die aber nicht als Erz genützt werden können. Man kan nicht überall im Stollen aufrecht stehen! Die Arbeiter haben Lampen von Rebsöl, und an diesen Lampen, die sie Tiegel nennen, wissen sie in der Tiefe die Zeit. Ei- ne brennt gemeiniglich einen halben Tag. Jede Woche braucht der Mann ein Pfund Oel, auch wohl mehr. Von ungesunden Dünsten sagten mir die Arbeiter nichts, doch können nicht alle das Arbeiten in den Gruben aus- halten. Aus diesen Gruben wird das Stuferz nach Kö- nigsbrunn, oder zu den Brenzthaler Werken, die hier, in Heidesheim, und in Belberg sind, auf der Achse geführt, und dort verschmolzen. Die Brenz ist dort nicht sehr gros, und treibt doch gleichwohl 2. Oefen, und 6. Hammer. In einem Ofen können wohl 200. Zentner auf einmahl geschmolzen werden. Der Stein, womit sie's in Fluß bringen, ist ein gemeiner Kalkstein, der dort gegraben wird. Mit Holzkohlen, welche die einfältigen Leute Steinkohlen nennen, wird gefeuert. Daher kaufen viele Leute den umliegenden Herrschaften das Holz ab, und verkohlen es im Walde. Man giest hier Masseln, Platten, Kugeln, Oefen, viel kleines Küchengeschirr etc. der Zentner vom gegossenen Eisen, z. B. an Oefen, kostet 20. Gulden. Die Herzogliche Kam- mer verpachtet das ganze Werk an einen Faktor. Der Absatz ist gros, und die Waaren sind unstreitig schön. Ausserhalb Deutschland gehen sehr viele Oefen nach Holland etc. Sie wissen ihnen allerlei Facons zu ge- ben, und schöne Farben aufzutragen, setzen sie wieder ins Feuer, und lassen diese verglasen. Auch hier macht man aus den Farbenmischungen ein Geheimnis, die Ma- terialien dazu sind die gewöhnlichen aus dem Mineral-
reich.
die aber nicht als Erz genuͤtzt werden koͤnnen. Man kan nicht uͤberall im Stollen aufrecht ſtehen! Die Arbeiter haben Lampen von Rebsoͤl, und an dieſen Lampen, die ſie Tiegel nennen, wiſſen ſie in der Tiefe die Zeit. Ei- ne brennt gemeiniglich einen halben Tag. Jede Woche braucht der Mann ein Pfund Oel, auch wohl mehr. Von ungeſunden Duͤnſten ſagten mir die Arbeiter nichts, doch koͤnnen nicht alle das Arbeiten in den Gruben aus- halten. Aus dieſen Gruben wird das Stuferz nach Koͤ- nigsbrunn, oder zu den Brenzthaler Werken, die hier, in Heidesheim, und in Belberg ſind, auf der Achſe gefuͤhrt, und dort verſchmolzen. Die Brenz iſt dort nicht ſehr gros, und treibt doch gleichwohl 2. Oefen, und 6. Hammer. In einem Ofen koͤnnen wohl 200. Zentner auf einmahl geſchmolzen werden. Der Stein, womit ſie’s in Fluß bringen, iſt ein gemeiner Kalkſtein, der dort gegraben wird. Mit Holzkohlen, welche die einfaͤltigen Leute Steinkohlen nennen, wird gefeuert. Daher kaufen viele Leute den umliegenden Herrſchaften das Holz ab, und verkohlen es im Walde. Man gieſt hier Maſſeln, Platten, Kugeln, Oefen, viel kleines Kuͤchengeſchirr ꝛc. der Zentner vom gegoſſenen Eiſen, z. B. an Oefen, koſtet 20. Gulden. Die Herzogliche Kam- mer verpachtet das ganze Werk an einen Faktor. Der Abſatz iſt gros, und die Waaren ſind unſtreitig ſchoͤn. Auſſerhalb Deutſchland gehen ſehr viele Oefen nach Holland ꝛc. Sie wiſſen ihnen allerlei Façons zu ge- ben, und ſchoͤne Farben aufzutragen, ſetzen ſie wieder ins Feuer, und laſſen dieſe verglaſen. Auch hier macht man aus den Farbenmiſchungen ein Geheimnis, die Ma- terialien dazu ſind die gewoͤhnlichen aus dem Mineral-
reich.
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die aber nicht als Erz genuͤtzt werden koͤnnen. Man kan
nicht uͤberall im Stollen aufrecht ſtehen! Die Arbeiter
haben Lampen von Rebsoͤl, und an dieſen Lampen, die
ſie Tiegel nennen, wiſſen ſie in der Tiefe die Zeit. Ei-
ne brennt gemeiniglich einen halben Tag. Jede Woche
braucht der Mann ein Pfund Oel, auch wohl mehr.
Von ungeſunden Duͤnſten ſagten mir die Arbeiter nichts,
doch koͤnnen nicht alle das Arbeiten in den Gruben aus-
halten. Aus dieſen Gruben wird das Stuferz nach Koͤ-
nigsbrunn, oder zu den Brenzthaler Werken, die hier,
in Heidesheim, und in Belberg ſind, auf der Achſe
gefuͤhrt, und dort verſchmolzen. Die Brenz iſt dort
nicht ſehr gros, und treibt doch gleichwohl 2. Oefen,
und 6. Hammer. In einem Ofen koͤnnen wohl 200.
Zentner auf einmahl geſchmolzen werden. Der Stein,
womit ſie’s in Fluß bringen, iſt ein gemeiner Kalkſtein,
der dort gegraben wird. Mit Holzkohlen, welche die
einfaͤltigen Leute Steinkohlen nennen, wird gefeuert.
Daher kaufen viele Leute den umliegenden Herrſchaften
das Holz ab, und verkohlen es im Walde. Man gieſt
hier Maſſeln, Platten, Kugeln, Oefen, viel kleines
Kuͤchengeſchirr ꝛc. der Zentner vom gegoſſenen Eiſen, z.
B. an Oefen, koſtet 20. Gulden. Die Herzogliche Kam-
mer verpachtet das ganze Werk an einen Faktor. Der
Abſatz iſt gros, und die Waaren ſind unſtreitig ſchoͤn.
Auſſerhalb Deutſchland gehen ſehr viele Oefen nach
Holland ꝛc. Sie wiſſen ihnen allerlei Façons zu ge-
ben, und ſchoͤne Farben aufzutragen, ſetzen ſie wieder ins
Feuer, und laſſen dieſe verglaſen. Auch hier macht
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/94>, abgerufen am 21.11.2024.
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