Vermischte Bemerkungen auf zwei Reisen durch Nieder-Sachsen; in den Jahren 1774. und 1775.
Reise von Göttingen nach Hannover;
im Herbste 1774.
Auf der einen Seite liegen Berge und Thäler, auf der andern aber viele fruchtbare Ebnen, Wiesen und dergl. Man sieht da wenig schöne und gerade Stäm- me, die Wälder liegen aber auf der andern Seite, und sind beträchtlich, Nordheim z. B. hat viel Wald. Durch das Land laufen viele steinichte Striche, und viele Tiefen von Morast. Daher sind auch die besten Stras- sen immer holpricht, wie im Würtembergischen. Auf den Bauerhöfen sieht man wenig Ochsen, sie haben aber viele gute, grosse, starke, und meistens schwarze Pfer- de. Kummte sind hier nicht üblich, die Pferde ziehen an der Brust, und über den Hals geht blos ein Riemen. Tobak wird im Lande viel gebaut, und mit Vortheil. Man reihet die Blätter, wie im Elsaß, auf Fäden, und hängt sie an die Erde, an die Hecken, an die Häu-
ser,
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Vermiſchte Bemerkungen auf zwei Reiſen durch Nieder-Sachſen; in den Jahren 1774. und 1775.
Reiſe von Goͤttingen nach Hannover;
im Herbſte 1774.
Auf der einen Seite liegen Berge und Thaͤler, auf der andern aber viele fruchtbare Ebnen, Wieſen und dergl. Man ſieht da wenig ſchoͤne und gerade Staͤm- me, die Waͤlder liegen aber auf der andern Seite, und ſind betraͤchtlich, Nordheim z. B. hat viel Wald. Durch das Land laufen viele ſteinichte Striche, und viele Tiefen von Moraſt. Daher ſind auch die beſten Straſ- ſen immer holpricht, wie im Wuͤrtembergiſchen. Auf den Bauerhoͤfen ſieht man wenig Ochſen, ſie haben aber viele gute, groſſe, ſtarke, und meiſtens ſchwarze Pfer- de. Kummte ſind hier nicht uͤblich, die Pferde ziehen an der Bruſt, und uͤber den Hals geht blos ein Riemen. Tobak wird im Lande viel gebaut, und mit Vortheil. Man reihet die Blaͤtter, wie im Elſaß, auf Faͤden, und haͤngt ſie an die Erde, an die Hecken, an die Haͤu-
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[[643]/0681]
Vermiſchte
Bemerkungen
auf zwei Reiſen
durch
Nieder-Sachſen;
in den Jahren 1774. und 1775.
Reiſe von Goͤttingen nach Hannover;
im Herbſte 1774.
Auf der einen Seite liegen Berge und Thaͤler, auf
der andern aber viele fruchtbare Ebnen, Wieſen
und dergl. Man ſieht da wenig ſchoͤne und gerade Staͤm-
me, die Waͤlder liegen aber auf der andern Seite, und
ſind betraͤchtlich, Nordheim z. B. hat viel Wald.
Durch das Land laufen viele ſteinichte Striche, und viele
Tiefen von Moraſt. Daher ſind auch die beſten Straſ-
ſen immer holpricht, wie im Wuͤrtembergiſchen. Auf
den Bauerhoͤfen ſieht man wenig Ochſen, ſie haben aber
viele gute, groſſe, ſtarke, und meiſtens ſchwarze Pfer-
de. Kummte ſind hier nicht uͤblich, die Pferde ziehen an
der Bruſt, und uͤber den Hals geht blos ein Riemen.
Tobak wird im Lande viel gebaut, und mit Vortheil.
Man reihet die Blaͤtter, wie im Elſaß, auf Faͤden,
und haͤngt ſie an die Erde, an die Hecken, an die Haͤu-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. [643]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/681>, abgerufen am 26.11.2024.
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