Die Landleute kaufen dieses vorzüglich. Die Kupfer- stücke werden also 3mahl mit Silber überlegt, und da die Blättchen allemahl 3fach genommen werden; so ist es also eine neunfache Versilberung. Am kalten Stück würden die Plättchen nicht haften ohne jene Rauhigkei- ten, am warmen bleiben sie gern kleben. Man hat auch ächt vergoldeten Drath, der nach der Mark bezahlt werden muß. Auch macht man hier die dünnen silber- nen Palletten oder kleine Plättchen, die an Hochzeit- und Todtensträuschen geklebt werden. Gar eine uner- wartet sonderbare Arbeit. Dazu wird der silberne, nicht gar dünne Drat erst kraus gesponnen, dann mit einer Scheere aufgeschnitten; nun sind es halbe Zirkel, von solchen wirft ein Kind etliche mit einander einem Arbei- ter zu, der vor einer eisernen Schlagmaschine sitzt, der hebt diese auf, läßt sie fallen, und so werden diese hal- ben Zirkel in ganze runde Plättchen geschlagen, die in der Mitte ein Loch haben.
Ich sah auch die falschen Tressen machen. Der Zet- teb ist ein schlechter gelber Zwirn, und zwischen diesen wird der Eintrag mit Cämentgoldfäden gemacht. Der Stuhl, das Schiffchen, die Schemmel, die Nadeln etc. sind wie bei einem ordinären Posamentirstuhl. Man nimmt auch statt des Zwirns Seide, und statt des gel- ben Draths ächte Goldfäden, wenn man ächte Bor- ten machen will.
Nur allein in der Gegend von Nürnberg soll noch eine ähnliche Fabrike seyn.
Den Nachmittag war ich in Hrn. von Jacquin's botanischen Garten. Alles stand noch im Gewächs- hause. Im Garten blühte nur Leontodon, Fritilla-
ria,
Die Landleute kaufen dieſes vorzuͤglich. Die Kupfer- ſtuͤcke werden alſo 3mahl mit Silber uͤberlegt, und da die Blaͤttchen allemahl 3fach genommen werden; ſo iſt es alſo eine neunfache Verſilberung. Am kalten Stuͤck wuͤrden die Plaͤttchen nicht haften ohne jene Rauhigkei- ten, am warmen bleiben ſie gern kleben. Man hat auch aͤcht vergoldeten Drath, der nach der Mark bezahlt werden muß. Auch macht man hier die duͤnnen ſilber- nen Palletten oder kleine Plaͤttchen, die an Hochzeit- und Todtenſtraͤuschen geklebt werden. Gar eine uner- wartet ſonderbare Arbeit. Dazu wird der ſilberne, nicht gar duͤnne Drat erſt kraus geſponnen, dann mit einer Scheere aufgeſchnitten; nun ſind es halbe Zirkel, von ſolchen wirft ein Kind etliche mit einander einem Arbei- ter zu, der vor einer eiſernen Schlagmaſchine ſitzt, der hebt dieſe auf, laͤßt ſie fallen, und ſo werden dieſe hal- ben Zirkel in ganze runde Plaͤttchen geſchlagen, die in der Mitte ein Loch haben.
Ich ſah auch die falſchen Treſſen machen. Der Zet- teb iſt ein ſchlechter gelber Zwirn, und zwiſchen dieſen wird der Eintrag mit Caͤmentgoldfaͤden gemacht. Der Stuhl, das Schiffchen, die Schemmel, die Nadeln ꝛc. ſind wie bei einem ordinaͤren Poſamentirſtuhl. Man nimmt auch ſtatt des Zwirns Seide, und ſtatt des gel- ben Draths aͤchte Goldfaͤden, wenn man aͤchte Bor- ten machen will.
Nur allein in der Gegend von Nuͤrnberg ſoll noch eine aͤhnliche Fabrike ſeyn.
Den Nachmittag war ich in Hrn. von Jacquin’s botaniſchen Garten. Alles ſtand noch im Gewaͤchs- hauſe. Im Garten bluͤhte nur Leontodon, Fritilla-
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Die Landleute kaufen dieſes vorzuͤglich. Die Kupfer-
ſtuͤcke werden alſo 3mahl mit Silber uͤberlegt, und da
die Blaͤttchen allemahl 3fach genommen werden; ſo iſt
es alſo eine neunfache Verſilberung. Am kalten Stuͤck
wuͤrden die Plaͤttchen nicht haften ohne jene Rauhigkei-
ten, am warmen bleiben ſie gern kleben. Man hat auch
aͤcht vergoldeten Drath, der nach der Mark bezahlt
werden muß. Auch macht man hier die duͤnnen ſilber-
nen Palletten oder kleine Plaͤttchen, die an Hochzeit-
und Todtenſtraͤuschen geklebt werden. Gar eine uner-
wartet ſonderbare Arbeit. Dazu wird der ſilberne, nicht
gar duͤnne Drat erſt kraus geſponnen, dann mit einer
Scheere aufgeſchnitten; nun ſind es halbe Zirkel, von
ſolchen wirft ein Kind etliche mit einander einem Arbei-
ter zu, der vor einer eiſernen Schlagmaſchine ſitzt, der
hebt dieſe auf, laͤßt ſie fallen, und ſo werden dieſe hal-
ben Zirkel in ganze runde Plaͤttchen geſchlagen, die in
der Mitte ein Loch haben.
Ich ſah auch die falſchen Treſſen machen. Der Zet-
teb iſt ein ſchlechter gelber Zwirn, und zwiſchen dieſen
wird der Eintrag mit Caͤmentgoldfaͤden gemacht. Der
Stuhl, das Schiffchen, die Schemmel, die Nadeln ꝛc.
ſind wie bei einem ordinaͤren Poſamentirſtuhl. Man
nimmt auch ſtatt des Zwirns Seide, und ſtatt des gel-
ben Draths aͤchte Goldfaͤden, wenn man aͤchte Bor-
ten machen will.
Nur allein in der Gegend von Nuͤrnberg ſoll noch
eine aͤhnliche Fabrike ſeyn.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/570>, abgerufen am 26.11.2024.
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