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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Celle. Eine mittelmässig grosse Stadt, mit Wall
und Graben. Sie hat gutes Pflaster, breite Strafsen,
französische Gärten, ein schönes Schloß auf einer Anhö-
he, ein Regiment zur Besatzung etc. Die Aller läuft
an der Stadt vorbei, und hat vor dem Thore einen ge-
waltigen Fall. Die Celler Honigkuchen werden von
vielen gekauft.

Harburg. Die letzte hannöverische Stadt dies-
seits der Elbe. Sie hat meist steinerne Häuser von
gebrannten rothen Steinen. Die Hauptstrasse ist schön,
gerade, lang, breit, wohl gepflastert, und stößt ans
Wasser. Man ißt hier schon Seefische, z. B. kleine
Sturen gebraten und gesotten, die aber voll Gräten sind.
Das Fleisch dieser Fische ist sehr wels und etwas hart.
Die Leute setzen zerlassene Butter darzu auf, in die man
die Fische tunkt, nachdem man sie vorher mit Pfeffer be-
streut hat. Schweizerkäse findet man hier überall. Die
Butter ist ungesalzen und sehr gelb. Die Franzweine
sind hier wohlfeil.

Die Ueberfahrt von hier nach Hamburg über die
Elbe geschieht in einem Ever. Wahrscheinlich ist die-
ses Wort von hinüber oder hohleber entstanden. Es
ist ein plattes Boot, das keinen Kiel, aber einen Mast
mit einem Segel hat. Mit gutem Winde kan man in
einer Stunde übersetzen. Man weis aber, daß man
wohl 2, 3, ja bis 7. Stunden damit zugebracht hat *).

Erst
*) Man hat Fälle, daß Ever umgeschlagen sind, aber
daß Leute ertrunken wären, weis man schon lange
nicht mehr. Am Umschmeissen ist oft der Brantewein
im Kopfe der Schiffer Schuld.

Celle. Eine mittelmaͤſſig groſſe Stadt, mit Wall
und Graben. Sie hat gutes Pflaſter, breite Strafſen,
franzoͤſiſche Gaͤrten, ein ſchoͤnes Schloß auf einer Anhoͤ-
he, ein Regiment zur Beſatzung ꝛc. Die Aller laͤuft
an der Stadt vorbei, und hat vor dem Thore einen ge-
waltigen Fall. Die Celler Honigkuchen werden von
vielen gekauft.

Harburg. Die letzte hannoͤveriſche Stadt dieſ-
ſeits der Elbe. Sie hat meiſt ſteinerne Haͤuſer von
gebrannten rothen Steinen. Die Hauptſtraſſe iſt ſchoͤn,
gerade, lang, breit, wohl gepflaſtert, und ſtoͤßt ans
Waſſer. Man ißt hier ſchon Seefiſche, z. B. kleine
Sturen gebraten und geſotten, die aber voll Graͤten ſind.
Das Fleiſch dieſer Fiſche iſt ſehr wels und etwas hart.
Die Leute ſetzen zerlaſſene Butter darzu auf, in die man
die Fiſche tunkt, nachdem man ſie vorher mit Pfeffer be-
ſtreut hat. Schweizerkaͤſe findet man hier uͤberall. Die
Butter iſt ungeſalzen und ſehr gelb. Die Franzweine
ſind hier wohlfeil.

Die Ueberfahrt von hier nach Hamburg uͤber die
Elbe geſchieht in einem Ever. Wahrſcheinlich iſt die-
ſes Wort von hinuͤber oder hohleber entſtanden. Es
iſt ein plattes Boot, das keinen Kiel, aber einen Maſt
mit einem Segel hat. Mit gutem Winde kan man in
einer Stunde uͤberſetzen. Man weis aber, daß man
wohl 2, 3, ja bis 7. Stunden damit zugebracht hat *).

Erſt
*) Man hat Faͤlle, daß Ever umgeſchlagen ſind, aber
daß Leute ertrunken waͤren, weis man ſchon lange
nicht mehr. Am Umſchmeiſſen iſt oft der Brantewein
im Kopfe der Schiffer Schuld.
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[654/0692] Celle. Eine mittelmaͤſſig groſſe Stadt, mit Wall und Graben. Sie hat gutes Pflaſter, breite Strafſen, franzoͤſiſche Gaͤrten, ein ſchoͤnes Schloß auf einer Anhoͤ- he, ein Regiment zur Beſatzung ꝛc. Die Aller laͤuft an der Stadt vorbei, und hat vor dem Thore einen ge- waltigen Fall. Die Celler Honigkuchen werden von vielen gekauft. Harburg. Die letzte hannoͤveriſche Stadt dieſ- ſeits der Elbe. Sie hat meiſt ſteinerne Haͤuſer von gebrannten rothen Steinen. Die Hauptſtraſſe iſt ſchoͤn, gerade, lang, breit, wohl gepflaſtert, und ſtoͤßt ans Waſſer. Man ißt hier ſchon Seefiſche, z. B. kleine Sturen gebraten und geſotten, die aber voll Graͤten ſind. Das Fleiſch dieſer Fiſche iſt ſehr wels und etwas hart. Die Leute ſetzen zerlaſſene Butter darzu auf, in die man die Fiſche tunkt, nachdem man ſie vorher mit Pfeffer be- ſtreut hat. Schweizerkaͤſe findet man hier uͤberall. Die Butter iſt ungeſalzen und ſehr gelb. Die Franzweine ſind hier wohlfeil. Die Ueberfahrt von hier nach Hamburg uͤber die Elbe geſchieht in einem Ever. Wahrſcheinlich iſt die- ſes Wort von hinuͤber oder hohleber entſtanden. Es iſt ein plattes Boot, das keinen Kiel, aber einen Maſt mit einem Segel hat. Mit gutem Winde kan man in einer Stunde uͤberſetzen. Man weis aber, daß man wohl 2, 3, ja bis 7. Stunden damit zugebracht hat *). Erſt *) Man hat Faͤlle, daß Ever umgeſchlagen ſind, aber daß Leute ertrunken waͤren, weis man ſchon lange nicht mehr. Am Umſchmeiſſen iſt oft der Brantewein im Kopfe der Schiffer Schuld.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/692>, abgerufen am 25.11.2024.