Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Unterredungen mit Gott.
vergessene Verdienst wird gerühmt, jede verborgene That
wird belohnt werden. Dann werden die lügenhaften Zei-
chen der irrdischen Größe verschwinden. Lasterhafter!
dann wird dich Finsterniß nicht mehr bedecken. Dann
wird es offenbar, daß unter allem Volk, wer Gott fürch-
tet und recht thut, ihm angenehm ist!

Gewöhne mich, mich selber immer mehr zu verbes-
sern, im Glauben an den Erlöser fester, in der De-
muth reiner, im Gehorsam williger zu werden. Bringe
meine Seele immer mehr in Uebereinstimmung mit dir,
und laß es mir immer leichter werden, mit einem Her-
zen voll kindlicher Anhänglichkeit an dich auch bey den
schwersten Vorfällen dich, als meinen Schöpfer und Va-
ter, zu verehren.

Lehre mich, an meinem täglichen Beruf Freude fin-
den, die ausschweifenden Wünsche des Herzens dämpfen,
und mir deine Führungen gefallen lassen, damit mir das
Leben desto angenehmer, die Seele desto schöner werden
möge.

Wenn ich so in stiller Mitternacht von allem, was
wir auf der dunkeln Erde haben, kennen, und genießen,
ungesättigt zurückkomme -- dann freue ich mich, daß
ich noch zu einer lohnvollen Welt bestimmt bin.

Auf dem Königsthron sagte David zu dir: Jch
hoffe darauf, daß du gnädig bist, mein Herz freuet sich,
daß du so gerne hilfst.

So oft mir die Einrichtungen der Welt mißfallen,
so oft ich unter der Kurzsichtigkeit, unter der Schwäche
andrer Menschen leide, wenn ich überall Neid und Wi-
dersprüche finde; so laß mich daran sehen, wie viele Ar-

beit,

Unterredungen mit Gott.
vergeſſene Verdienſt wird gerühmt, jede verborgene That
wird belohnt werden. Dann werden die lügenhaften Zei-
chen der irrdiſchen Größe verſchwinden. Laſterhafter!
dann wird dich Finſterniß nicht mehr bedecken. Dann
wird es offenbar, daß unter allem Volk, wer Gott fürch-
tet und recht thut, ihm angenehm iſt!

Gewöhne mich, mich ſelber immer mehr zu verbeſ-
ſern, im Glauben an den Erlöſer feſter, in der De-
muth reiner, im Gehorſam williger zu werden. Bringe
meine Seele immer mehr in Uebereinſtimmung mit dir,
und laß es mir immer leichter werden, mit einem Her-
zen voll kindlicher Anhänglichkeit an dich auch bey den
ſchwerſten Vorfällen dich, als meinen Schöpfer und Va-
ter, zu verehren.

Lehre mich, an meinem täglichen Beruf Freude fin-
den, die ausſchweifenden Wünſche des Herzens dämpfen,
und mir deine Führungen gefallen laſſen, damit mir das
Leben deſto angenehmer, die Seele deſto ſchöner werden
möge.

Wenn ich ſo in ſtiller Mitternacht von allem, was
wir auf der dunkeln Erde haben, kennen, und genießen,
ungeſättigt zurückkomme — dann freue ich mich, daß
ich noch zu einer lohnvollen Welt beſtimmt bin.

Auf dem Königsthron ſagte David zu dir: Jch
hoffe darauf, daß du gnädig biſt, mein Herz freuet ſich,
daß du ſo gerne hilfſt.

So oft mir die Einrichtungen der Welt mißfallen,
ſo oft ich unter der Kurzſichtigkeit, unter der Schwäche
andrer Menſchen leide, wenn ich überall Neid und Wi-
derſprüche finde; ſo laß mich daran ſehen, wie viele Ar-

beit,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="34"/><fw place="top" type="header">Unterredungen mit Gott.</fw><lb/>
verge&#x017F;&#x017F;ene Verdien&#x017F;t wird gerühmt, jede verborgene That<lb/>
wird belohnt werden. Dann werden die lügenhaften Zei-<lb/>
chen der irrdi&#x017F;chen Größe ver&#x017F;chwinden. La&#x017F;terhafter!<lb/>
dann wird dich Fin&#x017F;terniß nicht mehr bedecken. Dann<lb/>
wird es offenbar, daß unter allem Volk, wer Gott fürch-<lb/>
tet und recht thut, ihm angenehm i&#x017F;t!</p><lb/>
        <p>Gewöhne mich, mich &#x017F;elber immer mehr zu verbe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern, im Glauben an den Erlö&#x017F;er fe&#x017F;ter, in der De-<lb/>
muth reiner, im Gehor&#x017F;am williger zu werden. Bringe<lb/>
meine Seele immer mehr in Ueberein&#x017F;timmung mit dir,<lb/>
und laß es mir immer leichter werden, mit einem Her-<lb/>
zen voll kindlicher Anhänglichkeit an dich auch bey den<lb/>
&#x017F;chwer&#x017F;ten Vorfällen dich, als meinen Schöpfer und Va-<lb/>
ter, zu verehren.</p><lb/>
        <p>Lehre mich, an meinem täglichen Beruf Freude fin-<lb/>
den, die aus&#x017F;chweifenden Wün&#x017F;che des Herzens dämpfen,<lb/>
und mir deine Führungen gefallen la&#x017F;&#x017F;en, damit mir das<lb/>
Leben de&#x017F;to angenehmer, die Seele de&#x017F;to &#x017F;chöner werden<lb/>
möge.</p><lb/>
        <p>Wenn ich &#x017F;o in &#x017F;tiller Mitternacht von allem, was<lb/>
wir auf der dunkeln Erde haben, kennen, und genießen,<lb/>
unge&#x017F;ättigt zurückkomme &#x2014; dann freue ich mich, daß<lb/>
ich noch zu einer lohnvollen Welt be&#x017F;timmt bin.</p><lb/>
        <p>Auf dem Königsthron &#x017F;agte David zu dir: Jch<lb/>
hoffe darauf, daß du gnädig bi&#x017F;t, mein Herz freuet &#x017F;ich,<lb/>
daß du &#x017F;o gerne hilf&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>So oft mir die Einrichtungen der Welt mißfallen,<lb/>
&#x017F;o oft ich unter der Kurz&#x017F;ichtigkeit, unter der Schwäche<lb/>
andrer Men&#x017F;chen leide, wenn ich überall Neid und Wi-<lb/>
der&#x017F;prüche finde; &#x017F;o laß mich daran &#x017F;ehen, wie viele Ar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">beit,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0040] Unterredungen mit Gott. vergeſſene Verdienſt wird gerühmt, jede verborgene That wird belohnt werden. Dann werden die lügenhaften Zei- chen der irrdiſchen Größe verſchwinden. Laſterhafter! dann wird dich Finſterniß nicht mehr bedecken. Dann wird es offenbar, daß unter allem Volk, wer Gott fürch- tet und recht thut, ihm angenehm iſt! Gewöhne mich, mich ſelber immer mehr zu verbeſ- ſern, im Glauben an den Erlöſer feſter, in der De- muth reiner, im Gehorſam williger zu werden. Bringe meine Seele immer mehr in Uebereinſtimmung mit dir, und laß es mir immer leichter werden, mit einem Her- zen voll kindlicher Anhänglichkeit an dich auch bey den ſchwerſten Vorfällen dich, als meinen Schöpfer und Va- ter, zu verehren. Lehre mich, an meinem täglichen Beruf Freude fin- den, die ausſchweifenden Wünſche des Herzens dämpfen, und mir deine Führungen gefallen laſſen, damit mir das Leben deſto angenehmer, die Seele deſto ſchöner werden möge. Wenn ich ſo in ſtiller Mitternacht von allem, was wir auf der dunkeln Erde haben, kennen, und genießen, ungeſättigt zurückkomme — dann freue ich mich, daß ich noch zu einer lohnvollen Welt beſtimmt bin. Auf dem Königsthron ſagte David zu dir: Jch hoffe darauf, daß du gnädig biſt, mein Herz freuet ſich, daß du ſo gerne hilfſt. So oft mir die Einrichtungen der Welt mißfallen, ſo oft ich unter der Kurzſichtigkeit, unter der Schwäche andrer Menſchen leide, wenn ich überall Neid und Wi- derſprüche finde; ſo laß mich daran ſehen, wie viele Ar- beit,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/40
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/40>, abgerufen am 21.11.2024.