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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Man hat hier grosse Frachtschiffe oder Nachen, wie
man sie nennt. Man hat schon drei Kutschen in ein
Schiff gestellt, und drei Kerl arbeiteten sie hinüber.
Die Schiffer fahren nicht in der Nacht. Licht, sagen
sie, könne man dabei nicht brauchen. Im höchsten
Nothfall, wenn ein Reisender gar nicht warten will, wer-
den sie von eigenen dazu bestellten Wächtern aus dem
Schlaf geweckt. Oft wird die Nacht über dem Strome
sehr schwarz, dem Ansehen nach schwärzer, als auf dem
Lande. Gar oft wird der Strom trübe. Ueberhaupt ist
der Rhein in diesen Gegenden bei weitem nicht mehr so
angenehm, so hell und klar, als in der Schweiz. Die
vielen kleinen Wasser, die er aufnimmt, und die unzäh-
ligen Giesbäche, die hineinfallen, haben ihm ganz seine
eigene Farbe benommen. Die wildesten Pferde stehen
still, wenn sie im Schiffe sind. Einige wollen fast im-
mer beim Ueberfahren saufen, und fallen dabei in den
Strom.

Der Weg von der Ueberfahrt nach der Stadt geht
jetzt noch durch kleine Sümpfe, und Wildnisse. Man
arbeitet aber wirklich daran, eine Chaussee zu machen.
Prächtig zeigt sich die lang ausgedehnte Stadt von wei-
tem, und herrlich sind die Gegenden am Rhein, beson-
da, wo man nach Schwezingen und Mannheim reist.
Es steht dort am Rhein ein Krahn zum Ausladen der
Schiffe, den ein Bauverständiger aus der Reichsstadt
angegeben und gebaut hat. Die Maschine ist sehr sim-
pel, und hebt doch achtzig bis neunzig Zentner. Man
tritt ihn alsdann mit zwei Rädern; wenn er nicht ange-
schlossen ist, kan man ihn mit einer Hand drehen. Man
hat das Modell davon schon nach Maynz kommen lassen.

Wenn

Man hat hier groſſe Frachtſchiffe oder Nachen, wie
man ſie nennt. Man hat ſchon drei Kutſchen in ein
Schiff geſtellt, und drei Kerl arbeiteten ſie hinuͤber.
Die Schiffer fahren nicht in der Nacht. Licht, ſagen
ſie, koͤnne man dabei nicht brauchen. Im hoͤchſten
Nothfall, wenn ein Reiſender gar nicht warten will, wer-
den ſie von eigenen dazu beſtellten Waͤchtern aus dem
Schlaf geweckt. Oft wird die Nacht uͤber dem Strome
ſehr ſchwarz, dem Anſehen nach ſchwaͤrzer, als auf dem
Lande. Gar oft wird der Strom truͤbe. Ueberhaupt iſt
der Rhein in dieſen Gegenden bei weitem nicht mehr ſo
angenehm, ſo hell und klar, als in der Schweiz. Die
vielen kleinen Waſſer, die er aufnimmt, und die unzaͤh-
ligen Giesbaͤche, die hineinfallen, haben ihm ganz ſeine
eigene Farbe benommen. Die wildeſten Pferde ſtehen
ſtill, wenn ſie im Schiffe ſind. Einige wollen faſt im-
mer beim Ueberfahren ſaufen, und fallen dabei in den
Strom.

Der Weg von der Ueberfahrt nach der Stadt geht
jetzt noch durch kleine Suͤmpfe, und Wildniſſe. Man
arbeitet aber wirklich daran, eine Chauſſee zu machen.
Praͤchtig zeigt ſich die lang ausgedehnte Stadt von wei-
tem, und herrlich ſind die Gegenden am Rhein, beſon-
da, wo man nach Schwezingen und Mannheim reiſt.
Es ſteht dort am Rhein ein Krahn zum Ausladen der
Schiffe, den ein Bauverſtaͤndiger aus der Reichsſtadt
angegeben und gebaut hat. Die Maſchine iſt ſehr ſim-
pel, und hebt doch achtzig bis neunzig Zentner. Man
tritt ihn alsdann mit zwei Raͤdern; wenn er nicht ange-
ſchloſſen iſt, kan man ihn mit einer Hand drehen. Man
hat das Modell davon ſchon nach Maynz kommen laſſen.

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[300/0338] Man hat hier groſſe Frachtſchiffe oder Nachen, wie man ſie nennt. Man hat ſchon drei Kutſchen in ein Schiff geſtellt, und drei Kerl arbeiteten ſie hinuͤber. Die Schiffer fahren nicht in der Nacht. Licht, ſagen ſie, koͤnne man dabei nicht brauchen. Im hoͤchſten Nothfall, wenn ein Reiſender gar nicht warten will, wer- den ſie von eigenen dazu beſtellten Waͤchtern aus dem Schlaf geweckt. Oft wird die Nacht uͤber dem Strome ſehr ſchwarz, dem Anſehen nach ſchwaͤrzer, als auf dem Lande. Gar oft wird der Strom truͤbe. Ueberhaupt iſt der Rhein in dieſen Gegenden bei weitem nicht mehr ſo angenehm, ſo hell und klar, als in der Schweiz. Die vielen kleinen Waſſer, die er aufnimmt, und die unzaͤh- ligen Giesbaͤche, die hineinfallen, haben ihm ganz ſeine eigene Farbe benommen. Die wildeſten Pferde ſtehen ſtill, wenn ſie im Schiffe ſind. Einige wollen faſt im- mer beim Ueberfahren ſaufen, und fallen dabei in den Strom. Der Weg von der Ueberfahrt nach der Stadt geht jetzt noch durch kleine Suͤmpfe, und Wildniſſe. Man arbeitet aber wirklich daran, eine Chauſſee zu machen. Praͤchtig zeigt ſich die lang ausgedehnte Stadt von wei- tem, und herrlich ſind die Gegenden am Rhein, beſon- da, wo man nach Schwezingen und Mannheim reiſt. Es ſteht dort am Rhein ein Krahn zum Ausladen der Schiffe, den ein Bauverſtaͤndiger aus der Reichsſtadt angegeben und gebaut hat. Die Maſchine iſt ſehr ſim- pel, und hebt doch achtzig bis neunzig Zentner. Man tritt ihn alsdann mit zwei Raͤdern; wenn er nicht ange- ſchloſſen iſt, kan man ihn mit einer Hand drehen. Man hat das Modell davon ſchon nach Maynz kommen laſſen. Wenn

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/338>, abgerufen am 26.11.2024.