nichts dafür. Seitdem aber das Gypsen der Felder auch in diesen Gegenden angefangen hat, haben die Arbeiter auch diesen kleinen Gewinn verloren, und werfen jetzt die Späne weg. Auch Rosenholz und Horn wird hier ver- arbeitet. Elfenbein auch, aber nicht viel, es ist für diese Arbeit zu theuer; in Nürnberg selber kostet das Pfund gutes Elfenbein 3. Gulden. Die Leute wünschten, daß sie's von Dünkirchen bekommen könnten, aber es scheint, als wenn sie von der Obrigkeit in Ulm nicht genug unter- stützt würden. Einige ausserordentlich schön geschnitzte Stücke habe ich in ihren Magazinen gesehen, die den Schwaben Ehre machen. Ihre Frauen machen die so- genannte Spittelarbeit. Das sind Schachteln mit kleinen Schnizeln von allerhand gefärbtem Papier besetzt, wovon man immer eine in die andre setzen kan, und die bei Weinachtsgeschenken den Kindern grosse Freude ma- chen. Aber daran ist noch weniger als an der Knochen- arbeit zu verdienen.
In Ulm sahe ich bei Hrn. Rektor und Prof. Miller eine schöne Naturaliensammlung, die der liebenswürdige Mann vor kurzem erst angefangen hat, und bei seinem Unterrichte zum Besten der jungen Leute anwendet. Ich fand da sonderlich Kiesel aus der Iller, Donau, Blaw; in einem getrockneten Schwamme die Hälfte von einer weissen Kammmuschel, auf welcher oben Tu- buli vermiculares sitzen; Eichenholz, dergleichen an der Iller wächst; die Rinde vom Gewürznelkenbaum, (Caryophillus aromatica L.) die ungemein wohl riecht, und die ich selber nebst vielen andern, durch die Gütigkeit des Hrn. Rektors besitze. Apfelholz in sei- ner reichen Holzsammlung, das halbgrün ist; Marmor
aus
nichts dafuͤr. Seitdem aber das Gypſen der Felder auch in dieſen Gegenden angefangen hat, haben die Arbeiter auch dieſen kleinen Gewinn verloren, und werfen jetzt die Spaͤne weg. Auch Roſenholz und Horn wird hier ver- arbeitet. Elfenbein auch, aber nicht viel, es iſt fuͤr dieſe Arbeit zu theuer; in Nuͤrnberg ſelber koſtet das Pfund gutes Elfenbein 3. Gulden. Die Leute wuͤnſchten, daß ſie’s von Duͤnkirchen bekommen koͤnnten, aber es ſcheint, als wenn ſie von der Obrigkeit in Ulm nicht genug unter- ſtuͤtzt wuͤrden. Einige auſſerordentlich ſchoͤn geſchnitzte Stuͤcke habe ich in ihren Magazinen geſehen, die den Schwaben Ehre machen. Ihre Frauen machen die ſo- genannte Spittelarbeit. Das ſind Schachteln mit kleinen Schnizeln von allerhand gefaͤrbtem Papier beſetzt, wovon man immer eine in die andre ſetzen kan, und die bei Weinachtsgeſchenken den Kindern groſſe Freude ma- chen. Aber daran iſt noch weniger als an der Knochen- arbeit zu verdienen.
In Ulm ſahe ich bei Hrn. Rektor und Prof. Miller eine ſchoͤne Naturalienſammlung, die der liebenswuͤrdige Mann vor kurzem erſt angefangen hat, und bei ſeinem Unterrichte zum Beſten der jungen Leute anwendet. Ich fand da ſonderlich Kieſel aus der Iller, Donau, Blaw; in einem getrockneten Schwamme die Haͤlfte von einer weiſſen Kammmuſchel, auf welcher oben Tu- buli vermiculares ſitzen; Eichenholz, dergleichen an der Iller waͤchſt; die Rinde vom Gewuͤrznelkenbaum, (Caryophillus aromatica L.) die ungemein wohl riecht, und die ich ſelber nebſt vielen andern, durch die Guͤtigkeit des Hrn. Rektors beſitze. Apfelholz in ſei- ner reichen Holzſammlung, das halbgruͤn iſt; Marmor
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nichts dafuͤr. Seitdem aber das Gypſen der Felder auch
in dieſen Gegenden angefangen hat, haben die Arbeiter
auch dieſen kleinen Gewinn verloren, und werfen jetzt die
Spaͤne weg. Auch Roſenholz und Horn wird hier ver-
arbeitet. Elfenbein auch, aber nicht viel, es iſt fuͤr dieſe
Arbeit zu theuer; in Nuͤrnberg ſelber koſtet das Pfund
gutes Elfenbein 3. Gulden. Die Leute wuͤnſchten, daß
ſie’s von Duͤnkirchen bekommen koͤnnten, aber es ſcheint,
als wenn ſie von der Obrigkeit in Ulm nicht genug unter-
ſtuͤtzt wuͤrden. Einige auſſerordentlich ſchoͤn geſchnitzte
Stuͤcke habe ich in ihren Magazinen geſehen, die den
Schwaben Ehre machen. Ihre Frauen machen die ſo-
genannte Spittelarbeit. Das ſind Schachteln mit
kleinen Schnizeln von allerhand gefaͤrbtem Papier beſetzt,
wovon man immer eine in die andre ſetzen kan, und die
bei Weinachtsgeſchenken den Kindern groſſe Freude ma-
chen. Aber daran iſt noch weniger als an der Knochen-
arbeit zu verdienen.
In Ulm ſahe ich bei Hrn. Rektor und Prof. Miller
eine ſchoͤne Naturalienſammlung, die der liebenswuͤrdige
Mann vor kurzem erſt angefangen hat, und bei ſeinem
Unterrichte zum Beſten der jungen Leute anwendet. Ich
fand da ſonderlich Kieſel aus der Iller, Donau,
Blaw; in einem getrockneten Schwamme die Haͤlfte
von einer weiſſen Kammmuſchel, auf welcher oben Tu-
buli vermiculares ſitzen; Eichenholz, dergleichen an
der Iller waͤchſt; die Rinde vom Gewuͤrznelkenbaum,
(Caryophillus aromatica L.) die ungemein wohl
riecht, und die ich ſelber nebſt vielen andern, durch die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/50>, abgerufen am 21.11.2024.
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