Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Menschenliebe des Erlösers. oft einschränkt, und hindert, denket daran, daß sie oftnoch weit mehr, als viele unter den Zuhörern, die Bür- den Cerimonien etc. stößt, der erinnre sich, daß sein Ge-
schmack doch nicht allgemein ist, daß man, wofern man nicht etwas von andern leiden und übersehen kann, in keine Gesellschaft, auf keine Universität, in kein Concert, an keinen Hof, in keine Auberge etc. gehen, und zuletzt aus der Welt wandern müßte. Aber wie Secker sagt, gerade die, so am wenigsten kommen, klagen am meisten über Mängel und Unvellkommenheiten, (s. Engl. Pred. Biblioth. Th. V.) Der Rechtschaffene ehrt das Gute in der Welt, wo er es findet, hilft ihm auf, verbessert es, trägt zu seiner Verbreitung gerne alles mögliche bey; al- les, was durch Menschenmund und Menschenhände geht in der Welt, wird freylich verstellt, und bekommt Fle- cken, aber deswegen bleibt das Wort Gottes doch im- mer noch eine Kraft selig zu machen, alle die dar- an glauben. (Röm. 1, 16.) China und Rhabarber thun mir vortreffliche Dienste, und wenn mir sie ein Kranken- wärter giebt, der in seinem Leben kein Wort von der Botanik oder Arzneywissenschaft gehört hat -- daraus folgt aber nicht daß nicht, die Väter, Vorsteher und Lehrer der protestantischen Kirche sich ein Geschäft daraus machen sollten, den Gottesdienst der Christen vom Schlendrian, von unverständlichen, zweydeutigen, anstößigen und auf- fallenden Gebetsformeln, von schädlichen und unnützen Liturgien zu reinigen, und ihm mehr edle Einfalt, und an andern Orten mehr Mannichfaltigkeit und Nutzbarkeit zu verschaffen. Herr Zollikofer hat einen rühmlichen Anfang gemacht mit Verbesserungen der Gebete, aber es giebt große Gegenden, wo man von allem dem, was in der gelehrten Welt vorgeht, vor lauter Zehendein- sammlen nichts weiß. Allein, was sagt der Apostel: Laßt Menſchenliebe des Erlöſers. oft einſchränkt, und hindert, denket daran, daß ſie oftnoch weit mehr, als viele unter den Zuhörern, die Bür- den Cerimonien ꝛc. ſtößt, der erinnre ſich, daß ſein Ge-
ſchmack doch nicht allgemein iſt, daß man, wofern man nicht etwas von andern leiden und überſehen kann, in keine Geſellſchaft, auf keine Univerſität, in kein Concert, an keinen Hof, in keine Auberge ꝛc. gehen, und zuletzt aus der Welt wandern müßte. Aber wie Secker ſagt, gerade die, ſo am wenigſten kommen, klagen am meiſten über Mängel und Unvellkommenheiten, (ſ. Engl. Pred. Biblioth. Th. V.) Der Rechtſchaffene ehrt das Gute in der Welt, wo er es findet, hilft ihm auf, verbeſſert es, trägt zu ſeiner Verbreitung gerne alles mögliche bey; al- les, was durch Menſchenmund und Menſchenhände geht in der Welt, wird freylich verſtellt, und bekommt Fle- cken, aber deswegen bleibt das Wort Gottes doch im- mer noch eine Kraft ſelig zu machen, alle die dar- an glauben. (Röm. 1, 16.) China und Rhabarber thun mir vortreffliche Dienſte, und wenn mir ſie ein Kranken- wärter giebt, der in ſeinem Leben kein Wort von der Botanik oder Arzneywiſſenſchaft gehört hat — daraus folgt aber nicht daß nicht, die Väter, Vorſteher und Lehrer der proteſtantiſchen Kirche ſich ein Geſchäft daraus machen ſollten, den Gottesdienſt der Chriſten vom Schlendrian, von unverſtändlichen, zweydeutigen, anſtößigen und auf- fallenden Gebetsformeln, von ſchädlichen und unnützen Liturgien zu reinigen, und ihm mehr edle Einfalt, und an andern Orten mehr Mannichfaltigkeit und Nutzbarkeit zu verſchaffen. Herr Zollikofer hat einen rühmlichen Anfang gemacht mit Verbeſſerungen der Gebete, aber es giebt große Gegenden, wo man von allem dem, was in der gelehrten Welt vorgeht, vor lauter Zehendein- ſammlen nichts weiß. Allein, was ſagt der Apoſtel: Laßt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0226" n="220"/><fw place="top" type="header">Menſchenliebe des Erlöſers.</fw><lb/> oft einſchränkt, und hindert, denket daran, daß ſie oft<lb/> noch weit mehr, als viele unter den Zuhörern, die Bür-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/><note next="#n03e" xml:id="n03d" prev="#n03c" place="foot" n="*)">Cerimonien ꝛc. ſtößt, der erinnre ſich, daß ſein Ge-<lb/> ſchmack doch nicht allgemein iſt, daß man, wofern man<lb/> nicht etwas von andern leiden und überſehen kann, in<lb/> keine Geſellſchaft, auf keine Univerſität, in kein Concert,<lb/> an keinen Hof, in keine Auberge ꝛc. gehen, und zuletzt<lb/> aus der Welt wandern müßte. Aber wie <hi rendition="#fr">Secker</hi> ſagt,<lb/> gerade die, ſo am wenigſten kommen, klagen am meiſten<lb/> über Mängel und Unvellkommenheiten, (ſ. <hi rendition="#fr">Engl. Pred.<lb/> Biblioth. Th.</hi> <hi rendition="#aq">V.</hi>) Der Rechtſchaffene ehrt das Gute in<lb/> der Welt, wo er es findet, hilft ihm auf, verbeſſert es,<lb/> trägt zu ſeiner Verbreitung gerne alles mögliche bey; al-<lb/> les, was durch Menſchenmund und Menſchenhände geht<lb/> in der Welt, wird freylich verſtellt, und bekommt Fle-<lb/> cken, aber deswegen <hi rendition="#fr">bleibt das Wort Gottes doch im-<lb/> mer noch eine Kraft ſelig zu machen, alle die dar-<lb/> an glauben.</hi> (Röm. 1, 16.) China und Rhabarber thun<lb/> mir vortreffliche Dienſte, und wenn mir ſie ein Kranken-<lb/> wärter giebt, der in ſeinem Leben kein Wort von der<lb/> Botanik oder Arzneywiſſenſchaft gehört hat — daraus<lb/> folgt aber nicht daß nicht, die Väter, Vorſteher und Lehrer<lb/> der proteſtantiſchen Kirche ſich ein Geſchäft daraus machen<lb/> ſollten, den Gottesdienſt der Chriſten vom Schlendrian,<lb/> von unverſtändlichen, zweydeutigen, anſtößigen und auf-<lb/> fallenden Gebetsformeln, von ſchädlichen und unnützen<lb/> Liturgien zu reinigen, und ihm mehr edle Einfalt, und<lb/> an andern Orten mehr Mannichfaltigkeit und Nutzbarkeit<lb/> zu verſchaffen. Herr <hi rendition="#fr">Zollikofer</hi> hat einen rühmlichen<lb/> Anfang gemacht mit Verbeſſerungen <hi rendition="#fr">der Gebete,</hi> aber<lb/> es giebt große Gegenden, wo man von allem dem, was<lb/> in der gelehrten Welt vorgeht, vor lauter Zehendein-<lb/> ſammlen nichts weiß. Allein, was ſagt der Apoſtel:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Laßt</fw></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [220/0226]
Menſchenliebe des Erlöſers.
oft einſchränkt, und hindert, denket daran, daß ſie oft
noch weit mehr, als viele unter den Zuhörern, die Bür-
den
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*) Cerimonien ꝛc. ſtößt, der erinnre ſich, daß ſein Ge-
ſchmack doch nicht allgemein iſt, daß man, wofern man
nicht etwas von andern leiden und überſehen kann, in
keine Geſellſchaft, auf keine Univerſität, in kein Concert,
an keinen Hof, in keine Auberge ꝛc. gehen, und zuletzt
aus der Welt wandern müßte. Aber wie Secker ſagt,
gerade die, ſo am wenigſten kommen, klagen am meiſten
über Mängel und Unvellkommenheiten, (ſ. Engl. Pred.
Biblioth. Th. V.) Der Rechtſchaffene ehrt das Gute in
der Welt, wo er es findet, hilft ihm auf, verbeſſert es,
trägt zu ſeiner Verbreitung gerne alles mögliche bey; al-
les, was durch Menſchenmund und Menſchenhände geht
in der Welt, wird freylich verſtellt, und bekommt Fle-
cken, aber deswegen bleibt das Wort Gottes doch im-
mer noch eine Kraft ſelig zu machen, alle die dar-
an glauben. (Röm. 1, 16.) China und Rhabarber thun
mir vortreffliche Dienſte, und wenn mir ſie ein Kranken-
wärter giebt, der in ſeinem Leben kein Wort von der
Botanik oder Arzneywiſſenſchaft gehört hat — daraus
folgt aber nicht daß nicht, die Väter, Vorſteher und Lehrer
der proteſtantiſchen Kirche ſich ein Geſchäft daraus machen
ſollten, den Gottesdienſt der Chriſten vom Schlendrian,
von unverſtändlichen, zweydeutigen, anſtößigen und auf-
fallenden Gebetsformeln, von ſchädlichen und unnützen
Liturgien zu reinigen, und ihm mehr edle Einfalt, und
an andern Orten mehr Mannichfaltigkeit und Nutzbarkeit
zu verſchaffen. Herr Zollikofer hat einen rühmlichen
Anfang gemacht mit Verbeſſerungen der Gebete, aber
es giebt große Gegenden, wo man von allem dem, was
in der gelehrten Welt vorgeht, vor lauter Zehendein-
ſammlen nichts weiß. Allein, was ſagt der Apoſtel:
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