milie acht, neun bis zehn Sester Mehl, und in acht Tagen ist das alles aufgegessen. Brod, Grundbirnen und Milch ist die tägliche Nahrung dieser Leute. Sonderbar ist es, daß in diesen Hütten das Brodbacken mehr die Sache des Mannes, als der Frau ist. Hier ist es durchgängige Gewohnheit, daß der Mann den Ofen ein- heitzen, kneten, Teig machen, Laibe formiren, und ein- schieben muß. Und auch dieses Geschäft, so wie jedes andre auf dem Felde und im Hause, verrichten sie in ih- ren groben hölzernen Schuhen.
Es ist kein Haus, wo nicht eine hölzerne Uhr von denjenigen, die auf dem Walde selbst gemacht werden, vorhanden wäre. Es ist natürlich, daß die Leute auf diese Art von Beschäftigung gefallen sind, da sie alle ein- sam wohnen, und die Kirchenuhr nicht hören können. In der Woche hält der Lutherische Pfarrer Betstunde, wenn der Schulmeister meldet, daß einige Wenige in dieser Erwartung beisammen wären. Denn, wer hörte es, wenn er allemahl an den sonst üblichen Tagen wollte läuten lassen?
Am Ende des eigentlichen Prechtthals ist das Städtchen Elzach, das sehr nahrhaft ist. Nur wenige Schritte vorher kömmt man zu dem Ladhof, oder zu dem Hauptwirthshaus im Prechtthal, wo die wechsel- seitigen Beamten absteigen, und die Geschäfte vorgenom- men werden. Das Köstlichste, was man im Precht- thal essen kan, das sind die kleinen schwarzen Forellen, die man in den Bergwassern so häufig findet. Unter der Haut haben diese Fische ein äusserst zartes, weiches und schmackhaftes Fleisch, das in einer Butterbrühe dem
müden
Z 5
milie acht, neun bis zehn Seſter Mehl, und in acht Tagen iſt das alles aufgegeſſen. Brod, Grundbirnen und Milch iſt die taͤgliche Nahrung dieſer Leute. Sonderbar iſt es, daß in dieſen Huͤtten das Brodbacken mehr die Sache des Mannes, als der Frau iſt. Hier iſt es durchgaͤngige Gewohnheit, daß der Mann den Ofen ein- heitzen, kneten, Teig machen, Laibe formiren, und ein- ſchieben muß. Und auch dieſes Geſchaͤft, ſo wie jedes andre auf dem Felde und im Hauſe, verrichten ſie in ih- ren groben hoͤlzernen Schuhen.
Es iſt kein Haus, wo nicht eine hoͤlzerne Uhr von denjenigen, die auf dem Walde ſelbſt gemacht werden, vorhanden waͤre. Es iſt natuͤrlich, daß die Leute auf dieſe Art von Beſchaͤftigung gefallen ſind, da ſie alle ein- ſam wohnen, und die Kirchenuhr nicht hoͤren koͤnnen. In der Woche haͤlt der Lutheriſche Pfarrer Betſtunde, wenn der Schulmeiſter meldet, daß einige Wenige in dieſer Erwartung beiſammen waͤren. Denn, wer hoͤrte es, wenn er allemahl an den ſonſt uͤblichen Tagen wollte laͤuten laſſen?
Am Ende des eigentlichen Prechtthals iſt das Staͤdtchen Elzach, das ſehr nahrhaft iſt. Nur wenige Schritte vorher koͤmmt man zu dem Ladhof, oder zu dem Hauptwirthshaus im Prechtthal, wo die wechſel- ſeitigen Beamten abſteigen, und die Geſchaͤfte vorgenom- men werden. Das Koͤſtlichſte, was man im Precht- thal eſſen kan, das ſind die kleinen ſchwarzen Forellen, die man in den Bergwaſſern ſo haͤufig findet. Unter der Haut haben dieſe Fiſche ein aͤuſſerſt zartes, weiches und ſchmackhaftes Fleiſch, das in einer Butterbruͤhe dem
muͤden
Z 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0399"n="361"/>
milie acht, neun bis zehn Seſter Mehl, und in acht<lb/>
Tagen iſt das alles aufgegeſſen. Brod, Grundbirnen und<lb/>
Milch iſt die taͤgliche Nahrung dieſer Leute. Sonderbar<lb/>
iſt es, daß in dieſen Huͤtten das Brodbacken mehr die<lb/>
Sache des Mannes, als der Frau iſt. Hier iſt es<lb/>
durchgaͤngige Gewohnheit, daß der Mann den Ofen ein-<lb/>
heitzen, kneten, Teig machen, Laibe formiren, und ein-<lb/>ſchieben muß. Und auch dieſes Geſchaͤft, ſo wie jedes<lb/>
andre auf dem Felde und im Hauſe, verrichten ſie in ih-<lb/>
ren groben hoͤlzernen Schuhen.</p><lb/><p>Es iſt kein Haus, wo nicht eine hoͤlzerne Uhr von<lb/>
denjenigen, die auf dem Walde ſelbſt gemacht werden,<lb/>
vorhanden waͤre. Es iſt natuͤrlich, daß die Leute auf<lb/>
dieſe Art von Beſchaͤftigung gefallen ſind, da ſie alle ein-<lb/>ſam wohnen, und die Kirchenuhr nicht hoͤren koͤnnen.<lb/>
In der Woche haͤlt der Lutheriſche Pfarrer Betſtunde,<lb/>
wenn der Schulmeiſter meldet, daß einige Wenige in<lb/>
dieſer Erwartung beiſammen waͤren. Denn, wer hoͤrte<lb/>
es, wenn er allemahl an den ſonſt uͤblichen Tagen wollte<lb/>
laͤuten laſſen?</p><lb/><p>Am Ende des eigentlichen <hirendition="#fr">Prechtthals</hi> iſt das<lb/>
Staͤdtchen <hirendition="#fr">Elzach,</hi> das ſehr nahrhaft iſt. Nur wenige<lb/>
Schritte vorher koͤmmt man zu dem <hirendition="#fr">Ladhof,</hi> oder zu<lb/>
dem Hauptwirthshaus im <hirendition="#fr">Prechtthal,</hi> wo die wechſel-<lb/>ſeitigen Beamten abſteigen, und die Geſchaͤfte vorgenom-<lb/>
men werden. Das Koͤſtlichſte, was man im <hirendition="#fr">Precht-<lb/>
thal</hi> eſſen kan, das ſind die kleinen ſchwarzen <hirendition="#fr">Forellen,</hi><lb/>
die man in den Bergwaſſern ſo haͤufig findet. Unter der<lb/>
Haut haben dieſe Fiſche ein aͤuſſerſt zartes, weiches und<lb/>ſchmackhaftes Fleiſch, das in einer Butterbruͤhe dem<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">muͤden</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[361/0399]
milie acht, neun bis zehn Seſter Mehl, und in acht
Tagen iſt das alles aufgegeſſen. Brod, Grundbirnen und
Milch iſt die taͤgliche Nahrung dieſer Leute. Sonderbar
iſt es, daß in dieſen Huͤtten das Brodbacken mehr die
Sache des Mannes, als der Frau iſt. Hier iſt es
durchgaͤngige Gewohnheit, daß der Mann den Ofen ein-
heitzen, kneten, Teig machen, Laibe formiren, und ein-
ſchieben muß. Und auch dieſes Geſchaͤft, ſo wie jedes
andre auf dem Felde und im Hauſe, verrichten ſie in ih-
ren groben hoͤlzernen Schuhen.
Es iſt kein Haus, wo nicht eine hoͤlzerne Uhr von
denjenigen, die auf dem Walde ſelbſt gemacht werden,
vorhanden waͤre. Es iſt natuͤrlich, daß die Leute auf
dieſe Art von Beſchaͤftigung gefallen ſind, da ſie alle ein-
ſam wohnen, und die Kirchenuhr nicht hoͤren koͤnnen.
In der Woche haͤlt der Lutheriſche Pfarrer Betſtunde,
wenn der Schulmeiſter meldet, daß einige Wenige in
dieſer Erwartung beiſammen waͤren. Denn, wer hoͤrte
es, wenn er allemahl an den ſonſt uͤblichen Tagen wollte
laͤuten laſſen?
Am Ende des eigentlichen Prechtthals iſt das
Staͤdtchen Elzach, das ſehr nahrhaft iſt. Nur wenige
Schritte vorher koͤmmt man zu dem Ladhof, oder zu
dem Hauptwirthshaus im Prechtthal, wo die wechſel-
ſeitigen Beamten abſteigen, und die Geſchaͤfte vorgenom-
men werden. Das Koͤſtlichſte, was man im Precht-
thal eſſen kan, das ſind die kleinen ſchwarzen Forellen,
die man in den Bergwaſſern ſo haͤufig findet. Unter der
Haut haben dieſe Fiſche ein aͤuſſerſt zartes, weiches und
ſchmackhaftes Fleiſch, das in einer Butterbruͤhe dem
muͤden
Z 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/399>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.