von den Mannich- faltigkeiten hat sie alle Jahr 100. Thaler.
Mittags
11) Chryſopras aus Schleſien, — vielleicht gibts gar keinen im Orient.
Auf den Abend aß ich bei dem guten Manne mit Hrn. Rendant Siegfried und ſeinem Schwiegerſoh- ne, Hrn. D. Piel. Seine Frau mochte ſich gern mit mir von der Mlle. Biheron in Paris (S. 1. Th. S. 89. u. f.) unterhalten.
Den 8ten Sept.
Beim Hrn. O. K. R. Silberſchlag war ich heute zuerſt. Der Koͤnig wollte ihn vom geiſtlichen Stande wegnehmen, und zum Major, hernach zum Obriſten ma- chen. Er hat die Aufſicht uͤber alle Bruͤcken, Waſſer- baue u. dergl. Ich ſah bei ihm Proben von dem, was die Schuͤler in der Realſchule zeichnen, ſchreiben ꝛc. Es iſt aber hierbei viel Oſtentation; weil hier viele Schulen ſind, ſo buhlt man bei den Eltern um die Kinder.
Hierauf machte ich Ihro Exc. dem Miniſter, Frei- herrn von Zedlitz meine Aufwartung. Ein groſſer und verehrungswuͤrdiger Staatsmann. Alsdann beſuchte ich den
Hrn. Geh. Kriegsrath von Steck, der mit vieler Achtung und Lobe von unſerm Miniſterio ſprach.
MadameMartini. Eine empfindſame Frau, die noch den Tod ihres Mannes beweinte. Sie erzaͤhlte mir, wie edel und gros Hr. von Rochow, Hr. Graf von Borke, Hr. Sekr. Otto, Hr. O. K. R. von Ir- wing ꝛc. an ihr gehandelt haͤtten. Von den Mannich- faltigkeiten hat ſie alle Jahr 100. Thaler.
Mittags
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11) Chryſopras aus Schleſien, — vielleicht gibts gar
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Auf den Abend aß ich bei dem guten Manne mit
Hrn. Rendant Siegfried und ſeinem Schwiegerſoh-
ne, Hrn. D. Piel. Seine Frau mochte ſich gern mit
mir von der Mlle. Biheron in Paris (S. 1. Th. S.
89. u. f.) unterhalten.
Den 8ten Sept.
Beim Hrn. O. K. R. Silberſchlag war ich heute
zuerſt. Der Koͤnig wollte ihn vom geiſtlichen Stande
wegnehmen, und zum Major, hernach zum Obriſten ma-
chen. Er hat die Aufſicht uͤber alle Bruͤcken, Waſſer-
baue u. dergl. Ich ſah bei ihm Proben von dem, was
die Schuͤler in der Realſchule zeichnen, ſchreiben ꝛc. Es
iſt aber hierbei viel Oſtentation; weil hier viele Schulen
ſind, ſo buhlt man bei den Eltern um die Kinder.
Hierauf machte ich Ihro Exc. dem Miniſter, Frei-
herrn von Zedlitz meine Aufwartung. Ein groſſer und
verehrungswuͤrdiger Staatsmann. Alsdann beſuchte
ich den
Hrn. Geh. Kriegsrath von Steck, der mit vieler
Achtung und Lobe von unſerm Miniſterio ſprach.
Madame Martini. Eine empfindſame Frau, die
noch den Tod ihres Mannes beweinte. Sie erzaͤhlte
mir, wie edel und gros Hr. von Rochow, Hr. Graf
von Borke, Hr. Sekr. Otto, Hr. O. K. R. von Ir-
wing ꝛc. an ihr gehandelt haͤtten. Von den Mannich-
faltigkeiten hat ſie alle Jahr 100. Thaler.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/224>, abgerufen am 26.11.2024.
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