Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Unterredungen mit Gott.
um Bewahrung bey deiner herrlichen Religion, um Er-
haltung und Stärkung meiner guten Grundsätze, um
meine Vorbereitung auf Welt und Ewigkeit, auf Leben
und Tod, um selige Heimholung zu dir.

Wenn mich die Knechtschaft der Welt frühe an ein
eisernes Joch schmiedet, und Undank und Nichtachtung
mein bittres Loos wird, so sprich zu der gramvollen Seele:
Wirf dein Vertrauen auf Gott nicht weg, es hat eine
große Belohnung.

Behüte mich vor der Spielsucht, vor windigen Pla-
nen, auf unrechte Art Geld zu gewinnen, und vor der ge-
fährlichen Versuchung nach Reichthum.

Wenn alle Menschen immer gegen einander ringen,
so lehre mich, weise und gut werden, und nur deinen Bey-
fall hoch schätzen.

Du wirst das Auge, das sich müde geweint hat, ab-
trocknen; du wirst das graue Haupt, das zum Aschen-
krug herabsinkt, einst erheben, und mit der Krone der
Tugend zieren.

Für die Verherrlichung deiner Kirche, für den Sieg
der Wahrheit, für die Bekehrung der Ungläubigen, für
die Erleuchtung der Bösen, für die Ruhe Europens, für
den goldenen Frieden in Teutschland, für das Glück der
Menschenwelt flehe ich dich an, Quelle aller guten und
vollkommnen Gaben!

Daß doch Gottseligkeit, Gewissenhaftigkeit, Emsig-
keit, Sittsamkeit und Häuslichkeit nicht ganz untergehe
unter uns! Daß statt der Verzärtelung, statt der gekün-
stelten Empfindsamkeit, statt der Ueberverfeinerung, statt
der unbescheidenen Prachtliebe, wahre Religion, redliche

Tugend-

Unterredungen mit Gott.
um Bewahrung bey deiner herrlichen Religion, um Er-
haltung und Stärkung meiner guten Grundſätze, um
meine Vorbereitung auf Welt und Ewigkeit, auf Leben
und Tod, um ſelige Heimholung zu dir.

Wenn mich die Knechtſchaft der Welt frühe an ein
eiſernes Joch ſchmiedet, und Undank und Nichtachtung
mein bittres Loos wird, ſo ſprich zu der gramvollen Seele:
Wirf dein Vertrauen auf Gott nicht weg, es hat eine
große Belohnung.

Behüte mich vor der Spielſucht, vor windigen Pla-
nen, auf unrechte Art Geld zu gewinnen, und vor der ge-
fährlichen Verſuchung nach Reichthum.

Wenn alle Menſchen immer gegen einander ringen,
ſo lehre mich, weiſe und gut werden, und nur deinen Bey-
fall hoch ſchätzen.

Du wirſt das Auge, das ſich müde geweint hat, ab-
trocknen; du wirſt das graue Haupt, das zum Aſchen-
krug herabſinkt, einſt erheben, und mit der Krone der
Tugend zieren.

Für die Verherrlichung deiner Kirche, für den Sieg
der Wahrheit, für die Bekehrung der Ungläubigen, für
die Erleuchtung der Böſen, für die Ruhe Europens, für
den goldenen Frieden in Teutſchland, für das Glück der
Menſchenwelt flehe ich dich an, Quelle aller guten und
vollkommnen Gaben!

Daß doch Gottſeligkeit, Gewiſſenhaftigkeit, Emſig-
keit, Sittſamkeit und Häuslichkeit nicht ganz untergehe
unter uns! Daß ſtatt der Verzärtelung, ſtatt der gekün-
ſtelten Empfindſamkeit, ſtatt der Ueberverfeinerung, ſtatt
der unbeſcheidenen Prachtliebe, wahre Religion, redliche

Tugend-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="15"/><fw place="top" type="header">Unterredungen mit Gott.</fw><lb/>
um Bewahrung bey deiner herrlichen Religion, um Er-<lb/>
haltung und Stärkung meiner guten Grund&#x017F;ätze, um<lb/>
meine Vorbereitung auf Welt und Ewigkeit, auf Leben<lb/>
und Tod, um &#x017F;elige Heimholung zu dir.</p><lb/>
        <p>Wenn mich die Knecht&#x017F;chaft der Welt frühe an ein<lb/>
ei&#x017F;ernes Joch &#x017F;chmiedet, und Undank und Nichtachtung<lb/>
mein bittres Loos wird, &#x017F;o &#x017F;prich zu der gramvollen Seele:<lb/>
Wirf dein Vertrauen auf Gott nicht weg, es hat eine<lb/>
große Belohnung.</p><lb/>
        <p>Behüte mich vor der Spiel&#x017F;ucht, vor windigen Pla-<lb/>
nen, auf unrechte Art Geld zu gewinnen, und vor der ge-<lb/>
fährlichen Ver&#x017F;uchung nach Reichthum.</p><lb/>
        <p>Wenn alle Men&#x017F;chen immer gegen einander ringen,<lb/>
&#x017F;o lehre mich, wei&#x017F;e und gut werden, und nur deinen Bey-<lb/>
fall hoch &#x017F;chätzen.</p><lb/>
        <p>Du wir&#x017F;t das Auge, das &#x017F;ich müde geweint hat, ab-<lb/>
trocknen; du wir&#x017F;t das graue Haupt, das zum A&#x017F;chen-<lb/>
krug herab&#x017F;inkt, ein&#x017F;t erheben, und mit der Krone der<lb/>
Tugend zieren.</p><lb/>
        <p>Für die Verherrlichung deiner Kirche, für den Sieg<lb/>
der Wahrheit, für die Bekehrung der Ungläubigen, für<lb/>
die Erleuchtung der Bö&#x017F;en, für die Ruhe Europens, für<lb/>
den goldenen Frieden in Teut&#x017F;chland, für das Glück der<lb/>
Men&#x017F;chenwelt flehe ich dich an, Quelle aller guten und<lb/>
vollkommnen Gaben!</p><lb/>
        <p>Daß doch Gott&#x017F;eligkeit, Gewi&#x017F;&#x017F;enhaftigkeit, Em&#x017F;ig-<lb/>
keit, Sitt&#x017F;amkeit und Häuslichkeit nicht ganz untergehe<lb/>
unter uns! Daß &#x017F;tatt der Verzärtelung, &#x017F;tatt der gekün-<lb/>
&#x017F;telten Empfind&#x017F;amkeit, &#x017F;tatt der Ueberverfeinerung, &#x017F;tatt<lb/>
der unbe&#x017F;cheidenen Prachtliebe, wahre Religion, redliche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Tugend-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0021] Unterredungen mit Gott. um Bewahrung bey deiner herrlichen Religion, um Er- haltung und Stärkung meiner guten Grundſätze, um meine Vorbereitung auf Welt und Ewigkeit, auf Leben und Tod, um ſelige Heimholung zu dir. Wenn mich die Knechtſchaft der Welt frühe an ein eiſernes Joch ſchmiedet, und Undank und Nichtachtung mein bittres Loos wird, ſo ſprich zu der gramvollen Seele: Wirf dein Vertrauen auf Gott nicht weg, es hat eine große Belohnung. Behüte mich vor der Spielſucht, vor windigen Pla- nen, auf unrechte Art Geld zu gewinnen, und vor der ge- fährlichen Verſuchung nach Reichthum. Wenn alle Menſchen immer gegen einander ringen, ſo lehre mich, weiſe und gut werden, und nur deinen Bey- fall hoch ſchätzen. Du wirſt das Auge, das ſich müde geweint hat, ab- trocknen; du wirſt das graue Haupt, das zum Aſchen- krug herabſinkt, einſt erheben, und mit der Krone der Tugend zieren. Für die Verherrlichung deiner Kirche, für den Sieg der Wahrheit, für die Bekehrung der Ungläubigen, für die Erleuchtung der Böſen, für die Ruhe Europens, für den goldenen Frieden in Teutſchland, für das Glück der Menſchenwelt flehe ich dich an, Quelle aller guten und vollkommnen Gaben! Daß doch Gottſeligkeit, Gewiſſenhaftigkeit, Emſig- keit, Sittſamkeit und Häuslichkeit nicht ganz untergehe unter uns! Daß ſtatt der Verzärtelung, ſtatt der gekün- ſtelten Empfindſamkeit, ſtatt der Ueberverfeinerung, ſtatt der unbeſcheidenen Prachtliebe, wahre Religion, redliche Tugend-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/21
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/21>, abgerufen am 21.11.2024.