Der Weg von Berlin dahin ist 4. Meilen, und Eine schreckliche Sandwüste. In der Mitte des Wegs liegt Zehlendorf, ein kleiner Ruhepunkt. Täglich geht 2mahl eine Journaliere ab, mit der man hinkommen kan. Am Thore ist viel sorgfältiges Examiniren von der Wa- che, drauf vom Wirth, und noch einmahl in der Auberge von einem Offizier oder Adjutanten des Königs.
Ehe man nach Potsdam kömmt, passirt man über die Glinicksche Brücke
Die Havel. Dieser Fluß fließt bei Potsdam vorbei und gibt der Gegend ein heiteres Ansehen. Auch liegen um die Stadt herum einige Berge, auf denen Wein wächst, der aber selten reif wird und nur zum Es- sig zu brauchen ist. Det König hat auch jetzt den fran- zösischen Essig verbothen, er wird aber selbst in guten Jahren, je älter, je schlechter, wiewohl man das nicht Wort haben will.
Die Stadt hat viele schöne Strassen und grosse Plä- tze, auch viele prächtige Häuser, aber aus den schönsten Pallästen nach italiänischer Bauart und mit Statüen be- setzt, hängen der Soldaten Stiefeletten und gewaschene Hosen zu den Fenstern heraus. Der König baut immer fort, aber jetzt dauerhafter als ehemals, denn die alten Häuser bekommen alle Risse und wollen einfallen. Man baut auch jetzt keine von 4. Geschossen mehr. Für die innre Einrichtung des Hauses muß der Eigenthümer sor- gen.
Was
Den 16ten Sept. Reiſe nach Potsdam.
Der Weg von Berlin dahin iſt 4. Meilen, und Eine ſchreckliche Sandwuͤſte. In der Mitte des Wegs liegt Zehlendorf, ein kleiner Ruhepunkt. Taͤglich geht 2mahl eine Journaliere ab, mit der man hinkommen kan. Am Thore iſt viel ſorgfaͤltiges Examiniren von der Wa- che, drauf vom Wirth, und noch einmahl in der Auberge von einem Offizier oder Adjutanten des Koͤnigs.
Ehe man nach Potsdam koͤmmt, paſſirt man uͤber die Glinickſche Bruͤcke
Die Havel. Dieſer Fluß fließt bei Potsdam vorbei und gibt der Gegend ein heiteres Anſehen. Auch liegen um die Stadt herum einige Berge, auf denen Wein waͤchſt, der aber ſelten reif wird und nur zum Eſ- ſig zu brauchen iſt. Det Koͤnig hat auch jetzt den fran- zoͤſiſchen Eſſig verbothen, er wird aber ſelbſt in guten Jahren, je aͤlter, je ſchlechter, wiewohl man das nicht Wort haben will.
Die Stadt hat viele ſchoͤne Straſſen und groſſe Plaͤ- tze, auch viele praͤchtige Haͤuſer, aber aus den ſchoͤnſten Pallaͤſten nach italiaͤniſcher Bauart und mit Statuͤen be- ſetzt, haͤngen der Soldaten Stiefeletten und gewaſchene Hoſen zu den Fenſtern heraus. Der Koͤnig baut immer fort, aber jetzt dauerhafter als ehemals, denn die alten Haͤuſer bekommen alle Riſſe und wollen einfallen. Man baut auch jetzt keine von 4. Geſchoſſen mehr. Fuͤr die innre Einrichtung des Hauſes muß der Eigenthuͤmer ſor- gen.
Was
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Den 16ten Sept.
Reiſe nach Potsdam.
Der Weg von Berlin dahin iſt 4. Meilen, und Eine
ſchreckliche Sandwuͤſte. In der Mitte des Wegs liegt
Zehlendorf, ein kleiner Ruhepunkt. Taͤglich geht
2mahl eine Journaliere ab, mit der man hinkommen kan.
Am Thore iſt viel ſorgfaͤltiges Examiniren von der Wa-
che, drauf vom Wirth, und noch einmahl in der Auberge
von einem Offizier oder Adjutanten des Koͤnigs.
Ehe man nach Potsdam koͤmmt, paſſirt man uͤber
die Glinickſche Bruͤcke
Die Havel. Dieſer Fluß fließt bei Potsdam
vorbei und gibt der Gegend ein heiteres Anſehen. Auch
liegen um die Stadt herum einige Berge, auf denen
Wein waͤchſt, der aber ſelten reif wird und nur zum Eſ-
ſig zu brauchen iſt. Det Koͤnig hat auch jetzt den fran-
zoͤſiſchen Eſſig verbothen, er wird aber ſelbſt in guten
Jahren, je aͤlter, je ſchlechter, wiewohl man das nicht
Wort haben will.
Die Stadt hat viele ſchoͤne Straſſen und groſſe Plaͤ-
tze, auch viele praͤchtige Haͤuſer, aber aus den ſchoͤnſten
Pallaͤſten nach italiaͤniſcher Bauart und mit Statuͤen be-
ſetzt, haͤngen der Soldaten Stiefeletten und gewaſchene
Hoſen zu den Fenſtern heraus. Der Koͤnig baut immer
fort, aber jetzt dauerhafter als ehemals, denn die alten
Haͤuſer bekommen alle Riſſe und wollen einfallen. Man
baut auch jetzt keine von 4. Geſchoſſen mehr. Fuͤr die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/244>, abgerufen am 25.11.2024.
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