Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Frömmigkeit des Erlösers. dann gewiß, daß wir keinen leeren Glauben, keine ver-gebliche Hoffnung, keine ungewisse Erwartungen, keine falsche Vorschriften haben. Unser Freund und Erlöser ist die Quelle der Wahrheit, der Urheber und Stifter al- ler Religion, der Geber aller Glückseligkeit, der, der unser ewiges Schicksal in seinen Händen hat. Wir se- hen freylich auf Erden viel Angreifendes vor uns. Jm Menschenleben ist so viel Tand und Eitelkeit. Oft sol- len wir das hergeben, worauf wir unsre ganze Ruhe, und unsre süßeste Hoffnung setzen. Oft ist unser eigenes Herz die Quelle von so vielem Kummer und Verdruß. Die Guten und Stillen verweinen im Verborgenen manche Noth. Der Freund der Welt wird groß, mächtig, tro- tzig, und versagt sich keinen Wunsch, indessen wendet man oft dem Weisen den Rücken zu, und der Undank- bare schlägt die Zierden der Menschheit ins Angesicht. Aber die Frommen trösten sich unter einander: der Herr merket und sieht es. (Maleachi 3, 16.) Ueber uns allen ist Gott, im Himmel ist ein Richter, der jeden hört, zu dem es nie schwer ist den Zugang zu fin- den, der nicht andre leiden läßt, wenn er einen glücklich machen will, der nicht gewonnen, nicht durch Schmei- cheleyen und Spiele verleitet werden kann, die selbstsüch- tigen Absichten andrer zu erfüllen, und gegen die fließen- den Thränen wirklich guter Menschen fühllos zu seyn. Lassen wir nur der Welt den Namen, und geben dem Himmel unsern Geist zurück. Es ist doch alles nur Staub, was über den Staub gesäet wird. Wir ver- stehen oft die Haushaltung Gottes nicht. Wir wissen nicht, warum er diesen so, und jenen anders führt. Je- der, der auf sich selbst Acht giebt, wird in seiner Ge- schichte
Frömmigkeit des Erlöſers. dann gewiß, daß wir keinen leeren Glauben, keine ver-gebliche Hoffnung, keine ungewiſſe Erwartungen, keine falſche Vorſchriften haben. Unſer Freund und Erlöſer iſt die Quelle der Wahrheit, der Urheber und Stifter al- ler Religion, der Geber aller Glückſeligkeit, der, der unſer ewiges Schickſal in ſeinen Händen hat. Wir ſe- hen freylich auf Erden viel Angreifendes vor uns. Jm Menſchenleben iſt ſo viel Tand und Eitelkeit. Oft ſol- len wir das hergeben, worauf wir unſre ganze Ruhe, und unſre ſüßeſte Hoffnung ſetzen. Oft iſt unſer eigenes Herz die Quelle von ſo vielem Kummer und Verdruß. Die Guten und Stillen verweinen im Verborgenen manche Noth. Der Freund der Welt wird groß, mächtig, tro- tzig, und verſagt ſich keinen Wunſch, indeſſen wendet man oft dem Weiſen den Rücken zu, und der Undank- bare ſchlägt die Zierden der Menſchheit ins Angeſicht. Aber die Frommen tröſten ſich unter einander: der Herr merket und ſieht es. (Maleachi 3, 16.) Ueber uns allen iſt Gott, im Himmel iſt ein Richter, der jeden hört, zu dem es nie ſchwer iſt den Zugang zu fin- den, der nicht andre leiden läßt, wenn er einen glücklich machen will, der nicht gewonnen, nicht durch Schmei- cheleyen und Spiele verleitet werden kann, die ſelbſtſüch- tigen Abſichten andrer zu erfüllen, und gegen die fließen- den Thränen wirklich guter Menſchen fühllos zu ſeyn. Laſſen wir nur der Welt den Namen, und geben dem Himmel unſern Geiſt zurück. Es iſt doch alles nur Staub, was über den Staub geſäet wird. Wir ver- ſtehen oft die Haushaltung Gottes nicht. Wir wiſſen nicht, warum er dieſen ſo, und jenen anders führt. Je- der, der auf ſich ſelbſt Acht giebt, wird in ſeiner Ge- ſchichte
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Frömmigkeit des Erlöſers.
dann gewiß, daß wir keinen leeren Glauben, keine ver-
gebliche Hoffnung, keine ungewiſſe Erwartungen, keine
falſche Vorſchriften haben. Unſer Freund und Erlöſer
iſt die Quelle der Wahrheit, der Urheber und Stifter al-
ler Religion, der Geber aller Glückſeligkeit, der, der
unſer ewiges Schickſal in ſeinen Händen hat. Wir ſe-
hen freylich auf Erden viel Angreifendes vor uns. Jm
Menſchenleben iſt ſo viel Tand und Eitelkeit. Oft ſol-
len wir das hergeben, worauf wir unſre ganze Ruhe, und
unſre ſüßeſte Hoffnung ſetzen. Oft iſt unſer eigenes Herz
die Quelle von ſo vielem Kummer und Verdruß. Die
Guten und Stillen verweinen im Verborgenen manche
Noth. Der Freund der Welt wird groß, mächtig, tro-
tzig, und verſagt ſich keinen Wunſch, indeſſen wendet
man oft dem Weiſen den Rücken zu, und der Undank-
bare ſchlägt die Zierden der Menſchheit ins Angeſicht.
Aber die Frommen tröſten ſich unter einander:
der Herr merket und ſieht es. (Maleachi 3, 16.)
Ueber uns allen iſt Gott, im Himmel iſt ein Richter, der
jeden hört, zu dem es nie ſchwer iſt den Zugang zu fin-
den, der nicht andre leiden läßt, wenn er einen glücklich
machen will, der nicht gewonnen, nicht durch Schmei-
cheleyen und Spiele verleitet werden kann, die ſelbſtſüch-
tigen Abſichten andrer zu erfüllen, und gegen die fließen-
den Thränen wirklich guter Menſchen fühllos zu ſeyn.
Laſſen wir nur der Welt den Namen, und geben dem
Himmel unſern Geiſt zurück. Es iſt doch alles nur
Staub, was über den Staub geſäet wird. Wir ver-
ſtehen oft die Haushaltung Gottes nicht. Wir wiſſen
nicht, warum er dieſen ſo, und jenen anders führt. Je-
der, der auf ſich ſelbſt Acht giebt, wird in ſeiner Ge-
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