Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Unterredungen mit Gott. Nimm dies Herz an, und bilde es ganz nach deinen Erweise unserm Zeitalter die Gnade, daß alle dürre Gott! das tägliche Schauspiel von so vielen Elen- wird
Unterredungen mit Gott. Nimm dies Herz an, und bilde es ganz nach deinen Erweiſe unſerm Zeitalter die Gnade, daß alle dürre Gott! das tägliche Schauſpiel von ſo vielen Elen- wird
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Unterredungen mit Gott.
Nimm dies Herz an, und bilde es ganz nach deinen
Abſichten. Lenke meine liebſte Geſinnungen und Em-
pfindungen nach deinem Willen, laß mein Wallen auf
Erden Nachahmung deines Sohnes und unſer Ende ſe-
liger Uebergang zu dir ſeyn.
Erweiſe unſerm Zeitalter die Gnade, daß alle dürre
und unnütze Kleinigkeiten aus dem Religionsbuche weg-
geworfen, und alles auf den feſten Grund deines göttli-
chen Worts gebaut werden möge.
Gott! das tägliche Schauſpiel von ſo vielen Elen-
den, Armen, Troſtloſen, Schmachtenden und Mishan-
delten iſt uns, die wir an dir ſehen, was Liebe für andre
iſt, wie ein Brand in der Bruſt. Wie viele klägliche
Seufzer ſteigen ungeſehen und ungehört über die Erde
empor! Und wie viele verhaltene Thränen ſtürzen dem
Menſchenfreund entgegen, ſo bald er ſich da zeigt, wo
der Tand und das Gewühl der Menſchen aufhört! Wie
viele verkaufte Menſchen tragen jenſeits der Meere die
eiſerne Kette der Sclaverey, der Mißhandlung, und der
Barbarey! Wie viele Menſchen fallen dem Geiz, der
Gewinnſucht in die Hände, und dürfen es von dem Au-
genblick an nicht mehr wiſſen, daß ſie Mitmenſchen,
Mitunſterbliche ſind! Wie viele Menſchen, die des Son-
nenſtrahls nicht werth ſind, der auf ſie fällt, raſen im
Staat Gottes, wie Raubthiere, und treten auf den
Trümmern der Bedaurenswürdigen herum, die ſie un-
glücklich gemacht haben! Steigen nicht viele durch La-
ſter? Fallen nicht andre durch ihre Tugend? Wer nimmt
ſich ſo mancher Hülfloſen an, die Wolluſt und Treuloſig-
keit des Nichtswürdigen geſtürzt hat? Und wie ſchwer
wird
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