Passagiers auf der Diligence zahlen nichts, dagegen aber verfolgen die Bettler sie auch auf der Brücke. Weil die Donau östers austritt, so ist schon eine gute Strecke vor der Stadt die Strasse zu beiden Seiten mit Pfählen eingefaßt, unten ist Wiesengrund, Baumzucht, kleine Hütten, artige Spaziergänge etc. Die Post ist in der äussern Vorstadt, nachdem man durch die Stadt gekommen ist, und darneben hatte ich mein Logis in der Krone, wo grade die Tischler ihren jährlichen Tanz schon seit 3. Ta- gen hatten. Man tanzte bis Morgens um 6. Uhr.
Den 7ten Mai.
Mein erster Gang war heute in Hr. Löwens Buch- laden. Er ist hier Buchdrucker und Buchhändler, reist alle Jahre nach Leipzig, hat selber artige Kenntnisse, breitet am meisten gute Bücher in diesen Landen aus, steht unter keiner Censur, ist also weniger gebunden, als die in Wien und Oesterreich. Er hat Windischs Geographie und Historie gedruckt, auch jetzt ein Un- garisches Magazin angefangen, worin vaterländische Naturgeschichte, Historie, Alterthümer etc. vom Hrn. von Windisch gesammelt werden. Gegenwärtig wa- ren schon 6. Stücke davon heraus. Zuweilen sollen Ku- pferstiche darzu kommen. z. B. die Trappe, aber sie ist doch in einer unkenntlichen Stellung abgebildet. Nach ihm besuchte ich
Hrn. Hummel, einen Kaufmann, an den ich von Hrn. Wucherer aus Wien ein Empfehlungsschreiben hatte. Auch ein christlicher, gutmüthiger, ehrlicher Nürnberger. Er handelt mit kurzen Waaren. Der liebe Mann lies meine Sachen aus der Auberge holen,
ich
Paſſagiers auf der Diligence zahlen nichts, dagegen aber verfolgen die Bettler ſie auch auf der Bruͤcke. Weil die Donau oͤſters austritt, ſo iſt ſchon eine gute Strecke vor der Stadt die Straſſe zu beiden Seiten mit Pfaͤhlen eingefaßt, unten iſt Wieſengrund, Baumzucht, kleine Huͤtten, artige Spaziergaͤnge ꝛc. Die Poſt iſt in der aͤuſſern Vorſtadt, nachdem man durch die Stadt gekommen iſt, und darneben hatte ich mein Logis in der Krone, wo grade die Tiſchler ihren jaͤhrlichen Tanz ſchon ſeit 3. Ta- gen hatten. Man tanzte bis Morgens um 6. Uhr.
Den 7ten Mai.
Mein erſter Gang war heute in Hr. Loͤwens Buch- laden. Er iſt hier Buchdrucker und Buchhaͤndler, reiſt alle Jahre nach Leipzig, hat ſelber artige Kenntniſſe, breitet am meiſten gute Buͤcher in dieſen Landen aus, ſteht unter keiner Cenſur, iſt alſo weniger gebunden, als die in Wien und Oeſterreich. Er hat Windiſchs Geographie und Hiſtorie gedruckt, auch jetzt ein Un- gariſches Magazin angefangen, worin vaterlaͤndiſche Naturgeſchichte, Hiſtorie, Alterthuͤmer ꝛc. vom Hrn. von Windiſch geſammelt werden. Gegenwaͤrtig wa- ren ſchon 6. Stuͤcke davon heraus. Zuweilen ſollen Ku- pferſtiche darzu kommen. z. B. die Trappe, aber ſie iſt doch in einer unkenntlichen Stellung abgebildet. Nach ihm beſuchte ich
Hrn. Hummel, einen Kaufmann, an den ich von Hrn. Wucherer aus Wien ein Empfehlungsſchreiben hatte. Auch ein chriſtlicher, gutmuͤthiger, ehrlicher Nuͤrnberger. Er handelt mit kurzen Waaren. Der liebe Mann lies meine Sachen aus der Auberge holen,
ich
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Paſſagiers auf der Diligence zahlen nichts, dagegen aber
verfolgen die Bettler ſie auch auf der Bruͤcke. Weil die
Donau oͤſters austritt, ſo iſt ſchon eine gute Strecke vor der
Stadt die Straſſe zu beiden Seiten mit Pfaͤhlen eingefaßt,
unten iſt Wieſengrund, Baumzucht, kleine Huͤtten,
artige Spaziergaͤnge ꝛc. Die Poſt iſt in der aͤuſſern
Vorſtadt, nachdem man durch die Stadt gekommen iſt,
und darneben hatte ich mein Logis in der Krone, wo
grade die Tiſchler ihren jaͤhrlichen Tanz ſchon ſeit 3. Ta-
gen hatten. Man tanzte bis Morgens um 6. Uhr.
Den 7ten Mai.
Mein erſter Gang war heute in Hr. Loͤwens Buch-
laden. Er iſt hier Buchdrucker und Buchhaͤndler, reiſt
alle Jahre nach Leipzig, hat ſelber artige Kenntniſſe,
breitet am meiſten gute Buͤcher in dieſen Landen aus,
ſteht unter keiner Cenſur, iſt alſo weniger gebunden, als
die in Wien und Oeſterreich. Er hat Windiſchs
Geographie und Hiſtorie gedruckt, auch jetzt ein Un-
gariſches Magazin angefangen, worin vaterlaͤndiſche
Naturgeſchichte, Hiſtorie, Alterthuͤmer ꝛc. vom Hrn.
von Windiſch geſammelt werden. Gegenwaͤrtig wa-
ren ſchon 6. Stuͤcke davon heraus. Zuweilen ſollen Ku-
pferſtiche darzu kommen. z. B. die Trappe, aber ſie
iſt doch in einer unkenntlichen Stellung abgebildet. Nach
ihm beſuchte ich
Hrn. Hummel, einen Kaufmann, an den ich von
Hrn. Wucherer aus Wien ein Empfehlungsſchreiben
hatte. Auch ein chriſtlicher, gutmuͤthiger, ehrlicher
Nuͤrnberger. Er handelt mit kurzen Waaren. Der
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/593>, abgerufen am 28.11.2024.
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