kenntlicher Zeichnung; da sind die Europäischen schöner.
10) Ein geschliffener Rubin, der wie eine Asteria aus- sieht. -- Es thun es keine, als die so achteckigt sind.
Ich erhielt zum Andenken vom Hrn. Kanonikus, als er um 9. Uhr in den Chor mußte, von ihm Opale und Weltaugen in der Mutter etc. zum Geschenke.
Von da ging ich wieder auf die Kaiserliche Biblio- thek, und dann besuchte ich den
Hrn. Direktor Wolf an der Realschule. Man unterscheidet diese von der Normalschule, und nimmt kei- ne junge Leute, als die schon 15-16. etc. Jahr alt sind, auf, daher von der Religion gar nichts gelehrt wird, son- dern blos die zum Kaufmann, Künstler und Professioni- sten nöthigen Hülfskenntnisse. Es sind 2. Klassen; an jeder sind mehrere Lehrer, und 50-60. junge Leute in jeder: der Cursus währt 2. Jahr, die meisten kommen hernach zur Handlung nach Trieste etc. In der untern Klasse hat der Direktor keine eigene Lehrstunde, an der obern aber alle Tage Eine. Aus der untern wurde heute, auch hier, sehr über Versäumnisse von einem Lehrer ge- klagt, es wären kaum 6. da gewesen, als er kam. Hr. Wolf freute sich sehr, als ich ihm sagte, daß ich sei- nen Sohn in Halle gesprochen, und wünschte, daß er alle Klassen auf dem Waisenhause durchlaufen möchte, denn das sei die beste Schule in ganz Europa; er erkun- digte sich nach meinen Eltern und Brüdern, und meinte, er wäre schon lange todt, wenn er länger in dem ungesun- den Lörrach geblieben wäre. Er habe seinen Sohn jung verlangt, gewis nicht um ihn Katholisch zu machen,
"denn,
kenntlicher Zeichnung; da ſind die Europaͤiſchen ſchoͤner.
10) Ein geſchliffener Rubin, der wie eine Aſteria aus- ſieht. — Es thun es keine, als die ſo achteckigt ſind.
Ich erhielt zum Andenken vom Hrn. Kanonikus, als er um 9. Uhr in den Chor mußte, von ihm Opale und Weltaugen in der Mutter ꝛc. zum Geſchenke.
Von da ging ich wieder auf die Kaiſerliche Biblio- thek, und dann beſuchte ich den
Hrn. Direktor Wolf an der Realſchule. Man unterſcheidet dieſe von der Normalſchule, und nimmt kei- ne junge Leute, als die ſchon 15-16. ꝛc. Jahr alt ſind, auf, daher von der Religion gar nichts gelehrt wird, ſon- dern blos die zum Kaufmann, Kuͤnſtler und Profeſſioni- ſten noͤthigen Huͤlfskenntniſſe. Es ſind 2. Klaſſen; an jeder ſind mehrere Lehrer, und 50-60. junge Leute in jeder: der Curſus waͤhrt 2. Jahr, die meiſten kommen hernach zur Handlung nach Trieſte ꝛc. In der untern Klaſſe hat der Direktor keine eigene Lehrſtunde, an der obern aber alle Tage Eine. Aus der untern wurde heute, auch hier, ſehr uͤber Verſaͤumniſſe von einem Lehrer ge- klagt, es waͤren kaum 6. da geweſen, als er kam. Hr. Wolf freute ſich ſehr, als ich ihm ſagte, daß ich ſei- nen Sohn in Halle geſprochen, und wuͤnſchte, daß er alle Klaſſen auf dem Waiſenhauſe durchlaufen moͤchte, denn das ſei die beſte Schule in ganz Europa; er erkun- digte ſich nach meinen Eltern und Bruͤdern, und meinte, er waͤre ſchon lange todt, wenn er laͤnger in dem ungeſun- den Loͤrrach geblieben waͤre. Er habe ſeinen Sohn jung verlangt, gewis nicht um ihn Katholiſch zu machen,
„denn,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><divn="3"><list><item><pbfacs="#f0564"n="526"/>
kenntlicher Zeichnung; da ſind die <hirendition="#fr">Europaͤiſchen</hi><lb/>ſchoͤner.</item><lb/><item>10) Ein geſchliffener <hirendition="#fr">Rubin,</hi> der wie eine <hirendition="#aq">Aſteria</hi> aus-<lb/>ſieht. — Es thun es keine, als die ſo achteckigt ſind.</item></list><lb/><p>Ich erhielt zum Andenken vom Hrn. Kanonikus,<lb/>
als er um 9. Uhr in den Chor mußte, von ihm <hirendition="#fr">Opale</hi><lb/>
und <hirendition="#fr">Weltaugen</hi> in der Mutter ꝛc. zum Geſchenke.</p><lb/><p>Von da ging ich wieder auf die <hirendition="#fr">Kaiſerliche Biblio-<lb/>
thek,</hi> und dann beſuchte ich den</p><lb/><p>Hrn. Direktor <hirendition="#fr">Wolf</hi> an der <hirendition="#fr">Realſchule.</hi> Man<lb/>
unterſcheidet dieſe von der Normalſchule, und nimmt kei-<lb/>
ne junge Leute, als die ſchon 15-16. ꝛc. Jahr alt ſind,<lb/>
auf, daher von der Religion gar nichts gelehrt wird, ſon-<lb/>
dern blos die zum Kaufmann, Kuͤnſtler und Profeſſioni-<lb/>ſten noͤthigen Huͤlfskenntniſſe. Es ſind 2. Klaſſen; an<lb/>
jeder ſind mehrere Lehrer, und 50-60. junge Leute in jeder:<lb/>
der <hirendition="#aq">Curſus</hi> waͤhrt 2. Jahr, die meiſten kommen hernach<lb/>
zur Handlung nach <hirendition="#fr">Trieſte</hi>ꝛc. In der untern Klaſſe<lb/>
hat der Direktor keine eigene Lehrſtunde, an der obern<lb/>
aber alle Tage Eine. Aus der untern wurde heute,<lb/>
auch hier, ſehr uͤber Verſaͤumniſſe von einem Lehrer ge-<lb/>
klagt, es waͤren kaum 6. da geweſen, als er kam.<lb/>
Hr. <hirendition="#fr">Wolf</hi> freute ſich ſehr, als ich ihm ſagte, daß ich ſei-<lb/>
nen Sohn in <hirendition="#fr">Halle</hi> geſprochen, und wuͤnſchte, daß er<lb/>
alle Klaſſen auf dem Waiſenhauſe durchlaufen moͤchte,<lb/>
denn das ſei die beſte Schule in ganz <hirendition="#fr">Europa;</hi> er erkun-<lb/>
digte ſich nach meinen Eltern und Bruͤdern, und meinte,<lb/>
er waͤre ſchon lange todt, wenn er laͤnger in dem ungeſun-<lb/>
den <hirendition="#fr">Loͤrrach</hi> geblieben waͤre. Er habe ſeinen Sohn<lb/>
jung verlangt, gewis nicht um ihn Katholiſch zu machen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„denn,</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[526/0564]
kenntlicher Zeichnung; da ſind die Europaͤiſchen
ſchoͤner.
10) Ein geſchliffener Rubin, der wie eine Aſteria aus-
ſieht. — Es thun es keine, als die ſo achteckigt ſind.
Ich erhielt zum Andenken vom Hrn. Kanonikus,
als er um 9. Uhr in den Chor mußte, von ihm Opale
und Weltaugen in der Mutter ꝛc. zum Geſchenke.
Von da ging ich wieder auf die Kaiſerliche Biblio-
thek, und dann beſuchte ich den
Hrn. Direktor Wolf an der Realſchule. Man
unterſcheidet dieſe von der Normalſchule, und nimmt kei-
ne junge Leute, als die ſchon 15-16. ꝛc. Jahr alt ſind,
auf, daher von der Religion gar nichts gelehrt wird, ſon-
dern blos die zum Kaufmann, Kuͤnſtler und Profeſſioni-
ſten noͤthigen Huͤlfskenntniſſe. Es ſind 2. Klaſſen; an
jeder ſind mehrere Lehrer, und 50-60. junge Leute in jeder:
der Curſus waͤhrt 2. Jahr, die meiſten kommen hernach
zur Handlung nach Trieſte ꝛc. In der untern Klaſſe
hat der Direktor keine eigene Lehrſtunde, an der obern
aber alle Tage Eine. Aus der untern wurde heute,
auch hier, ſehr uͤber Verſaͤumniſſe von einem Lehrer ge-
klagt, es waͤren kaum 6. da geweſen, als er kam.
Hr. Wolf freute ſich ſehr, als ich ihm ſagte, daß ich ſei-
nen Sohn in Halle geſprochen, und wuͤnſchte, daß er
alle Klaſſen auf dem Waiſenhauſe durchlaufen moͤchte,
denn das ſei die beſte Schule in ganz Europa; er erkun-
digte ſich nach meinen Eltern und Bruͤdern, und meinte,
er waͤre ſchon lange todt, wenn er laͤnger in dem ungeſun-
den Loͤrrach geblieben waͤre. Er habe ſeinen Sohn
jung verlangt, gewis nicht um ihn Katholiſch zu machen,
„denn,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/564>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.