Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

die Salzpfannen. Fünfe werden mit Holz, 2.
seit kurzer Zeit, -- aber nur kleine, -- mit Steinkoh-
len gefeuert. Was ich mir bei diesen Salzwerken ange-
merkt habe, ist folgendes:

1) Die ältesten Urkunden, die man hier von dem Werke
hat, sind von 300. Jahren her, aber die Direktion
war bald hier, bald in Schwatz etc.
2) Die Sohle, die man hier Suhr nennt, wird durch
Röhren vom Berge herab geleitet, und fließt von
selbst in die Pfannen. An jeder Pfanne sind 2. Hähne.
3) Jetzt hat man keine so grossen Pfannen mehr, wie
vormals. Die sonst 62. Schuh langen und 62. Schuh
breiten hat man um der Mühe und Gefahr willen ab-
geschaft; man sieht noch den Platz von einer alten.
4) Vierzehn Tage währt es jetzt, so ist die größte
Pfanne ganz leer. Man siedet Tag und Nacht fort.
Alle 3. Stunden wird auf beiden Seiten das ganze
krystallisirte Salz herausgenommen, aber es fließt
immer wieder frische Sohle hinzu.
5) Das Sieden des vorhandenen Steinsalzes geschieht
blos deswegen, um das Salz von seinen Unreinigkei-
ten, Thon, Kalk, Mergel, Kupfer und Eisen zu
befreien.
6) Das aus der Siedpfanne genommene Salz trocknet
schon ein wenig darneben ab auf einem plano incli-
nato,
von welchem das Wasser wieder hinabfliessen
kan in die Pfanne.
7) Durch einen sehr kleinen Handgrif wird das halbtro-
ckene Salz
in hölzerne Wandkästen gebracht, aus
welchen es durch ein Loch auf horizontale breite Flächen
herabfällt. Auf diesen wird es grob verbreitet, und
diese

die Salzpfannen. Fuͤnfe werden mit Holz, 2.
ſeit kurzer Zeit, — aber nur kleine, — mit Steinkoh-
len gefeuert. Was ich mir bei dieſen Salzwerken ange-
merkt habe, iſt folgendes:

1) Die aͤlteſten Urkunden, die man hier von dem Werke
hat, ſind von 300. Jahren her, aber die Direktion
war bald hier, bald in Schwatz ꝛc.
2) Die Sohle, die man hier Suhr nennt, wird durch
Roͤhren vom Berge herab geleitet, und fließt von
ſelbſt in die Pfannen. An jeder Pfanne ſind 2. Haͤhne.
3) Jetzt hat man keine ſo groſſen Pfannen mehr, wie
vormals. Die ſonſt 62. Schuh langen und 62. Schuh
breiten hat man um der Muͤhe und Gefahr willen ab-
geſchaft; man ſieht noch den Platz von einer alten.
4) Vierzehn Tage waͤhrt es jetzt, ſo iſt die groͤßte
Pfanne ganz leer. Man ſiedet Tag und Nacht fort.
Alle 3. Stunden wird auf beiden Seiten das ganze
kryſtalliſirte Salz herausgenommen, aber es fließt
immer wieder friſche Sohle hinzu.
5) Das Sieden des vorhandenen Steinſalzes geſchieht
blos deswegen, um das Salz von ſeinen Unreinigkei-
ten, Thon, Kalk, Mergel, Kupfer und Eiſen zu
befreien.
6) Das aus der Siedpfanne genommene Salz trocknet
ſchon ein wenig darneben ab auf einem plano incli-
nato,
von welchem das Waſſer wieder hinabflieſſen
kan in die Pfanne.
7) Durch einen ſehr kleinen Handgrif wird das halbtro-
ckene Salz
in hoͤlzerne Wandkaͤſten gebracht, aus
welchen es durch ein Loch auf horizontale breite Flaͤchen
herabfaͤllt. Auf dieſen wird es grob verbreitet, und
dieſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0486" n="448"/>
            <p>die <hi rendition="#fr">Salzpfannen.</hi> Fu&#x0364;nfe werden mit Holz, 2.<lb/>
&#x017F;eit kurzer Zeit, &#x2014; aber nur kleine, &#x2014; mit Steinkoh-<lb/>
len gefeuert. Was ich mir bei die&#x017F;en Salzwerken ange-<lb/>
merkt habe, i&#x017F;t folgendes:</p><lb/>
            <list>
              <item>1) Die a&#x0364;lte&#x017F;ten <hi rendition="#fr">Urkunden,</hi> die man hier von dem Werke<lb/>
hat, &#x017F;ind von 300. Jahren her, aber die Direktion<lb/>
war bald hier, bald in <hi rendition="#fr">Schwatz</hi> &#xA75B;c.</item><lb/>
              <item>2) Die <hi rendition="#fr">Sohle,</hi> die man hier <hi rendition="#fr">Suhr</hi> nennt, wird durch<lb/>
Ro&#x0364;hren vom Berge herab geleitet, und fließt von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t in die Pfannen. An jeder Pfanne &#x017F;ind 2. Ha&#x0364;hne.</item><lb/>
              <item>3) Jetzt hat man keine &#x017F;o <hi rendition="#fr">gro&#x017F;&#x017F;en Pfannen</hi> mehr, wie<lb/>
vormals. Die &#x017F;on&#x017F;t 62. Schuh langen und 62. Schuh<lb/>
breiten hat man um der Mu&#x0364;he und Gefahr willen ab-<lb/>
ge&#x017F;chaft; man &#x017F;ieht noch den Platz von einer alten.</item><lb/>
              <item>4) <hi rendition="#fr">Vierzehn Tage wa&#x0364;hrt</hi> es jetzt, &#x017F;o i&#x017F;t die gro&#x0364;ßte<lb/>
Pfanne ganz leer. Man &#x017F;iedet Tag und Nacht fort.<lb/>
Alle 3. Stunden wird auf beiden Seiten das ganze<lb/>
kry&#x017F;talli&#x017F;irte Salz herausgenommen, aber es fließt<lb/>
immer wieder fri&#x017F;che Sohle hinzu.</item><lb/>
              <item>5) Das <hi rendition="#fr">Sieden</hi> des vorhandenen <hi rendition="#fr">Stein&#x017F;alzes</hi> ge&#x017F;chieht<lb/>
blos deswegen, um das Salz von &#x017F;einen Unreinigkei-<lb/>
ten, Thon, Kalk, Mergel, Kupfer und Ei&#x017F;en zu<lb/>
befreien.</item><lb/>
              <item>6) Das aus der Siedpfanne genommene Salz <hi rendition="#fr">trocknet</hi><lb/>
&#x017F;chon ein wenig darneben ab auf einem <hi rendition="#aq">plano incli-<lb/>
nato,</hi> von welchem das Wa&#x017F;&#x017F;er wieder hinabflie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
kan in die Pfanne.</item><lb/>
              <item>7) Durch einen &#x017F;ehr kleinen <hi rendition="#fr">Handgrif</hi> wird das <hi rendition="#fr">halbtro-<lb/>
ckene Salz</hi> in ho&#x0364;lzerne Wandka&#x0364;&#x017F;ten gebracht, aus<lb/>
welchen es durch ein Loch auf horizontale breite Fla&#x0364;chen<lb/>
herabfa&#x0364;llt. Auf die&#x017F;en wird es grob verbreitet, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;e</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[448/0486] die Salzpfannen. Fuͤnfe werden mit Holz, 2. ſeit kurzer Zeit, — aber nur kleine, — mit Steinkoh- len gefeuert. Was ich mir bei dieſen Salzwerken ange- merkt habe, iſt folgendes: 1) Die aͤlteſten Urkunden, die man hier von dem Werke hat, ſind von 300. Jahren her, aber die Direktion war bald hier, bald in Schwatz ꝛc. 2) Die Sohle, die man hier Suhr nennt, wird durch Roͤhren vom Berge herab geleitet, und fließt von ſelbſt in die Pfannen. An jeder Pfanne ſind 2. Haͤhne. 3) Jetzt hat man keine ſo groſſen Pfannen mehr, wie vormals. Die ſonſt 62. Schuh langen und 62. Schuh breiten hat man um der Muͤhe und Gefahr willen ab- geſchaft; man ſieht noch den Platz von einer alten. 4) Vierzehn Tage waͤhrt es jetzt, ſo iſt die groͤßte Pfanne ganz leer. Man ſiedet Tag und Nacht fort. Alle 3. Stunden wird auf beiden Seiten das ganze kryſtalliſirte Salz herausgenommen, aber es fließt immer wieder friſche Sohle hinzu. 5) Das Sieden des vorhandenen Steinſalzes geſchieht blos deswegen, um das Salz von ſeinen Unreinigkei- ten, Thon, Kalk, Mergel, Kupfer und Eiſen zu befreien. 6) Das aus der Siedpfanne genommene Salz trocknet ſchon ein wenig darneben ab auf einem plano incli- nato, von welchem das Waſſer wieder hinabflieſſen kan in die Pfanne. 7) Durch einen ſehr kleinen Handgrif wird das halbtro- ckene Salz in hoͤlzerne Wandkaͤſten gebracht, aus welchen es durch ein Loch auf horizontale breite Flaͤchen herabfaͤllt. Auf dieſen wird es grob verbreitet, und dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/486
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/486>, abgerufen am 22.11.2024.