ein Gewölbe, worin man Wein, Brantewein, Speck etc. aufbewahrte. Man muß sich dahin leuchten lassen, und findet alsdann oben in der Mauer nur eine ganz klei- ne Oefnung, wo man eine ganz ungewöhnliche Dicke der Mauer, auf der Seite nach Hechingen, etwa zwanzig Schuhe, zwar vermuthen, aber nicht ganz sehen kan. Auf der andern Seite ist das Gemäuer etwa 11. Schuh dick. Auch kan man noch den wirklich niedlichen Back- ofen des Kommisbeckers, und neben daran seine besondre Handmühle zum Weitzen sehen. Durchs ganze Schlos laufen unten Kasematten, die freilich nicht so schön sind, als die neugebaueten, die ich auf der Festung Königstein gesehen habe, aber sie sind doch eine eben so sichre Zuflucht gegen alle Bomben. Auf dieser Seite begegnet man auch den Gefängnissen, den Pritschen, den eisernen Thü- ren beim Ausfall etc. Auf der andern Seite ist unter der Kirche die kühle Gruft der Erbauer. Die Kirche selbst hat, ausser ihrem Alter, nichts erhebliches. Sehr deut- lich kan man noch den Platz der gewesenen Kanzlei erken- nen; darneben stehen unter andern Bildern und ungewis- sen Inschriften, an der Decke eines kleinen Zimmers, das vermuthlich das Archiv war, auch die simplen Por- traite des Stammvaters der jetztlebenden Familie, und seines Bruders. Dabei stehen folgende Worte: "Bru- "no, Königs Wittekind des Grossen leiblicher Bru- "der, Herzog zu Sappen und Engern, der jetztlebenden "Grafen von Hohenzollern Stammvater." An der Sei- te steht die Jahrzahl 957. Man findet auch durch das ganze Schlos Bruchstücke von genealogischen Anmer- kungen, die aber oft durch den Pinsel des Maurers unle- serlich gemacht worden sind. Oben ist die Küche, das rothe, oder das Kammerjungfernzimmer, Stuben für
die
ein Gewoͤlbe, worin man Wein, Brantewein, Speck ꝛc. aufbewahrte. Man muß ſich dahin leuchten laſſen, und findet alsdann oben in der Mauer nur eine ganz klei- ne Oefnung, wo man eine ganz ungewoͤhnliche Dicke der Mauer, auf der Seite nach Hechingen, etwa zwanzig Schuhe, zwar vermuthen, aber nicht ganz ſehen kan. Auf der andern Seite iſt das Gemaͤuer etwa 11. Schuh dick. Auch kan man noch den wirklich niedlichen Back- ofen des Kommisbeckers, und neben daran ſeine beſondre Handmuͤhle zum Weitzen ſehen. Durchs ganze Schlos laufen unten Kaſematten, die freilich nicht ſo ſchoͤn ſind, als die neugebaueten, die ich auf der Feſtung Koͤnigſtein geſehen habe, aber ſie ſind doch eine eben ſo ſichre Zuflucht gegen alle Bomben. Auf dieſer Seite begegnet man auch den Gefaͤngniſſen, den Pritſchen, den eiſernen Thuͤ- ren beim Ausfall ꝛc. Auf der andern Seite iſt unter der Kirche die kuͤhle Gruft der Erbauer. Die Kirche ſelbſt hat, auſſer ihrem Alter, nichts erhebliches. Sehr deut- lich kan man noch den Platz der geweſenen Kanzlei erken- nen; darneben ſtehen unter andern Bildern und ungewiſ- ſen Inſchriften, an der Decke eines kleinen Zimmers, das vermuthlich das Archiv war, auch die ſimplen Por- traite des Stammvaters der jetztlebenden Familie, und ſeines Bruders. Dabei ſtehen folgende Worte: „Bru- „no, Koͤnigs Wittekind des Groſſen leiblicher Bru- „der, Herzog zu Sappen und Engern, der jetztlebenden „Grafen von Hohenzollern Stammvater.“ An der Sei- te ſteht die Jahrzahl 957. Man findet auch durch das ganze Schlos Bruchſtuͤcke von genealogiſchen Anmer- kungen, die aber oft durch den Pinſel des Maurers unle- ſerlich gemacht worden ſind. Oben iſt die Kuͤche, das rothe, oder das Kammerjungfernzimmer, Stuben fuͤr
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0294"n="256"/>
ein Gewoͤlbe, worin man Wein, Brantewein, Speck<lb/>ꝛc. aufbewahrte. Man muß ſich dahin leuchten laſſen,<lb/>
und findet alsdann oben in der Mauer nur eine ganz klei-<lb/>
ne Oefnung, wo man eine ganz ungewoͤhnliche Dicke der<lb/>
Mauer, auf der Seite nach <hirendition="#fr">Hechingen,</hi> etwa zwanzig<lb/>
Schuhe, zwar vermuthen, aber nicht ganz ſehen kan.<lb/>
Auf der andern Seite iſt das Gemaͤuer etwa 11. Schuh<lb/>
dick. Auch kan man noch den wirklich niedlichen Back-<lb/>
ofen des Kommisbeckers, und neben daran ſeine beſondre<lb/>
Handmuͤhle zum Weitzen ſehen. Durchs ganze Schlos<lb/>
laufen unten <hirendition="#fr">Kaſematten,</hi> die freilich nicht ſo ſchoͤn ſind,<lb/>
als die neugebaueten, die ich auf der Feſtung <hirendition="#fr">Koͤnigſtein</hi><lb/>
geſehen habe, aber ſie ſind doch eine eben ſo ſichre Zuflucht<lb/>
gegen alle Bomben. Auf dieſer Seite begegnet man<lb/>
auch den Gefaͤngniſſen, den Pritſchen, den eiſernen Thuͤ-<lb/>
ren beim Ausfall ꝛc. Auf der andern Seite iſt unter der<lb/>
Kirche die kuͤhle Gruft der Erbauer. Die Kirche ſelbſt<lb/>
hat, auſſer ihrem Alter, nichts erhebliches. Sehr deut-<lb/>
lich kan man noch den Platz der geweſenen Kanzlei erken-<lb/>
nen; darneben ſtehen unter andern Bildern und ungewiſ-<lb/>ſen Inſchriften, an der Decke eines kleinen Zimmers,<lb/>
das vermuthlich das Archiv war, auch die ſimplen Por-<lb/>
traite des Stammvaters der jetztlebenden Familie, und<lb/>ſeines Bruders. Dabei ſtehen folgende Worte: „<hirendition="#fr">Bru-<lb/>„no,</hi> Koͤnigs <hirendition="#fr">Wittekind</hi> des Groſſen leiblicher Bru-<lb/>„der, Herzog zu Sappen und Engern, der jetztlebenden<lb/>„Grafen von Hohenzollern Stammvater.“ An der Sei-<lb/>
te ſteht die Jahrzahl 957. Man findet auch durch das<lb/>
ganze Schlos Bruchſtuͤcke von genealogiſchen Anmer-<lb/>
kungen, die aber oft durch den Pinſel des Maurers unle-<lb/>ſerlich gemacht worden ſind. Oben iſt die Kuͤche, das<lb/>
rothe, oder das Kammerjungfernzimmer, Stuben fuͤr<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[256/0294]
ein Gewoͤlbe, worin man Wein, Brantewein, Speck
ꝛc. aufbewahrte. Man muß ſich dahin leuchten laſſen,
und findet alsdann oben in der Mauer nur eine ganz klei-
ne Oefnung, wo man eine ganz ungewoͤhnliche Dicke der
Mauer, auf der Seite nach Hechingen, etwa zwanzig
Schuhe, zwar vermuthen, aber nicht ganz ſehen kan.
Auf der andern Seite iſt das Gemaͤuer etwa 11. Schuh
dick. Auch kan man noch den wirklich niedlichen Back-
ofen des Kommisbeckers, und neben daran ſeine beſondre
Handmuͤhle zum Weitzen ſehen. Durchs ganze Schlos
laufen unten Kaſematten, die freilich nicht ſo ſchoͤn ſind,
als die neugebaueten, die ich auf der Feſtung Koͤnigſtein
geſehen habe, aber ſie ſind doch eine eben ſo ſichre Zuflucht
gegen alle Bomben. Auf dieſer Seite begegnet man
auch den Gefaͤngniſſen, den Pritſchen, den eiſernen Thuͤ-
ren beim Ausfall ꝛc. Auf der andern Seite iſt unter der
Kirche die kuͤhle Gruft der Erbauer. Die Kirche ſelbſt
hat, auſſer ihrem Alter, nichts erhebliches. Sehr deut-
lich kan man noch den Platz der geweſenen Kanzlei erken-
nen; darneben ſtehen unter andern Bildern und ungewiſ-
ſen Inſchriften, an der Decke eines kleinen Zimmers,
das vermuthlich das Archiv war, auch die ſimplen Por-
traite des Stammvaters der jetztlebenden Familie, und
ſeines Bruders. Dabei ſtehen folgende Worte: „Bru-
„no, Koͤnigs Wittekind des Groſſen leiblicher Bru-
„der, Herzog zu Sappen und Engern, der jetztlebenden
„Grafen von Hohenzollern Stammvater.“ An der Sei-
te ſteht die Jahrzahl 957. Man findet auch durch das
ganze Schlos Bruchſtuͤcke von genealogiſchen Anmer-
kungen, die aber oft durch den Pinſel des Maurers unle-
ſerlich gemacht worden ſind. Oben iſt die Kuͤche, das
rothe, oder das Kammerjungfernzimmer, Stuben fuͤr
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/294>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.