"ich jetzt bin, sehen Sie daraus, daß meine "Schwester schreiben muß, was ich vom Bette "mühsam rede. Der Husten plagt mich manche "Nacht und verjagt allen Schlaf. Auch am "Tage ist er eine erschreckliche Plage für mich. "Ich komme fast den ganzen Tag nicht aus dem "Bette. Sehen Sie, so bringe ich meine Zeit "zu. Sagen Sie das Ihren Eltern und Groß- "eltern, und denken Sie meiner vor Gott." Einige Zeit vorher schrieb er ihr eigenhändig: "Es ist keine große Hofnung zur Genesung da, "und ich schreibe Ihnen dieß ohne Angst und "Schrecken. Gott wirds besorgen und gut ma- "chen."
Der 1ste October machte allen seinen Pla- nen, die er zum Besten seiner Mitmenschen, und zur Verherrlichung Gottes noch auszuführen ge- dachte, so wie seinen Leiden, ein Ende. Sein Wunsch ist nun erfüllt, den er in seinem Erbau- ungsbuche mit so viel Feuer ausdrücket:
"Müde Glieder, wenn werdet ihr in die Er- "de gesamlet werden! Unruhiger und geplagter "Geist, wenn wirst du zur Ruhe kommen! Du "Leben voll Unbeständigkeit und Kummer! wenn
"wirst
„ich jetzt bin, ſehen Sie daraus, daß meine „Schweſter ſchreiben muß, was ich vom Bette „muͤhſam rede. Der Huſten plagt mich manche „Nacht und verjagt allen Schlaf. Auch am „Tage iſt er eine erſchreckliche Plage fuͤr mich. „Ich komme faſt den ganzen Tag nicht aus dem „Bette. Sehen Sie, ſo bringe ich meine Zeit „zu. Sagen Sie das Ihren Eltern und Groß- „eltern, und denken Sie meiner vor Gott.“ Einige Zeit vorher ſchrieb er ihr eigenhaͤndig: „Es iſt keine große Hofnung zur Geneſung da, „und ich ſchreibe Ihnen dieß ohne Angſt und „Schrecken. Gott wirds beſorgen und gut ma- „chen.“
Der 1ſte October machte allen ſeinen Pla- nen, die er zum Beſten ſeiner Mitmenſchen, und zur Verherrlichung Gottes noch auszufuͤhren ge- dachte, ſo wie ſeinen Leiden, ein Ende. Sein Wunſch iſt nun erfuͤllt, den er in ſeinem Erbau- ungsbuche mit ſo viel Feuer ausdruͤcket:
„Muͤde Glieder, wenn werdet ihr in die Er- „de geſamlet werden! Unruhiger und geplagter „Geiſt, wenn wirſt du zur Ruhe kommen! Du „Leben voll Unbeſtaͤndigkeit und Kummer! wenn
„wirſt
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[XXXI/0037]
„ich jetzt bin, ſehen Sie daraus, daß meine
„Schweſter ſchreiben muß, was ich vom Bette
„muͤhſam rede. Der Huſten plagt mich manche
„Nacht und verjagt allen Schlaf. Auch am
„Tage iſt er eine erſchreckliche Plage fuͤr mich.
„Ich komme faſt den ganzen Tag nicht aus dem
„Bette. Sehen Sie, ſo bringe ich meine Zeit
„zu. Sagen Sie das Ihren Eltern und Groß-
„eltern, und denken Sie meiner vor Gott.“
Einige Zeit vorher ſchrieb er ihr eigenhaͤndig:
„Es iſt keine große Hofnung zur Geneſung da,
„und ich ſchreibe Ihnen dieß ohne Angſt und
„Schrecken. Gott wirds beſorgen und gut ma-
„chen.“
Der 1ſte October machte allen ſeinen Pla-
nen, die er zum Beſten ſeiner Mitmenſchen, und
zur Verherrlichung Gottes noch auszufuͤhren ge-
dachte, ſo wie ſeinen Leiden, ein Ende. Sein
Wunſch iſt nun erfuͤllt, den er in ſeinem Erbau-
ungsbuche mit ſo viel Feuer ausdruͤcket:
„Muͤde Glieder, wenn werdet ihr in die Er-
„de geſamlet werden! Unruhiger und geplagter
„Geiſt, wenn wirſt du zur Ruhe kommen! Du
„Leben voll Unbeſtaͤndigkeit und Kummer! wenn
„wirſt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. XXXI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/37>, abgerufen am 21.11.2024.
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