darüber gelegt, über dieses noch ein anderes, nun treibt man mit einer Kurbel die Walze herum, sie läuft über die Kupferplatte hin, und dadurch wird sie abgedruckt. Die Gewalt ist so stet, und doch so stark, daß die Kupfer- platte sich von jedem Abdrucke zusammenbiegt. Man versicherte mir, daß man von einigen Kupferplatten wohl 200. Abdrücke machen kan. Doch kommt es hierin sehr auf den Stich, auf die Tiefen und Höhen an etc.
Ich besah auch das Magazin eines Silberarbeiters, und lies mir von ihm besonders zeigen, wie die Wellen- striche z. B. auf Stockknöpfen gemacht werden. Der Mann zeigte mir die Maschine dazu, und wie die Stri- che würklich entstehen. Allein das läßt sich besser sehen, als beschreiben. Die viele schöne Fayence, und das Por- zellän, das immer mehr Mode wird, hat dem Abgange der Silberarbeiten in Augspurg grossen Schaden ge- bracht.
Als ich diese Künstler verlies. besah ich das Rath- haus, und kam mit Vergnügen wieder herab. Schon die Aufschrift über dem grossen Eingange gefällt dem Frem- den: Publico consilio, publicae saluti. Das heist, -- wenn Sie nicht Latein verstehen, -- den öf- fentlichen Berathschlagungen, dem gemeinen Be- sten gewidmet. Aber das schönste ist die Kürze und Bündigkeit der römischen Sprache. Das vorzüglichste in diesem Hause ist der goldne Saal, der 110. Schuh lang, 58. Schuh breit, und 56. hoch ist, und keine Säu- le, kein Gewölbe, und doch 60. Fenster im 3ten Stock- werke hat. Das ganze Gebäude ist sechsstöckicht. In diesem Saale sind manche Kongresse, Römische Königs- wahlen, Reichstagskonvente gehalten worden. Ueber der
Hauptthüre
daruͤber gelegt, uͤber dieſes noch ein anderes, nun treibt man mit einer Kurbel die Walze herum, ſie laͤuft uͤber die Kupferplatte hin, und dadurch wird ſie abgedruckt. Die Gewalt iſt ſo ſtet, und doch ſo ſtark, daß die Kupfer- platte ſich von jedem Abdrucke zuſammenbiegt. Man verſicherte mir, daß man von einigen Kupferplatten wohl 200. Abdruͤcke machen kan. Doch kommt es hierin ſehr auf den Stich, auf die Tiefen und Hoͤhen an ꝛc.
Ich beſah auch das Magazin eines Silberarbeiters, und lies mir von ihm beſonders zeigen, wie die Wellen- ſtriche z. B. auf Stockknoͤpfen gemacht werden. Der Mann zeigte mir die Maſchine dazu, und wie die Stri- che wuͤrklich entſtehen. Allein das laͤßt ſich beſſer ſehen, als beſchreiben. Die viele ſchoͤne Fayence, und das Por- zellaͤn, das immer mehr Mode wird, hat dem Abgange der Silberarbeiten in Augſpurg groſſen Schaden ge- bracht.
Als ich dieſe Kuͤnſtler verlies. beſah ich das Rath- haus, und kam mit Vergnuͤgen wieder herab. Schon die Aufſchrift uͤber dem groſſen Eingange gefaͤllt dem Frem- den: Publico conſilio, publicae ſaluti. Das heiſt, — wenn Sie nicht Latein verſtehen, — den oͤf- fentlichen Berathſchlagungen, dem gemeinen Be- ſten gewidmet. Aber das ſchoͤnſte iſt die Kuͤrze und Buͤndigkeit der roͤmiſchen Sprache. Das vorzuͤglichſte in dieſem Hauſe iſt der goldne Saal, der 110. Schuh lang, 58. Schuh breit, und 56. hoch iſt, und keine Saͤu- le, kein Gewoͤlbe, und doch 60. Fenſter im 3ten Stock- werke hat. Das ganze Gebaͤude iſt ſechsſtoͤckicht. In dieſem Saale ſind manche Kongreſſe, Roͤmiſche Koͤnigs- wahlen, Reichstagskonvente gehalten worden. Ueber der
Hauptthuͤre
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daruͤber gelegt, uͤber dieſes noch ein anderes, nun treibt
man mit einer Kurbel die Walze herum, ſie laͤuft uͤber
die Kupferplatte hin, und dadurch wird ſie abgedruckt.
Die Gewalt iſt ſo ſtet, und doch ſo ſtark, daß die Kupfer-
platte ſich von jedem Abdrucke zuſammenbiegt. Man
verſicherte mir, daß man von einigen Kupferplatten wohl
200. Abdruͤcke machen kan. Doch kommt es hierin ſehr
auf den Stich, auf die Tiefen und Hoͤhen an ꝛc.
Ich beſah auch das Magazin eines Silberarbeiters,
und lies mir von ihm beſonders zeigen, wie die Wellen-
ſtriche z. B. auf Stockknoͤpfen gemacht werden. Der
Mann zeigte mir die Maſchine dazu, und wie die Stri-
che wuͤrklich entſtehen. Allein das laͤßt ſich beſſer ſehen,
als beſchreiben. Die viele ſchoͤne Fayence, und das Por-
zellaͤn, das immer mehr Mode wird, hat dem Abgange
der Silberarbeiten in Augſpurg groſſen Schaden ge-
bracht.
Als ich dieſe Kuͤnſtler verlies. beſah ich das Rath-
haus, und kam mit Vergnuͤgen wieder herab. Schon
die Aufſchrift uͤber dem groſſen Eingange gefaͤllt dem Frem-
den: Publico conſilio, publicae ſaluti. Das
heiſt, — wenn Sie nicht Latein verſtehen, — den oͤf-
fentlichen Berathſchlagungen, dem gemeinen Be-
ſten gewidmet. Aber das ſchoͤnſte iſt die Kuͤrze und
Buͤndigkeit der roͤmiſchen Sprache. Das vorzuͤglichſte
in dieſem Hauſe iſt der goldne Saal, der 110. Schuh
lang, 58. Schuh breit, und 56. hoch iſt, und keine Saͤu-
le, kein Gewoͤlbe, und doch 60. Fenſter im 3ten Stock-
werke hat. Das ganze Gebaͤude iſt ſechsſtoͤckicht. In
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/66>, abgerufen am 21.11.2024.
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