Akademie, die aber nicht viel bedeutet, die Schriften der alten Aerzte sind aber sehr gut da, desgleichen die Schrif- ten der Akademien und gelehrten Gesellschaften in Euro- pa, auch viele Journale etc. Das Naturalienkabinet ist klein, und Hr. Gleditsch, der die Aufsicht darüber hat, rangirt es nicht. Im Saale hängt Leibnitzens Bild- nis über der Thüre, und ihm gegenüber das vom zweiten Präsidenten, dem Hrn. von Maupertuis.
Den 15ten Sept.
Ich besuchte heute zuerst
Hrn. Achard. Dieser würdige und unermüdete junge Naturforscher ist blos Mitglied der Akademie, und wohnt weit draussen in der Spandauer Vorstadt, weil ihn seiner vielen Maschinen und seines Experimentirens wegen nicht leicht jemand in der Stadt einnähme, es ihm auch zu kostbar in der Stadt zu wohnen seyn würde. Ich sah bei ihm: 1) Die Maschine, womit die künstli- chen Krystalle gemacht werden. Es geschieht durch Ab- tröpfeln, und währt der Versuch 3.-4. Monate. Sie werden auch lamellös. 2) Die Maschine, wodurch ver- mittelst dephlogistisi[r]ter Luft eine viel stärkere Hitze er- regt werden kan, als mit dem besten Brennspiegel; das Eisen tröpfelt, Platina schmelzt, und alles zusammenge- lötete schmelzt zusammen etc. Von ihm ging ich auf die
Königl. Bibliothek auf dem Schlosse. Man steigt auf engen und finstern Treppen zu ihr hinauf. Auf jedem Buche steht oben FR. Den Fond zieht der König ein, und gibt jährlich was er will, oft kauft er ganze Bibliotheken darzu. Der Hofr. Stosch und der Abt Pernetti sind Bibliothekare. Sie enthält viele alte
seltene
Akademie, die aber nicht viel bedeutet, die Schriften der alten Aerzte ſind aber ſehr gut da, desgleichen die Schrif- ten der Akademien und gelehrten Geſellſchaften in Euro- pa, auch viele Journale ꝛc. Das Naturalienkabinet iſt klein, und Hr. Gleditſch, der die Aufſicht daruͤber hat, rangirt es nicht. Im Saale haͤngt Leibnitzens Bild- nis uͤber der Thuͤre, und ihm gegenuͤber das vom zweiten Praͤſidenten, dem Hrn. von Maupertuis.
Den 15ten Sept.
Ich beſuchte heute zuerſt
Hrn. Achard. Dieſer wuͤrdige und unermuͤdete junge Naturforſcher iſt blos Mitglied der Akademie, und wohnt weit drauſſen in der Spandauer Vorſtadt, weil ihn ſeiner vielen Maſchinen und ſeines Experimentirens wegen nicht leicht jemand in der Stadt einnaͤhme, es ihm auch zu koſtbar in der Stadt zu wohnen ſeyn wuͤrde. Ich ſah bei ihm: 1) Die Maſchine, womit die kuͤnſtli- chen Kryſtalle gemacht werden. Es geſchieht durch Ab- troͤpfeln, und waͤhrt der Verſuch 3.-4. Monate. Sie werden auch lamelloͤs. 2) Die Maſchine, wodurch ver- mittelſt dephlogiſtiſi[r]ter Luft eine viel ſtaͤrkere Hitze er- regt werden kan, als mit dem beſten Brennſpiegel; das Eiſen troͤpfelt, Platina ſchmelzt, und alles zuſammenge- loͤtete ſchmelzt zuſammen ꝛc. Von ihm ging ich auf die
Koͤnigl. Bibliothek auf dem Schloſſe. Man ſteigt auf engen und finſtern Treppen zu ihr hinauf. Auf jedem Buche ſteht oben FR. Den Fond zieht der Koͤnig ein, und gibt jaͤhrlich was er will, oft kauft er ganze Bibliotheken darzu. Der Hofr. Stoſch und der Abt Pernetti ſind Bibliothekare. Sie enthaͤlt viele alte
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Akademie, die aber nicht viel bedeutet, die Schriften der
alten Aerzte ſind aber ſehr gut da, desgleichen die Schrif-
ten der Akademien und gelehrten Geſellſchaften in Euro-
pa, auch viele Journale ꝛc. Das Naturalienkabinet iſt
klein, und Hr. Gleditſch, der die Aufſicht daruͤber hat,
rangirt es nicht. Im Saale haͤngt Leibnitzens Bild-
nis uͤber der Thuͤre, und ihm gegenuͤber das vom zweiten
Praͤſidenten, dem Hrn. von Maupertuis.
Den 15ten Sept.
Ich beſuchte heute zuerſt
Hrn. Achard. Dieſer wuͤrdige und unermuͤdete
junge Naturforſcher iſt blos Mitglied der Akademie, und
wohnt weit drauſſen in der Spandauer Vorſtadt, weil
ihn ſeiner vielen Maſchinen und ſeines Experimentirens
wegen nicht leicht jemand in der Stadt einnaͤhme, es
ihm auch zu koſtbar in der Stadt zu wohnen ſeyn wuͤrde.
Ich ſah bei ihm: 1) Die Maſchine, womit die kuͤnſtli-
chen Kryſtalle gemacht werden. Es geſchieht durch Ab-
troͤpfeln, und waͤhrt der Verſuch 3.-4. Monate. Sie
werden auch lamelloͤs. 2) Die Maſchine, wodurch ver-
mittelſt dephlogiſtiſirter Luft eine viel ſtaͤrkere Hitze er-
regt werden kan, als mit dem beſten Brennſpiegel; das
Eiſen troͤpfelt, Platina ſchmelzt, und alles zuſammenge-
loͤtete ſchmelzt zuſammen ꝛc. Von ihm ging ich auf die
Koͤnigl. Bibliothek auf dem Schloſſe. Man
ſteigt auf engen und finſtern Treppen zu ihr hinauf. Auf
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/242>, abgerufen am 25.11.2024.
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